Hallo,
wegen Röntgenstrahlung, auch bei frühen Exemplaren, braucht sich auch keiner Sorgen zu machen.
SW- Geräte arbeiten mit Nachbeschleunigungsspannungen, also, was allgemein als Bildrohrhochspannung bezeichnet wird, von 11 bis max. 17KV. Da entsteht noch keine Röntgenstrahlung.
Farbbildröhren arbeiten im Bereich um 27 KV. Aber die Dinger sind dafür verdammt schwer. Und zwar deshalb, weil das Glas des Bildschirmteiles wegen des Implosionsschutzes so dick ist (ca. 2 bis 2,5cm), zum anderen, weil dieser Teil aus speziellem Bleiglas besteht. Alte, noch nicht dunkel eingefärbte Colorbildröhren haben eine grau- bis grünliche Glasfarbe. Das ist die charakteristische Farbe von Bleiglas. Ich arbeite als Medizintechniker in einem Krankenhaus und komme fast täglich mit unseren Röntgengeräten in Berührung. Die Sichtscheiben zwischen Röntgen- und Bedienungsraum haben fast den gleichen sogenannten "Bleigleichwert" wie die BR- Schirme. Man kann davon ausgehen, dass die o.g. Dicke des Schirmglases einem Bleigleichwert von 0,5mm starkem Blei (Pb) entspricht. Und da kommt selbst bei den Anodenspannungen von Röntgenröhren (35 bis 110KV
) nichts mehr durch.
Der Röhrenkolben (das ist das konische Teil der Röhre, nicht zu verwechseln mit dem Röhrenhals, wo das System drinsitzt und wo noch keine beschleunigte Strahlung auftritt) ist durch eine Röntgenstrahlen absorbierende Graphitbeschichtung abgeschirmt. Dort sollte man aber auch nicht dran rumkratzen, um die Schirmgüte nicht herabzusetzen.
Eigentlich muß an jeder Röhre ein Prüfaufkleber dranpappen, wo bestätigt wird, dass dieser Röhrentyp nach VDE, DIN oder in DDR- Geräten nach TGL eigensicher gegen auftretende Röntgenstrahlung abgeschirmt ist. Die Prüfnormnummern habe ich nicht zur Hand, da müßte ich erst Literatur wälzen.
Übrigens, bei Reparaturarbeiten unbedingt drauf achten, dass die Spannung der Horizontalendstufe, die über den Zeilentrafo auch die Nachbeschleunigungsspannung erzeugt, den im Stromlaufplan oder Servicemanual vorgeschriebenen Wert nicht überschreitet. Liegt der Wert wesentlich über der Norm, entsteht auch eine höhere Hochspannung, die eine "härtere" Röntgenstrahlung zur Folge haben kann, bei der die Röhrenkolbenabschirmung (eben das Graphit) dann doch nicht mehr ausreicht. Also unbedingt auf diese Spannung achten. Ansonsten viel Spaß mit den Röhreneulen!
Grüße
Wolfram