Hallo Forum,
man ist als Radiosammler ja Kummer gewöhnt, wenn es um das Aufziehen neuer Seilzüge geht. Vor Jahren bin ich mal schier verzweifelt am UKW Seilzug eines Melodia 419 von Graetz. Dort liegt die Seilscheibe des UKW-Tuners so schön hinter dem Skalenhintergrund, daß man das Seil nicht aufgelegt bekommt. Den Skalenhintergrund kann man auch nicht abbauen, weil daran Umlenkrollen für das AM-Seil angepunktet sind. Ob ich das heute besser könnte, weiß ich nicht. Käme auf den Versuch an, das Gerät damals habe ich geschlachtet.
Heute flatterte mit wieder eine unfaßbare Konstruktion auf den Tisch. Ich hatte letztes Jahr doch den schönen Erres KY509 aus niederländischer Fertigung vorgestellt, das Radio hat einen simplen Seilzug, der allerdings auch nicht gerissen war. Auf dem dritten Bild meines damaligen Threads kann man das sogar gut erkennen:
viewtopic.php?f=32&t=10301&hilit=erresNun war ich ja am Samstag auf der Radiobörse in Rosmalen, da lachte mich für 12,50 € das Nachfolgemodell KY529 von 1952 an. Sogleich stellte ich fest, daß der Seilzug defekt war, aber ich dachte eben: Erres ist kein Philips.
Nun muß bei der Fa. Erres damals aber in der Zwischenzeit ein Umdenken hin zu standardisierten Lösung aus dem Philips-Regal eingesetzt haben, denn der KY529 ist nichts anderes, als ein Philips im anderen Kleid. Alles erinnert an Philips, vielleicht mit Ausnahme der Bandfilter. Auch der Seilzug, der naämlich zum Teil als Bowdenzug ausgeführt ist. Hier zunächst mal die passende Seite aus der Serviceanleitung von dem Radio:

Natürlich war der rechte Seilzug, also das Antriebsseil gerissen. Das Zeigerseil war noch intakt. Also sollte die Fummelei losgehen. Kleiner Tip: wenn man Textilseil am Anschnitt ein wenig mit dem Feuerzeug anschräut, geht dieser Anschnitt relativ freiwillig durch die "Mäntel" des Bowdenzuges durch. So sieht es im Gerät aus:

Auf dem ersten Bild der von außen zu bedienende Drehknopf mit der Schwungmasse. Auf dem hinteren Teil von dieser Achse läuft das obere Metallrad, die Traktion stellt ein darüber gezogener Gummiring sicher. Dieses Rad wird durch den Zug der links sichtbaren Feder auf die darunter liegende Achse gezogen. Über das Antriebsseil wird dann die Laufrolle rechts gedreht, von dort aus geht es über den Bowdenzug zum Drehko. Diese Laufrolle muß genug Seil aufnehmen, damit der Drehko auch seinen ganzen Laufweg ablaufen kann. In der Mitte dieser Laufrolle gibt es einen kleinen Steg (hier nicht zu sehen), in den das Seil geklemmt werden muß, damit es eine fixe Position hat:

Dann schließlich der Drehko:

Hier werden beide Seilösen in
eine Feder eingehängt, die dann ihrerseits an einer umgebogenen Blechnase eingehängt wird. Das alles muß gehörig unter Zug sein, sonst klappt es nicht.
Ohne die o.a. Zeichnung wäre es mir niemals gelungen, das wieder funktionsfähig aufzuziehen. Ebensowenig wäre das ohne ein Festkeilen des Drehkos in der ausgedrehten Position gegangen.
So.
Jetzt meine Frage und Anregung: welches Gerät bekommt den DRF-Preis für den beklopptesten Seilzug ? Dies hier ist mein Vorschlag. Stellt mal Bilder ein von Seilzügen, die ihr so gemacht habt. Klar, Philips und seine Derivate haben beste Chancen, aber mein zweiter Favorit wären die Nordmende-Geräte 415WU,188WU und 189WU, die haben alle drei dasselbe System. Ehe man das wieder drauf hat, sind über 2 Meter Seil verbaut...
Gruß
Holger