Hallo Eumagnus,
ich bewundere die Leute, die sich heute mit den alten Fernsehern beschäftigen - es ist aber leider absolut nicht mein Gebiet.
Ich kann Dir nur kurz eine Geschichte dazu erzählen. Ich bin ein Ossi und vor der Wende kostete der teuerste Farb-TV = 5990,- DDR Mark und war relativ schwer zu bekommen. Entweder hatten die Leute zuviel Geld, oder es wurden zu wenig hergestellt
Auch SW-TVs waren nicht sehr billig und als ich damals jung war, hatten andere Dinge Vorrang, wie z. Bsp. Wohnung, Auto und vieles mehr.
Natürlich hatte ich TV, sogar einen in Farbe - dank des einen Parteitages, da wurde beschlossen, das jung Vermählte einen zinnslosen Ehekredit in Höhe von 6000,- DDR Mark aufnehmen durften und das sogar noch rückwirkend für eine bestimmte Zeit! Und das passte genau bei uns und zack, wir hatten die Knete. Geld gab es nicht, das waren eher solche komischen Schecks, oder ein Schriftstück = weiß nicht mehr genau.
Dieser Kredit durfte aber nur für nützliche Wohnraumartikel genutzt werden, naja und im Konsumkaufhaus drehte man das schon, schrieb auf die Rechnung irgendwas anderes, also entsprechend und so hatte ich diesen teuren Farb-TV inklusive FB für 5990,- DDR Mark. Ich glaube den haben wir noch bis kurz nach der Wende abgezahlt. Als wir fertig waren, kauften wir dann auch bald den ersten Sony und ich verschenkte meinen guten RFT Farb-TV.
Aber da ich schon damals (lange vor der Wende) viel bastelte, wollte ich gerne einen zweiten haben - also klapperte ich meine Nachbarn ab und ließ mir alte ausrangierte SW-Fernseher schenken. Ja auch damals gab es schon ausrangierte Fernseher! Die Rembrandts, Dürer und Leningrad, die kuckte selbst ich nicht mehr an - die wollte damals schon keiner, heute sind sie wesentlich wertvoller. Ich wollte schon relativ moderne haben, so in Richtung Patriot und ähnlich baugleiche!
Ich hatte verschiedene Typen, stellte aber fest, das fast alle - zumindest RFT, wie ein Baukastensystem ähnlich aufgebaut waren. Einer hatte einen durchstimmbaren Tuner, der nächste einen Trommeltuner, einer nur VHF, ein anderer auch UHF. Auch waren die Gehäuse und die Bildröhrengröße unterschiedlich. Aber die Grundleiterplatte war bei etlichen Geräten identisch und passte auch mechanisch erstaunlich gut, fast überall rein. Elektronisch nahm ich es nicht so genau, weil ich eh keine tiefgreifende Ahnung hatte und an mehr erinnere ich mich auch nicht mehr so im einzelnen.
Also suchte ich mir die besten Teile / Baugruppen zusammen und obwohl ich nicht viel Ahnung von Elektronik habe und er spielte. Ich reinigte alles, schon damals mit zuviel Wasser - aber es ging im Großen und Ganzen, doch recht gut.
Auch baute ich die Bildröhren aus und reinigte diese. Einmal habe ich ein Ding gepoltert bekommen, das schmiss mich sogar in die Ecke und wenn ich nicht jung und gesund gewesen wäre, dann ...! Na jedenfalls wurden auch die Bildröhren, von ihrer Ablenkeinheit befreit und alles gewaschen. Ich weiß noch, die erste Röhre, die war außen mit einer schwarzen Schicht versehen, die wusch ich mühevoll ab, bis die Röhre wieder schön silbern funkelte. Ich erkannte aber dann, das dieses Schicht so sein muß und ich einen Fehler gemacht habe, aber auch diese Röhre brachte noch ein Bild!! Ich musterte die aber dann aus. Die anderen wurden vorsichtiger gereinigt - man lernt eben.
Fakt ist, ich bin mit den Röhren umgegangen, wie mit einem Sektglas, aber die sind nicht sooo empfindlich. Die halten mehr aus, wie man denkt - trotzdem würde ich mir das heute nicht mehr alles wagen, was ich damals gemacht habe. Die alten, verbrauchten / versauten Röhren entsorgte ich im Garten. Wir hatten da so ein Graben, dort legte ich sie rein und schmiss mit Mauersteinen. Jedesmal war meine Nase = Erdoberkannte und nichts passierte! Daneben?! Noch mal und es klirrte = das war alles, dabei hörte ich damals schon von Implosionen und Glassplitter, wie Schrapnelle! Aber eine Röhre, ja das war schon eher was, es gab einen gewaltigen Bums, ich war dann doch erstaunt. Und hinterher harkte ich die Splitter zusammen und entsorgte alles. Also vorne waren die Bildröhren vom Glas her sehr dick, deutlich über 10mm, aber hinten am Hals und nur dieser, doch relativ dünnwandig. Ich kann es heute nicht mehr schätzen, aber sie waren dort am empfindlichsten. Trotzdem konnte man sie am Hals tragen, aber mechanisch sollte man diese Stelle nicht beschädigen. Wenn ein Stein diese Stelle traf, passierte auch am wenigsten, der Hauptkörper war dann meist noch heil, obwohl der Hals ab war.
Und die Geräte baute ich dann wieder zusammen, dank der Baugruppen und Stecker, ging das alles recht einfach. Auch die Ablenkeinheit, die habe ich alle nach Augenmaß wieder eingestellt - ging doch recht gut und ich war zufrieden.
Ich war damals sehr naiv, heute würde ich das niemals mehr so, oder ähnlich machen - ohne Ahnung, ohne Messmittel, ohne die nötige Vorsicht, wie Trenntrafo, Vorschaltbirne, oder was auch immer - es hätte in einer Katastrophe enden können!
Aber es hat Spass gemacht und ich hatte einen recht guten TV, für null Ausgaben.
Nachtrag: Das ging nur mit bestimmten Typen, einer Produktionsrichtung, aber scheinbar hatten die meisten genau die passenden für mich!
Gruss Frank