Nabend Leute,
gestern konnte ich mir auf der German Rail in Bremen (Modellbahn-Messe) einen großen Traum erfüllen.
Träume muss man schließlich erfüllen.. man weiß nie ob sie wieder kommen.. oder so ähnlich war das doch

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Wie vielleicht der ein oder andere weiß habe ich ja neben alten Radios noch ein anderes Hobby:
Modellbahn, Märklin. Mittlerwele hat sich in Spur 00/H0 (Maßstab 1:87) ein Fuhrpark von fast 50 Lokomotiven und über 150 Wagen angehäuft. Aus den späten 30ern bis 70er Jahren. Etwas Spur Z (Maßstab 1:220) ist auch noch vorhanden (fast ein Dutzend Lokomotiven undetwa 40 Waggons).
Im September hatte ich zwei Mobakumpels in Osnabrück auf der Modellbau Osnabrück getroffen, die hatten eine riiiesen Ausstellungsanlage, Spur 0 (Maßstab 1:43,5, Spurweite 32mm) und 1 (Maßstab 1:32, Spurweite 45mm). Ich war fasziniert.
Ende November besuchte mich dann ein Mobakumpel mit seiner Spur 0, und wir bauten die hier auf, dazu satter Röhrensound, man fühlte sich mehr als ein halbes Jahrhundert zurückversetzt.
Und dann kam dieses "blöde" "haben wollen, bitte bitte!!"
Hatte dann "zwischen den Jahren" in den ebay Kleinanzeigen was entdeckt.. au backe.. eine Startpackung, Baujahr 1946, Dampflok mit Tender (Uhrwerksantrieb), drei Personenwagen, Gleisoval, Schlüssel um die Lok aufzuziehen.. das wars. 250€ sollte es kosten.
Ich zu meiner Regierung (Mama und Papa), Antrag gestellt, abgelehnt, O-Ton "Noch eine neue Spurweite, und so viel Geld, das machst Du nicht bevor Du hier ausziehst!"
Traum erstmal auf Jahre geplatzt. Peng.
Aber es kam anders..
Gestern traf ich meine beiden Kollegen auf der Messe wieder, sie hatten wieder diese riiiiesen Anlage aufgebaut.
Und ich durfte sogar selbst am Regler drehen, und tausende von Euros durch die Gegend fahren..
Und dann sah ich auf einer Ecke der Anlage eine Dampflok mit Tender (Elektroantrieb), einen Postwagen, zwei Personenwagen, und unter der Anlagen eine Kiste mit Gleisen und Trafo liegen.
Ich fragte dann mal was denn damit sei.
Ich erfuhr, das gestern morgen jemand vorbei kam, der den "Kram" koswerden wollte. Meine Kollegen gaben ihm 170€ dafür.
Ich machte mal etwas *liebguck* und fragte meine Kollegen, ob sie das denn wohl wirklich brauchen würden..
Ich mein.. ich war so ganz ohne meine Regierung da, keinen "Aufpasser"..
Und ja, es war abzugeben. 170€ der Preis.
Erstmal haben wir die Lok aufs Gleis gestellt. Und wie die abging! Die "rannte" los wie die Feuerwehr.
Laut Vorbesitzer, der die morgens abgegeben hatte, wurde die Bahn seit den 60ern nicht mehr bewegt. Ein Stecker mit Schutzkontakten war schon dran, passt also in heutige Steckdosen.
Den Trafo haben wir aber vorsichtshalber dort erstmal nicht getestet.
Jedenfalls, ich überlegte lange, und wurde schwach. Hatte aber nicht mal genug Geld mit, musste anschreiben lassen. Hälfte konnte ich zahlen, Rest demnächst.
Nun will ich euch nicht noch länger auf die Folter spannen, vorab aber dennoch ein paar Infos, bevor es dann Bidler gibt.
Die bahn die ich jetzt bekommen habe wurde in den 30er jahren des letzten Jahrhudnerts so als Startpackung verkauft. Hersteller ist die Firma Doll & Co (Abkürzung "DC"). Die Firma Doll wurde 1898 in Nürnberg gegründet und baute anfangs mobile Dampfmaschinen. Ab den 1920er Jahrend ann auch Modelleisenbahnen. 1930 hatte das Unternehmen 250 Mitarbeiter. Doch 1938 wurde die Firma Doll von dem Hersteller Fleischmann übernommen. Die Firmengründer der Firma Doll waren Juden, und entgingen mit der Übernahme durch Fleischmann der Zwangsenteignung durch das NS-Regime. Die Firmengrüder wanderten aus in die USA und ließen sich nach dem zweiten Weltkrieg und dem Untergang des NS-Regimes ihre Anteile in Bar auszahlen, nachdem Fleischmann ihnen die Firma zurückgeben wollte, was diese jedoch ablehnten. Somit existiert der Name "Doll & Co" seit 1938 - also 75 Jahren - nicht mehr.
Aber nun endlich zu meiner Bahn
Als erstes einmal die Lokomotive, als Vergleich habe ich mal eine EL 84 Endröhre dazugestellt, zum Größenvergleich für Euch.

