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negative Gitterspannung
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Autor:  strabo [ Fr Jun 26, 2020 10:29 ]
Betreff des Beitrags:  negative Gitterspannung

Liebe Freunde,
wahrscheinlich habt ihr diese Frage schon hundertmal gehört,aber als Anfänger ist man nun mal eben noch kein Profi und weiß nicht alles.
Meine Frage :
wie wird z.B. eine negative Gitterspannung oder überhaupt eine neagtive Spannung erzeugt ? Wie macht man das praktisch am Beispiel einer Röhre ?
Grüße
Géza

Autor:  rolfm [ Fr Jun 26, 2020 11:06 ]
Betreff des Beitrags:  Re: negative Gitterspannung

Hallo Geza, das ist ganz einfach. Am Minuspol einer Stromquelle (z.B. Batterie oder Netzteil) herrscht Elektronenüberschuss. Die Elektronen "sind dichtgedrängt und möchten da weg". Wenn eine leitende Verbindung zum Pluspol (= Elektronenmangel) besteht, setzen sie sich in Bewegung und suchen den Ausgleich. Durch ein Vakuum (bei einer Röhre) können sie durch dieses auch "fliegen". Elektronen sind auch als "freie Elektronen" zwischen den Atomen eines Metallgitters vorhanden und "tanzen auf der Stelle". Wenn am Leiter eine Spannung angelegt wird, setzen sich alle freien Elektronen in Bewegung und driften zum Pluspol. Das nennen wir Strom.

Ich denke, so kann man gut verstehen, was sich im Mikrokosmos so abspielt.

Bei einer Röhre hat man den Gitterableitwiderstand. Er sitzt zwischen Gitter und Masse. Wird der Widerstand hoch gewählt (z.B. 1 MOhm), hat man am Gitter ein paar Volt negative Vorspannung.

Gruß, Rolf

Autor:  ELEK [ Fr Jun 26, 2020 11:06 ]
Betreff des Beitrags:  Re: negative Gitterspannung

Hallo,

interessantes Grundlagenthema, ich kenn hauptsächlich 4 Varianten:

- separate Erzeugung der neg. Gittervorspannung, Anlegen über rel. hochohmige Widerstände: Wird gern bei Hochleistungs-Endstufen gemacht, da am wenigsten Leistungsverlust, Nachteil: keine Stabilisierung beim "Durchgehen" einer Endröhre...

- automatische Gittervorspannungserzeugung: Einfügen eines Kathodenwiderstandes, der Anodenstrom der Röhre erzeugt an diesem eine Positive Spannung, da das Gitter über einen Widerstand nach Masse 0V-Potential hat, wirkt die pos. Kathodenspannung gegen Masse wie eine neg. Spannung des Gitters gegen Kathode (bitte aufzeichnen)
Nachteil: Leistungsverlust, und der Widerstand muß (meist, nicht immer!) durch einen Kondensator überbrückt werden, sonst Verstärkungsminderung durch Gegenkopplung und schlechteres Übertragungsverhalten bei HF-Schaltungen möglich

- halbautomatische Gittervorspannungserzeugung: Im Schienenstromzweig eines Gerätes oder einer Schaltung mit mehreren Röhren liegt ein Widerstand, der Schienenstrom erzeugt an diesem einen Spannungsfall, der als Gittervorspannung mit Teilern aufbereitet wird und jeder Röhre zugeführt wird. Es ist klar, daß die Röhre mit dem größten Anodenstrom die neg.- Spannung bestimmt, deshalb "halbautomatisch", die Röhren mit kleinen Anodenströmen bekommen also wiederum "feste" Gittervorspannung.
Bitte aufzeichnen: Die Masse (Bezugspotential) liegt also vor dem in die Minusleitung eingefügten Widerstand, der Minuspol des Gleichrichters ist davon isoliert und hat einige (10) V neg. Spannung gegen Masse. Kurzschlüsse dieser Spannung können vorkommen, mit Folge hoher Anodenstrom, Brummen, heiße Röhren. (der erste Glättungselko darf mit seinem Minuspol keine Masse bekommen, da er auf dem neg. Potential liegt!)

- Gittervorspannung mittels Anlaufstrom: ....Witzig, dazu gabs vor 10min beim Wumpus auch grad ne Frage...
ich bin mal so faul und kopier den wichtigen Grundlagentext hierein:
Anlaufstrom: Der Strom, der durch die kinetische Energie der emittierten Elektronen bedingt ist, die auf das Gitter aufschlagen, sie fließen über den hochohmigen Gitterableitwiderstand ab und erzeugen an ihm eine definierte neg. Spannung von einigen Volt, ist der Gitterableitwiderstand hochohmig, steigt das neg. Potential am g1 so lange, bis die Röhre sperrt = "zustopft", Anschluß eines Meßgerätes führt dann zum augenblicklichen Arbeiten der Stufe...
Erkennbar ist das an sehr hochohmigen Gitterableitwiderständen von 5...10...15 MOhm.
Hierbei erzeugt also die Röhre auch selbst die neg. Spannung, funktioniert nur bei Vorröhren, andere Vorteile sind mir jetzt nicht so bewußt, ich würde bei Vorstufenröhren eher die automatische Ug1-Erzeugung vorziehen...

...Hach ! Siehste ! Mir fällt grad ein, daß das bei einigen Röhren nicht geht, weil die Kathode für andere Systeme mitbenutzt wird (was z.B. auch aus gewissen anderen Gründen zur Entwicklung der EAF801 (oder so...) aus der EBF89 geführt hatte... siehe schöner Beitrag im Radiomuseum...).

Gruß Ingo

Autor:  Bernhard W [ Sa Jun 27, 2020 13:16 ]
Betreff des Beitrags:  Re: negative Gitterspannung

Ich versuche auch mal zu erklären, wie das oft gemacht wird.

strabo hat geschrieben:
... wie wird z.B. eine negative Gitterspannung oder überhaupt eine neagtive Spannung erzeugt ? Wie macht man das praktisch am Beispiel einer Röhre ?

Die Spannung am Gitter muss negativ sein bezüglich der Spannung an der Kathode.
Das macht man am einfachsten durch eine positive Spannung an der Kathode und Massepotential am Gitter.

Die positive Spannung an der Kathode erzeugt man am einfachsten durch einen Widerstand in der Kathodenleitung, durch den im Wesentlichen der Anodenstrom abfließt.
Massepotential am Gitter erzeugt man am einfachsten durch einen Widerstand vom Gitteranschluss nach Masse. Da der Gitterstrom sehr klein ist, darf der Widerstand sehr groß sein.

Bernhard

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