Hallo, Dampfradiofreunde,
Ein paar Tage frei, da bin ich wieder am restaurieren, soweit bei der Kälte möglich.
Diesmal ein Universal- Röhrenvoltmeter URV2, Baujahr 1968. Ein solches URV war nach meiner Lehrzeit mein erstes Meßinstrument im Betrieb. Solange ich als Service- Techniker arbeitete, habe ich immer Röhrenvoltmeter benutzt.
Ich habe 4 URV's, die arbeite ich auf, werde ich in Zukunft brauchen.
Also ran an das erste Gerät von den Dreien.
Eine Besonderheit der Geräte: URV2 hat viele Skalen übereinander, der jeweils durch die Bereichsschalter gewählte Meßbereich bekommt "seine" Skale beleuchtet.
Trotz des sehr langen Glaszeigers sind die URV sehr robust.
Durch die langen Skalen hervorragende Ablesegenauigkeit.
Als Röhrenvoltmeter haben die URV2 natürlich einen hohen Eingangswiderstand (12 MOhm).
Heute gibt es sicher Geräte mit noch höheren Werten, aber die URVs sind ausreichend und - Dank Röhrentechnik unverwüstlich- das wissen besonders Fernsehtechniker zu schätzen- die Röhre kriegt nicht mal dicke Backen, aber ein Voltmeter mit MOSFET- Eingang verzeiht keinen Fehler.
Tolle Sache: Ich wollte schon nach Tastköpfen suchen, habe eine kleine Sammlung, aber URV2 bringt seine eigenen mit, und die waren alle noch vorhanden: Ersatzsicherungen und Tastköpfe für die meisten Einsatzzwecke befinden sich an der abnehmbaren Rückwand: 1 HF-, 1 NF- und ein Spannungsteilerkopf, 1 Tastspitze mit Haken, 1 Verbindungskabel.
Eigentlich war es eher eine fachgerechte Wartung, an diesen Meßgeräten gibt's wenig zu restaurieren.
Das Gerät funktionierte, Skalenbeleuchtungen ok, nur war die Nullpunkteinstellung außerhalb des Einstellpoti- Bereichs, und der Zeiger zappelte nervös in der Weltgeschichte herum... da dürften mit Sicherheit die Lampen down sein, die Geräte liefen im Elektronik- Betrieb ("WF" = Werk für Fernsehelektronik, Berlin, Oberschöneweide, bekannter Röhrenhersteller) im Schichtbetrieb.
Ich habe, da vorhanden, ohne Diskussion gleich 2 neue Lampen eingesetzt, Meßtechnik ist mir das wert, Meßgeräte bekommen bei mir grundsätzlich neue Röhren, wenn irgend möglich, da versuche ich nicht, alte Röhren irgendwie noch verwenden zu können.
Vor dem Abnehmen der Frontplatte sind unbedingt die vorderen Einstellknöpfe (Nullpunkt, Widerstand/ Skalenende) zu lösen, ist eine winzige Madenschraube.
Einer der Knöpfe war lose, längs gespalten, da hatte jemand die Madenschraube zu sehr angezogen, habe ich mit Epoxydharz geklebt, mit Draht umwickelt, und nochmal Harz rauf. Nicht schön, aber von vorn nicht zu sehen.
Ein einziger Papier- Kondensator, ein "Gold- C" war drin, den habe ich prophylaktisch gewechselt.
Nachher mit dem URV gemessen: 300 MOhm. Nein, kein guter Wert für diese Kondis, die ich bisher als gut beurteilte. Das war offensichtlich höchste Zeit für den Wechsel.
Das schrieb ich ja schon einmal: Ich korrigiere meine Meinung über diese "Gold- C's"... jetzt, nach (in diesem Fall) 40 Jahren, ist wohl das Lebensende einer der besten Papierkondensatoren- Sorte erreicht.
Der Kitt der Instrument- Schutzscheibe war zerbröselt, Scheibe raus, abkratzen, mit angefeuchtetem Wattestäbchen Kittreste aus dem Meßwerksbereich und dem Rahmen holen, und von der Skale wischen.
Um den Glaszeiger nicht kaputtzumachen -das wäre ein kaum gutzumachender Schaden- habe ich zum Reinigen der linken Seite den Zeiger ans andere Ende der Skale befördert (in den Ohm- Bereich geschaltet).
Die Potis waren alle extrem schwergängig (in meiner Bastelkammer herrschen fast Außentemperaturen), sind aber auch nicht besonders gut auszubauen- und es sind immerhin 7 Stück- das mußte anders gehen: Ich habe das Gerät eine Nacht auf den Ofen gestellt, das brachte schon bessere Gängigkeit -Kälte ist wirklich Gift für Potis- dann mit der Injektionsspritze/ Kanüle Silikonöl ins Poti, sowie auf die Achse, direkt an der Einführung, dann Potis solange bewegen, bis sich leichte Gängigkeit einstellt.
Die Achsen der Bereichsschalter bekamen auch etwas Öl.
Dann die üblichen Reinigungsarbeiten an den Kreisschaltern. Sind die DDR- üblichen FEBANA- Schalter drin, aber eine große Bauform, mit starken Federn- die machen sowieso schon kaum Probleme, und sind mit dem Glasfaser- Radier gut zur Reinigung erreichbar.
Zum Schluß Nachgleich.
URV2 bietet eine eigene Eichspannung, der Wert ist auf einem Schildchen in der Skale vermerkt.
OK, Gerät fertig.
Aber- zum URV gehört noch ein kleines Kästchen: MUR1, das ist ein Strom- Meßzusatz.
Ja, ist etwas umständlich- die Geräte sind damals so gebaut worden, und Strommessungen benötige ich selten.
Glücklicherweise habe ich auch diese Kistlis zu URV2.
Da sind Buchsen, Widerstände und ein Kreisschalter drin. Kaum was zu machen... Kreisschalter reinigen, Probemessung- fertig.
Unterlagen für URV2 sind übrigens bei Raupenhaus.de saugbar.
Edi

3 URV's, die der Restaurierung harren

Für eines ist die Prüfkarte bei.

Rückwand mit Tastköpfen

Als erstes die Röhren getauscht.
ECC85 und STR 150/ 30

Die Knöpfe sind gut demontierbar, statt Made eine richtige Schraube drin

Die Skale, Brösel vom Scheibenkitt der Schutzscheibe drin

URV2 unten

Jeder Meßbereich hat "seine" Skale beleuchtet

Skale reinigen

Der FEBANA- Kreisschalter. Stark und solide.
Die vordersten Ebenen auf Keramik- Basisplatte- Top.

Die intern bereitgestellte Eichspannung steht auf einem Schildchen

Stellknopf, mit Epoxydharz hergerichtet

Die Stellknöpfe werden erst in die Frontplatte eingehangen,
dann die Frontplatte auifgesetzt, und die Madenschraube
in den Knöpfen festgezogen.

Der einzige Papier- C, Ein "Gold- C"

Jetzt ist ein Styroflexer drin

Der Strommeß- Vorsatz MUR1

MUR1 innen

Die Kontakte

Widerstände im Meßvorsatz

FEBANA- Kreisschalter

Seitlich: die Buchsen

URV2 einsatzbereit