Von vorne - das dicke Weiße Ding ist übrigens die Stirnbeleuchtung. Das kann man auch noch Beleuchtung nennen. Leuchtet gut aus. Wäre die Birne eine klare, hui!

Der Motor, das ist ein "Brecher"! Ganz simpel gemacht, in den Führungen liegen die Kohlen die an dem Kollektor schleifen. In der Führung istd ann noch eine Feder und dann wird hinten eine Kappe aufgeschraubt, desto fester man sie schraubt desto höher ist der Anpressdruck.

Das Doll & Co Firmenzeichen. gefahren wird mit 20V (Wechselstrom) - siehe Aufdruck.

Hider die Getriebeseite.

Das sind mal ordentliche Schleifer. Schon ordentlich abgenutzt.

Mit diesem hier herausschauenden Hebel wechselt man die Fahrrichtung. Hebel raus - vorwärts. Hebel reindrücken - rückwärts. Wo für die zwei Buchsen oben sind weiß ich noch nicht, könnte mir vorstellen, das man daran eine Zugbeleuchtung anschließen kann.

Hier der Tender zur Lok:

Die Andeutung der Kohle im Tender - alles Blech!

Räder Bakelit und dei Achsen metall. Musste die erstmal kleben, damit die wieder auf der Achse halten.

Hier der eine Personenwagen. Dieser ist 2x dabei.

Die Kupplungen sind eine ziemliche Wurschtelei. Nix mit Wagen aneinander fahren = eingekuppelt wie in H0 mit der Bügelkuplung. Nene, hiedr kuppelt man von Hand an!

Von unten - für Räder und Achsen gilt das selbe wie bei Tender der Lok. Gilt auch für alle nachfolgenden Wagen.

nach Abnahme des Daches sieht man noch ein zusätzliches Blech zur Stabilisierung.

Dreht man es um sieht man das: Es ist eindeutig aus Resten gefrickelt. Scheinen "Eingang" Schilder eines Bahnhofs zu sein.

Dann war noch ein Postwagen dabei in schickem grün:

Schiebetüren mit seperat angebrachtem Griff und zum Öffnen:


Nun zu den Gleisen. Die sind genial. Die drei Schienen werden über Stifte verbunden. Die Stifte sind je in einer Schiene fest drin, und werden dann mit der anderen zusammengesteckt.. Die Klammer, unter dem Pin zu sehen, ist aber das geniale..

So sieht es aus wenn zwei Schienen zusammengesteckt sind - hält bombenfest.

Die Klammer von unten:

Hier die Anschlussschiene. Sie wird einfach angeklemmt.

Zehn Gleise sind dabei. Zwei Geraden und acht Gebogene. Ergibt ein Oval.
Aber irgendwoher muss das ganze "Saft" bekommen.. schaut her.
Stufenlose Geschwindigkeitsregelung gabs da noch nicht.
Original war es wohl olgendermaßen:
Ganz linker Kontakt 0V, rechts daneben 20, dann 18, 16 und 14.
Da sich dei Netzspannung ja etwas erhöht hat konnte ich 0, 20,8, 18,6, 16,4 udn 14,4 messen.
Wieso nach 0V direkt 20V kommt, und es nicht langsam ansteigt ist leicht zu erklären. Um die Masse eines Spur 0 Zuges in Bewegung zu setzen wird ein hoher Anfahrspannung benötigt. Nach einigen Sekunden kann man auf Mittelstellung stellen und es läuft gut.

Typenschild:

Hier der Stekcer der dran war. Schon mit Schutzkontakt. Geerdet ist der Trafo aber nicht. Er hat nicht mal eine Buchse, wo man diese anschließen könnte. Das originale Stoffkabel ist sehr gut erhalten. "Ribbelt" nirgendwo auf, ist nicht "matschig" - wie neu!

Bevor ich den Trafo angeschlossen habe, habe ich ihn mit Herberts Hilfe (via Chat) durchgemessen (soweit es für ich möglich war). Es gab keine Auffälligkeiten.
Hier einmal der Zug mit "Standlicht", Spannugn auf 14V eingestellt. Da fährt dann nix mehr.

Und ab die Fahrt!

Eisenbahn bei Nacht!

Übrigens verbraucht der Trafo im Leerlauf 12W. Unter Last (Mittelstellung beim Trafo und fahrender Lok) leigt der verbrauch bei 30W.
Man, bin ich glücklich. Das glaubt ihr gar nicht. Das ich die Lok gestern Abend nicht mit ins Bett genommen habe.. war auch echt alles

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Irgendwie hat die eletrische Modelleisenbahn ja schon was gutes.
Sie wird auch in 100 Jahren noch betriebsbereit sein, Strom wird es wohl immer geben!
mfg Tim