Wie schön könnte unser Hobby sein, wenn man nicht immer wieder über Unwegbarkeiten
stolpern würde.
Eine der Unwegbarkeiten hört auf den Namen Philips. Als Sammler haben wir wohl alle
die Erfahrung gemacht, das ein Produkt mit seiner Servicefreundlichkeit und der Verfüg-
barkeit seiner Service-Unterlagen steigt oder fällt.
Während die Nachkriegsunterlagen für Rundfunk- und Fernsehempfänger weit verbreitet
sind (Vorkriegsunterlagen weniger, trugen sie doch die Aufschrift „Geheim“), sieht es
bei Werkzeugen, sprich Meßgeräten, also den Arbeitsmitteln mit denen sich Unternehmer
ihre Brötchen verdienen müssen sehr schlecht aus.
Das ich für meinen professionellen Luxus-Bildmustergenerator aus dem Jahr 1950 keine Unterlagen
auftreiben kann habe ich gefressen, zumal ein kein weiteres Gerät (offensichtlich europaweit –
gemäß Foren-Rundfrage) mehr gibt.
Absolut indiskutabel ist jedoch die Situation bei neuzeitlichen Arbeitsmitteln.
Meine Philips-Lötstation mit Absaugvorrichtung ist mangels Kundendienst irreparabel.
Natürlich hatte ich das Google-Orakel bemüht, in ganz Deutschland große Philips-Nieder-
lassungen angerufen – ohne positives Ergebnis.
Abenteuerlich waren die Antworten und die Abteilungen mit denen ich konfrontiert wurde.
In Aachen hat man mich der Abteilung Mitarbeiterverkauf verbunden; spreche ich chinesisch?
Geradezu schockierend waren meine Erfahrungen mit Philips-Hamburg, gleich zweimal habe
ich mich über eine 0800er-Nummer in verschiedene Abteilungen verbinden lassen.
Man berichtete mir nach interner Rückfrage das Philips-Meßgeräte seit vielen Jahren nicht
mehr durch den Kundendienst versorgt werden.
Zwei Firmen wurden mir genannt, die den Service jedoch übernehmen könnten.
Die erste Firma viel aus allen Wolken und teilte mir mit, das sie Netzwerke plane, Meßgeräte
und Arbeitsmittel würden jedoch nicht gewartet.
Die zweite Firma, Firma FLUKE, zeigte sich ebenfalls überrascht und bat mich, ihnen doch
schriftlich zu geben, daß die Firma Philips sie als autorisierten Service-Partner benennt.
Auf Anfrage teilte man mir mit, daß man in der Lage sei auch Philips-Meßgeräte zu reparieren, Philips-
Lötstationen jedoch nicht.
Natürlich hatte ich auch in einem niederländischen Forum nach Hilfe gesucht, meine Kritik
an der Firmenpolitik führte jedoch zur Löschung meines Beitrages.
Begründung: Das von mir zur Diskussion gestellte Gerät enthält keine Röhren. Der Sony-Farbfern-
seher eines anderen Forumlesers aber auch nicht!
Es gibt wohl nichts, was so direkt zu unserem Hobby gehört wie der Lötkolben, außer bei
Röhrenwechsel und Seilzugreparatur geht ohne ihn gar nichts!!!!!
Die niederländischen Sammler sind so extrem auf Philips gebürstet, daß sie sich auch noch ihre
Socken und Schuhe bei Philips kaufen würden.
Das Sch….-Ding hatte ich von einem Freund in Stockholm geschenkt bekommen und ihm war es
schon nicht gelungen über einen Freund der bei Philips-Stockholm tätig war, das Gerät reparieren
zu lassen.
Was macht eigentlich ein Industriebetrieb der 20 Stück davon im professionellen Einsatz hat?
Am besten in die Tonne kloppen!
Der Name Philips ist heute nur noch Geschichte, wie Grundig, sei denn man steht auf Senseo-Kaffee-
Maschinen.
Nach all dem Ärger und glücklosen Versuchen das Werkzeug wiederzubeleben, habe ich die
Errungenschaften der Firma Philips vor meinem geistigen Auge revue-passieren lassen.
Positiv-Liste:-Breitbandlautsprecher
-hochwertige Bildröhren (speziell für Dänemark gab es „long-live“ Bildröhren – gesetzlich vorgeschrieben?)
-hochwertige Elektronenröhren
Negativ-Liste:-Bowdenzüge die andere Hersteller nicht nötig hatten (angefangen vom Monoknopf der 30er bis
zu frühen UHF-Fernsehern bei denen zum Aufklappen des Chassis der Bowdenzug ausgehangen
werden muß – Danke!)
-Einweg-Bandfilter (entweder der Messingkern rutscht aus dem Klebefilm zwecks Selbstverstimmung
oder beim Versuch des Nachgleiches zerbricht das Gewinde)
-Hochspannungskonservenbüchse (Hochspannungstrafo mit PCB-haltigem Öl, vakuumverlötet,
irreparabel wenn die Röhren EY 51 in der Dose platt sind)
-miserabler Kundendienst für den kommerziellen Anwender
-Asbestringe an Lastwiederständen
-schwarze Teerknollenkondensatoren mit unleserlicher Beschriftung
Nein, von Philips-Meßgeräten und Werkzeugen habe ich die Nase voll und mit 2
Rundfunkempfängern in meiner Sammlung aus diesem Hause bin ich mehr als bedient.
Auch die Anzahl der Fernsehempfänger hält sich im erträglichen Rahmen.
Somit wünsche ich allen einen guten Rutsch!
Euer Fernsehjeck
