Hallo Röhrenbastler,
ich gedenke, zum Einstieg eine Bastelarbeit von mir einzustellen. Fragen, Anregungen und evtl. Nachbauten sind ausdrücklich erwünscht.
Im Nachbarforum (
https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=13863 ) habe ich vor einiger Zeit etwas ähnliches eingestellt, allerdings mit Vorstufe. Im Netz stieß ich auf eine Schaltung mit einspuligen Filtern, was auch sehr gut geht:
http://www.elektronik-labor.de/HF/Super2SH27.html . Stephan Laage-Witt benutzt hier die 2SH27L-Pentoden.
Einen schon vorhandenen Rückkopplungsempfänger mit P2000er Röhren hatte ich noch. Ich brauchte also nur eine neue Chassisplatte machen. Dabei probierte ich die Röhren kopfüber einzusetzten. In einem Bild eines Notradios aus den Vierzigern entdeckte ich noch ringförmige Schlitze um den Röhrensockel. Das ist sehr praktisch. Ein weiteres Ziel war es, keinen bunkermäßigen Chassisaufbau zu machen.
Die Eingangsstufe mischt das Oszillatorsignal von Röhre 2 über das Bremsgitter ein. Das geht sehr gut. Anfangs hatte ich die drei ZF-Filterspulen auch selbst gewickelt. Besonders auf den höheren KW-Frequenzen kam der Oszillator nicht zum Schwingen. Ich sah allerdings noch keinen Zusammenhang mit den Filterspulen. Da die
Bandbreite ziemlich groß war, versuchte ich in der Not, gebrauchte
Kreuzwickelspulen zu verwenden. Das ist wegen dem Löten nicht ganz so einfach! Die Litzendrähtchen waren damals emailliert. (Ich kratze mit einem stumpfen(!) Küchenmesser die Emaille ab und verzinne dann.) Davon kam man dann später ab und isolierte die Drähtchen mit Lack (CuL). Mit dem Dipmeter, beim Selbstbau m.E. unerläßlich, ermittelte ich den Parallelkondensator für die Krezwickelspulen. Nach erfolgtem Umbau ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Oszillatorspule für KW II habe ich zwecks besserem Schwingungseinsatz noch in Kammern gewickelt, obwohl das bei 10 - 12 Windungen gar nicht nötig erschien.
Die Schaltung selbst ist eigentlich sehr einfach und übersichtlich. Der einzige Bezug zur etwas moderneren Technik sind die zwei Germaniumdioden zur Demodulation und Regelspannungserzeugung. Röhre 1 und Röhre 3 sind P2001er, bekanntlich Regelröhren. Das heißt je nach Signalstärke schwankt die negative Regelspannung und steuert so die Verstärkung über den Gitterableitwiderstand. Das war halt ein Versuch, der sich aber bewährt hat. Bei Röhre 4 könnte man den Gitterableitwiderstand auch noch zur Regelspannungsleitung führen, benötigt dann aber noch eine 2001er. Das Fading (dt. Schwund) auf höherer MW und KW hält sich so in Grenzen.
Die NF-Vorstufe habe ich später als Triode geschaltet, um das Netzbrummen zu reduzieren. Das hat schon was gebracht. Die Anodenspannung der Vorstufenröhre liegt bei sehr niedrigen 40 V. Damit werden Verzerrungen verhindert, sehr wichtig. Mein Netzgerät wurde noch mit einem Ladewiderstand und zwei Cs versehen. Jetzt ist kaum noch ein Brummen zu vernehmen. Als Übertrager dient einfach ein kleiner Trafo 12 V/230 V. Die 12 V-Seite zeigt zum Lautsprecher.
Der Überlagerer ist ein Oszillator, der ein 460Hz-Signal über die Pluszuführung wild in die ZF einstreut. Der Anodenwiderstand wird so gewählt, daß der BFO nicht zu schwach und nicht zu stark wirkt. Mit einem Quetscher-Kondensator und entsprechender Serienschaltung kann man ein SSB-Signal auf z.B. 80m hörbar machen: Man regelt solange den BFO, bis aus der Donald-Duck-Stimme eine menschliche wird. Allerdings macht sich hier die fehlende Vorstufe bemerkbar. Die Amateure senden halt mit sehr kleiner Leistung, im Vergleich zu den AM-Rundfunksendern.
Beim mechanischen Aufbau war mir noch wichtig, daß die Spulen gut zugänglich und herausnehmbar sind. So war ein Umwickeln ggf. erforderlich. Beim Vorableich soll der Spulenkern vor der Wicklung sitzen, damit die Induktivität nach oben und unten verstellt werden kann. Man geht von einem vorhandenen Drehkondensator aus und macht dafür die Spulen. Für KW II sind allerdings 530 pF zuviel. Das ergibt eine schlechte Güte des Schwingkreises. Also wird die Kapazität mit Serienkondensator halbiert. Beim Oszillator muß es zwecks Gleichlauf noch etwas weniger sein, das kann man ausrechnen. Bei KW kommt es aber nicht so genau drauf an. Bei MW schon, sonst ist auf Bandmitte der Empfang wesentlich schlechter. Wenn die Eingangskreis- und die Oszillatorspulen etwas voneinander entfernt sitzen, ist eine Abschirmung nicht notwendig. Die Zuleitungen zum Wellenschalter und Drehko müssen aber so kurz wie möglich sein.
Beim Abgleich benutze ich außer dem bewährten Grundig-Meßsender AS2 einen digitalen Empfänger, der mir hilft, den Meßsender genau einzustellen. Jetzt kommt noch ein entscheidender Punkt: Schwingt der Oszillator überhaupt und wenn ja, oberhalb der Empfangsfrequenz? Das sagt mir das Dipmeter. Beim Abgleich empfängt man ja auch die Spiegelfrequenz und man kann eine falsche Skala eichen. Ganz zu Beginn der Inbetriebnahme habe ich nur die Endstufenröhre eingesetzt und mit dem Schraubenzieher (nach Heinz Richter) das Steuergitter berührt. Wenn man ein Brummen vernimmt, arbeitet auch die Röhre. So wird sich von hinten nach vorne gearbeitet. An die zweite ZF-Röhre koppele ich dann den Meßsender mit eingestellten 460 kHz an und gleiche das folgende Filter ab. Sind alle Röhren eingesetzt, kann man die ZF auch über den Antenneneingang einspeisen und die Filter abgleichen. Die Qualität der Filter erkennt man auch beim minimalen Verdrehen der Spulenkerne. Da muß sich die Lautstärke deutlich ändern. Hat man einmal die Filter sorgfältig abgeglichen, wird daran nichts mehr gestellt, denn sonst stimmen die Oszillatorfrequenzen auch nicht mehr.
Zum Schluß erstmal die beiden Schaltbilder: