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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 15:26 
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Vor einiger Zeit wurde von unserem zu Letzt gesperrten Mitglied ein in meinen Augen merkwürdiger Kurzbericht über eine Siemens Schatulle M57 hier abgelegt.
Da ich genau zu diesem Zeitpunkt auch an genau solch einem Gerät tätig war, kam mir der Gedanke, mal so etwas wie einen Vergleich von Radiogrößen verschiedener Hersteller zu machen.
Gerade griffbereit und mit einander vergleichbar hatte ich 3 Geräte von drei renommierten Herstellern dieser Zeit. Einmal wie geschrieben die M57, dann ein Grundig 5050-3D sowie ein Saba Freiburg 7.
Mir ging es bei dem Vergleich nicht um technische Parameter, irgendwelcher Gimmicks oder solchen Sachen. Ich wollte den Klang vergleichen ohne Meßtechnik. Und die sollten auf Augenhöhe mit den großen Vertretern der drei Hersteller stattfinden.

Wäre zuerst die Siemens Schatulle.
Hier strahlen alle Lautsprecher nach vorn ab. Die beiden Hochtöner werden dort in extra „Schalltrichter“(Divergenzkegel) geführt und strahlen so wohl klanglich besser in den Raum. Noch dazu kommt die extra beworbene Schallführung der Hochtöner bei geschlossenen Türen durch das „Schalldivergenzgitter“ . Sehen wir das mal als Werbemittel an.
Der Klang.
Völlig unangestrengte, nie nervende Schallwiedergabe. Allerdings für mein Hörempfinden muß ich schon die Klangregler beide fast voll aufdrehen. Dann allerdings ist Musikwiedergabe stundenlang „zu ertragen“. Völlig ausgeglichene Wiedergabe. Nie nervendes Dröhnen von Bässen durch Resonanzen mit dem Korpus. Die Klangregler können eigentlich über das gesamte Lautstärkepensum so stehen bleiben.
Den Klangeindruck würde ich als gelungen bezeichnen.

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Das Grundig 5050-3D steht bei mir schon seit Jahren im Wohnzimmer als Alltagsradio. Erfüllt diesen Zweck seit jeher klaglos und mit Nachdruck.
Hier strahlen zwei Mitteltöner zu beiden Seiten, zwei E-Staten nach vorn (als Punktstrahler) und ein riesiger Basslautsprecher dominiert dieses Orchester zentral nach vorn abstrahlend.
Der Klang ist sehr dominant aber ausgeglichen. Die Klangregler stehen bei mir einmal auf Anschlag(Höhen) und einmal fast zugedreht (Bass). Drehe ich hier auch auf, muß ich meine Nachbarn bestechen, um nicht wegen Ruhestörung verklagt zu werden. Denn dann kommt ein Gewitter. Aber auch so darf man von einem sehr beeindruckenden Hörerlebnis reden. Auf lange Sicht zwar ausgeglichen, aber man ist bei einigen Passagen des Radiohörens versucht aufzustehen und irgendwas nachzulegen. Dieser Effekt hält sich allerdings in Grenzen und ist logischerweise abhängig vom Programm, Lautstärke und Hörgewohnheit. So man sich nur leise im Hintergrund bedudeln lassen will, fällt dies eigentlich aus. Allerdings sollte der Bassregler da auf Null oder eher noch weniger stehen.

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Das gezeigte Exemplar ist eines, was ich nicht mehr besitze. War zu faul meins zu fotografieren :wink:

Das Saba Freiburg 7.
Dieses Radio war der letzte Kandidat, welchen ich erstmal in Schwung bringen mußte, um es hier mitspielen zu lassen. Es war eine Restaurierung angesagt.
Auch hier die Anordnung der Lautsprecher zum viel zitierten 3-D Sound. Zweimal Mittentöner zur Seite, ein Hochtöner nach vorn mit einem gewaltigen Bass daneben. Hier wurde auf die viel gescholtenen E-Staten verzichtet.
Der Klang ist gewaltig und beeindruckend. Zuerst. Solange man nur bewusst Radio hört und sich darauf konzentriert, mag das auch so gehen. Wenn das Radio allerdings im Hintergrund spielen soll und nur ein wenig Unterhaltung bietet, hat man ein Problem. Man ist nach einer gewissen Zeit (bei mir 10-15min) immer irgendwie versucht, an den Klangreglern rum zu drehen. Speziell der Bassregler wird zum Freund. Dies ist mir bei eigentlich allen großen Saba´s aufgefallen und wird auch vielerorts von anderen Schreibern bestätigt. Der Klang ist einfach zu dominant, um nicht zu nerven. Am Anfang ist man schwer beeindruckt, was dann später allerdings umschlägt. So sollte das meiner Meinung nach nicht sein.
Wie gesagt, benutze ich das Saba um bewußt Musik wiederzugeben, oder auch Sprachdarbietungen, mag das alles gehen. Aber ein Radio ist mehr. Es soll auch im Hintergrund unterhalten, Grundstimmungen verbreiten (zB. man denke an Weihnachten). Da wird es dann grenzwertig. Allerdings ist das alles nicht so schlimm, wie es sich jetzt hier anhört. Es sollte eben nur erwähnt werden.

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Saba hat die größte Fläche an Lautsprechermembran im Test. Das hört man auch.
Grundig ist am gewaltigsten im Bass, Saba steht da aber nicht so sehr viel zurück. Siemens hat da schon ein wenig Abstand zu den beiden. Höhenwiedergabe kam bei Saba am besten rüber, gefolgt von Grundig. Am ausgeglichensten klingt das Siemens. Reserven haben alle drei mehr als genug. Den Tisch oder das Schränkchen auf dem sie stehen können alle drei zum wackeln bringen (wörtlich zu nehmen!).
Die Taste Sprache/Musik habe ich bewußt nicht bewertet, da sie einerseits beim Grundig völlig fehlt, andererseits in der Praxis sowieso nie betätigt wird. Es spielt sich alles im Musikmodus ab.
Da wir es hier mit Radios zu tun haben, habe ich auch bewußt auf die externe Einspielung über TA/TB verzichtet.


Abschließend noch ein Wort zur Qualität. Gehört zwar nicht hier her, kann ich mir allerdings nicht verkneifen.
Den mit Abstand hochwertigsten Eindruck im Gehäuse hinterließ zweifellos das Siemens. Da kommen die anderen beiden nicht heran. Die verwendeten Materialien sind am hochwertigsten, die Verarbeitung am besten, die Haptik ungeschlagen. Danach teilen sich Saba und Grundig die Plätze. Grundig ist filigraner in Haptik und Verarbeitung. Das Saba wirkt da etwas grobschlächtiger. Was mir bei Saba seit Jahren massiv aufstößt ist die Skale. Wie kann man als renommierter Hersteller dafür Sorge tragen, daß ich den technischen Hintergrund (Schrauben, Löcher etc) von vorn problemlos durch die Skale sehen kann? Da waren fast alle anderen Hersteller der Epoche bemühter. Beim Grundig wirken die Passung und die verbauten Furniere eindeutig eleganter. Um es kurz zu machen, ein Saba dieser Zeitspanne wirkt in diesen Vergleich auf mich am… na ja, ich will jetzt nicht billig sagen, aber ich denke man versteht was ich ausdrücken möchte. In diesen Dreiervergleich ist das der dritte Platz.
Um es nochmals festzuhalten – ich rede hier von den für den Kunden optisch, akustisch und haptisch zu erkennenden Werten, nicht vom technischen Innenleben. Das wäre ein ganzes, sicher nicht uninteressantes Thema für sich.

Eine Einordnung nach Platz und Sieg will ich hier bewußt vermeiden, da dies sowieso, wie der gesamte „Test“ eher vom Hörer direkt als über die Ferne des Internets gemacht werden muß. Schlecht klingen tut mit Sicherheit keines der Geräte. Sie stellen schon die oberste Liga da. Jeder, der auch nur eines der Radios hat, wird mit Sicherheit froh darüber sein und sich glücklich schätzen.
Wie diese Bewertung hier von jedem einzelnen Radio zu nehmen ist, mag auch jeder für sich entscheiden. Sicher werden die Meinungen kontrovers auseinanderdriften. Das ich dabei nicht den persönlichen Geschmack eines jeden getroffen habe sollte auch klar sein. Das diese Einschätzung von jemanden anders auch anderes ausfallen kann, sollte auch klar sein.

Nun können alle Fans der jeweiligen Marke auf mich einprügeln.

paulchen


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 16:00 
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Paulchen schrieb:
Beim Grundig wirken die Passung und die verbauten Furniere eindeutig eleganter.

Hallo Paulchen, das nenne ich mal einen gelungenen Bericht. Auf beigefügtem Foto ist klar zu erkennen, dass auch Saba sich damals viel Mühe beim Furnieren mancher Radios gemacht hat. Bei manchen aber leider auch nicht.
Über die "Durchsichtigkeit" der Skalenscheibe habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, dabei hatte Sabe z. B. beim WIII !953 die Sache elegant gelöst. Nicht jede Weiterentwicklung ist zwangsläufig eine Verbesserung.
Dateianhang:
FB7-2.jpg


Freundliche Grüße Otto


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 16:15 
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Hallo Otto!

Danke für Deinen Zuspruch.
Warum wußte ich schon vorher, hier von Dir zu lesen :mrgreen: .
Ich könnte ja jetzt schreiben, ich habe nur die hier vorhandenen Geräte vergleichen können. Denke aber, daß ich von den genannten Herstellern schon genug hier hatte, um mir ein Urteil zu erlauben.
Um mal bei dem ewigen Zweikampf Saba - Grundig zu bleiben.
Bei den großen Geräten dieser Jahrgänge hat meiner Meinung nach Grundig in der Optik das bessere Händchen gehabt. Jetzt nicht im Design, sondern beim Furnieren und lackieren. Das sieht man eigentlich mehr von der schönen Holzmaserung als bei Saba. Sicher gab es da auch tolle Ausnahmen. Aber im Durchschnitt hatte Grundig da mehr zu bieten. Das Holz war in seiner Schönheit da besser zu erkennen. Saba hat da teilweise zuviel kaschiert bei billigen Furnieren (und bei werksseitigen Ausbesserungen). Einfach schnell eine Matterierung rüber mit Decklack, fertig war das dunkle Radio. War nicht immer so, aber immer öfter (um mal ein geflügeltes Wort zu benutzen).
Kann schon sein, daß es das bei Grundig auch gab, mir ist zumindest so etwas noch nicht bei denen begegnet.
Aber wie gesagt, dieses Thema wollte ich eigentlich nur am Rande erwähnen.

paulchen


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 16:29 
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Also das Furnier von Siemens ist auch nicht ganz makellos. Solange der original Lack draufbleibt fällt es vielleicht nicht
auf. Bei meinem Gerät waren 3-4 Stellen an denen das Furnier ab Werk durchgeschliffen war. Wenn dann der gefärbte
Nitrolack drauf kam sieht man es nicht mehr. Zu allem Übel nehmen die Stellen keine Beize an. Letztendlich habe ich
den Acrylfarbkasten meiner Frau dafür benutzt um einen ähnlichen Farbton zusammen zu mischen und die hellen Stellen zu
kaschieren. Nachdem ich 3x Schellschleifgrund drüber gerollt habe sieht es schon einigermaßen gut aus.
Hoffentlich schaffe ich es noch vor dem Winter den 2k Lack drauf zu spritzen.


Gruß
Frank


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 18:16 
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Ich habe noch nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich durch und durch Saba-Fan bin. Die Qualität ist wohl unbestritten, zumindest was Klang und Chassis anbelangt.
Trotzdem habe auch ich einige Dinge zu bemängeln, vor allen Dingen die völlige Einfallslosigkeit beim Furnier. Da wurden wahllos Streifen mit völlig verschiedener Maserung und Färbung genommen, nicht etwa nur an den Seiten, sondern auch auf dem Deckel, das Ganze dann mit dieser dunklen Pampe überlackiert, andere Hersteller haben sich da entschieden mehr Mühe gegeben.
Übertroffen wird diese Einfallslosigkeit allerdings noch von Philips, was z.B. beim Capella 753 aufs Holz geklebt wurde verdient den Namen Furnier nicht. Keine Maserung erkennbar, genausogut hätten sie die Tischlerplatte direkt lackieren können.
Gerade von sog. Spitzenmodellen kann man wahrhaftig mehr erwarten, ein Loewe Opta Hellas 1841W ist beispielhaft in der Furnierauswahl und im Design:
Dateianhang:
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Dateianhang:
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Dateianhang:
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Freundliche Grüße Otto


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 18:31 
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Hallo.
Siemens hat zwar im Radio Bereich Das Rad nicht neu erfunden, die Geräte, mit denen ich Bis jetzt zu tun hatte, es waren alles Modelle aus den 50ern, waren allesamt sehr gut verarbeitet und sehr solide. Kondensatorkuren hätte ich eigentlich nicht durchführen müssen (Bis auf den Siebelko). Außer bei der Schatulle h42. Allgemein haben die Leute bei Siemens damals hohe Qualität geliefert.

_________________
Gruß,
Daniel


Baden Baden, Beromünster, Paris, Rom…
...Eine ganze Welt ist auf der Skala des SABA-Empfängers vereint


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 18:42 
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Hihi... wie immer geht das Thema in eine andere Richtung. Na ja, habe ja selber damit angefangen.

Bei der Schatulle M57 habe ich alle getauschten Kondensatoren im ausgebauten Zustand auf Isolationsfehler geprüft. Es waren zwei (2) noch brauchbar. Der Rest lag irgendwo zwischen 800k und 5Mohm. Eigentlich gehören die Siemensteerkondensatoren noch zu den besseren der Zunft. Hier konnte man dieses vergessen.

Was Otto zum Furnier schreibt bekommt er von mir unterschrieben.
Die Könige der schönsten Furnier saßen in Altena. Keine Ahnung, ob die einen eigenen Wald dafür besaßen, aber die Modelle der 150/160 und 170 Reihe hatten da richtig was zu bieten.

Aber worüber hatte ich eigentlich angefangen zu schreiben :haeh: ...Richtig! Es ging um Klang.
Also versuche ich mal das Thema wieder dahin zu lenken :mrgreen: .

paulchen


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 18:46 
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OT:

Otto, wenn man Deine Radios so ansieht, wie das Furnier, die Maserung, der Lack aussieht, da geht mir das Herz auf.
Das sieht nach professionell mit hochwertigem Furnier furniert aus und dann 8 Schichten Klarlack drauf.
Gefällt mir extrem gut. :super:
Sowas würde sich in meinem Wohnzimmer auch gut machen. :wink:

BTT:

paulchen, danke für Deinen Bericht, sehr interessant.

_________________
Viele Grüße
Philipp

"Lohnt es sich denn?" fragt das Hirn. "Nein aber es tut so gut!" antwortet das Herz.


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 19:07 
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Wohnort: Lemgo
Ja, bei manchen ist das Tischlerhandwerk mit in die Wiege gelegt. Irgendwie bekommen ich das zwar auch
mit mäßigem Erfolg hin, aber der Aufwand steht in keinem Verhältnis zur. Ich nehme auch gar keine Geräte
mehr mit schlechtem Gehäuse, es sei denn was ganz besonderes. Mein M57 hätte auch neues Furnier gebrauchen
können, zum Üben aber denkbar ungünstig, machen lassen unbezahlbar. Werde das hier mal vorstellen
wenn ich es mal fertig bekomme...

Gruß
Frank


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 19:42 
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Paulchen, ich glaube dass man das nicht so eng sehen darf und auch kaum steuern kann. Die Meisten von uns können besser sehen als hören, daher sind wir etwas vom eigentlichen Thema abgekommen. Mir jedenfalls geht es so, dass ich abgesehen von einem Zauberklang und einem 4004W noch keinen Grundig in natura gesehen habe, auf Fotos schon
Auch ein Siemensradio hat bisher nicht den Weg auf meinen Tisch gefunden, aber zig Schatullen auf Fotos kenne ich und sie gefallen mir.
Daher kann ich den Klang dieser Radios nicht beurteilen, lediglich das Aussehen, das war wohl der Grund für die Abschweifung vom Thema.
Einen absolut ausgewogenen Klang haben sowohl der Capella 753 als auch der Hellas 1841W. Keine alles erschlagenden, aufdringlichen Bässe, klare Höhen und auch die Mittentöne werden nicht vermisst. Über Sinn oder Unsinn eines Klangregisters könnte man hitzig streiten, m.E. machen die nichts, was Höhen- und Bassregler nicht auch können.
Fazit : auch andere Mütter haben nicht nur schöne Töchter, sondern auch wohlklingende !

Freundliche Grüße Otto


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 20:43 
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Registriert: Mi Okt 20, 2010 20:09
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Schöner Test.
Mal ohne Meßwerte; nur aus dem Bauch heraus.

Was das Siemensgerät in punkto Verarbeitung angeht, kann ich nur zustimmen.
Ich hab noch nie so eine gut zusammengebaute und furnierte Kiste gesehen wie meine Schatulle.
Auch, was die Spiegelungen im Furnier angeht. Man kann heutzutage kaum glauben, daß so was in Serie gebaut und zu einem festem Preis angeboten wurde.

Leider ist meine M57 immer noch nicht durchrepariert, so daß ich zum Klang nicht viel sagen kann.

Die Frage ist natürlich, inwieweit sich der Klang Deiner Geräte mit dem vergleichen kann, den sie mal bei Werksauslieferung hatten.
Nach dem was ich hier im Forum so gelesen habe, hat so ziemlich jedes Bauteil Veränderungen in Kapazität oder Widerstand hinnehmen müssen....rauf oder runter. Auch wenn man eine Menge davon getauscht hat, bleibt dann unter dem Strich noch genügend übrig, um den Klang entscheidend zu verändern.
Vermutlich haben die Kisten damals noch deutlich ausgeglichener geklungen.

_________________
Grüße vom Dietrich


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 21:01 
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Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16
Beiträge: 7296
Dieser Betrachtungspunkt ist vollkommen richtig. Ich hatte hier schon zu den verrückten Zeiten damals zeitgleich dieselben Modell vor Ort. Dann ergab sich schon mal ein Klangvergleich von gemachten Radios Exemplarisch da eventuell mal ein Mende 450-10.
Beide wurden mit denselben Kondensatoren gemacht, großartige Abweichungen in den Röhrendaten und Betriebsspannungen hatte ich da auch nicht zu verzeichnen. Der eine hatte einen unglaublichen Bass mit normaler Höhenwiedergabe und der andere hatte, na ja ich würde sagen einen normalen Bass. mit einer ebensolchen Höhenwiedergabe. Auch sonst war eigentlich vieles gemeinsam.
Sicher haben hier die Alterung der Bauelemente eine Rolle gespielt, dazu zählen auch die Lautsprecher.
Aber der Unterschied war schon recht groß.
Auch der hier gezeigte (nicht mehr bei mir weilende) 5050W-3D hat einen anderen Klang als der hier vor mir stehende. Dieser hier ist bulliger.
Ich weiß auch nicht, inwieweit die damaligen Bauelemente als Neuteil welche Toleranzen aufwiesen. Die Angaben auf diesen ist ja das eine, aber wie war die in der Praxis? Heute kann man ja fast von dem Idealwert in der Schaltung ausgehen, war das damals auch so?

Otto, bei mir ist es fast umgekehrt. Ich habe mit Sicherheit mehr Grundig als Saba hier gehabt. Allerdings bin ich auch mehr für Abwechslung (andere Hersteller). Das führte bei mir vor Jahren soweit, das ich mich fast nicht mehr für Nachkrieg interessierte, fast alle verkaufte und mit Vorkrieg anfing. Da war es dann Blaupunkt. Die großen... Ich hatte das Gefühl, daß ich die Nachkriegsgeräte irgendwie alle schon hatte (was natürlich Blödsinn ist) und die Herausforderungen irgendwie nachgelassen hatten.

Dietrich, wenn Du mal einen Brotkasten (1115W) in der Hand hattest, weißt Du was Qualität ist. Dagegen ist alles andere irgendwie Kindergarten. Auch diese schöne M57, so wertig wie sie ist.

paulchen


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 22:13 
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Kenntnisstand: Spezialkentnnisse im Bereich Röhrenradios (Beruf)
... Über die Toleranzen von Bauteilen...
Widerstände hatten damals häufig +/- 10%, Kondensatoren 10 oder 20, Elkos dürfen üblicherweise -10/+30% haben.

Dazu kommen Toleranzen in Röhrenkennlinien, und dann noch spielt auch noch der perfekt abgeglichene Zustand des Gerätes eine Rolle.

Interessant wäre, einen Vergleich von je 2 identischen Geräten zu machen. Ich möchte fast wetten, das sich auch Geräte exakt gleichen Typs verschieden anhören.

... Und wenn dann noch bei einem Gerät über Jahrzehnte alle paar Minuten am Lautstärkeknopf gedreht wurde, stimmt nicht mal mehr das Poti, und die gehörrichtige Lautstärkeregelung.

...meint Henning

_________________
Schlau ist, wer weiss, wo er nachlesen kann, was er nicht weiss
Nur Messungen liefern Fakten, alles andere ist Kaffeesatz


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BeitragVerfasst: Mi Aug 28, 2013 23:26 
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Und damit liegt Henning wohl vollkommen richtig. Toleranzen der Bauteile, unterschiedliche Alterung aufgrund unterschiedlicher Lagerung der Geräte bei völlig voneinander abweichender Temperatur und Luftfeuchte usw.usw. lassen einen Vergleich meistens nicht zu.
Es ist in der Tat so, dass man gleiche Radios nebeneinander aufstellen kann und nicht 2 hören sich gleich an.
Eine noch so umfassende und gründliche Überholung kann ein 50 oder 60 Jahre altes Radio nicht in den Werkszustand zurückversetzen, denn man kann nicht alle Bauteile erneuern.
Erhebt sich die Frage, ob die Geräte aufgrund der Toleranzen möglicherweise nicht auch schon damals unterschiedlich geklungen haben?

Freundliche Grüße Otto


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BeitragVerfasst: Do Aug 29, 2013 5:52 
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Paulchen, den Bericht habe ich mit großem Interesse gelesen :super: .

Ich habe keines der genannten Geräte, allerdings "Kaliber" ähnlichen Formats wie Siemens Schatulle M47, Graetz 177 und Graetz 163, Meersburg 7 etc.

Ich will nun gar keinen Vergleich der Vorgenannten untereinander anstellen, sondern möchte vielmehr auf den in den letzten hier verzeichneten Beiträgen genannten Aspekt der Vergleichbarkeit typgleicher Geräte eingehen.

Ich teile uneingeschränkt die Auffassung, dass selbst typgleiche Geräte unterschiedlich klingen können (dabei lasse ich nun bewusst den Aspekt beiseite, dass auch unterschiedliche Radiosender ein ganz unterschiedliches Klangspektrum bieten).
Diesen Eindruck gewinne ich sehr oft hier im Forum, wenn das Klangverhalten des einen oder anderen Gerätes beschrieben wird, das ich auch in meiner Sammlung besitze, und ich diesen Eindruck überhaupt nicht teilen mag (stellvertretend sei hier mein Loewe Opta 3852 genannt, der als eher höhenarm beschrieben wird, was auf mein Gerät so gar nicht zutrifft).

Wie man vielleicht aus meinen Beiträgen herauslesen kann, hadere ich öfter mit der werkseitigen gehörrichtigen LS-Regelung. Insofern ist so manches Gerät der oberen Mittelklasse oder auch der Spitzenklasse, das bei mir auf dem Werkstisch steht und bereits Kondensatorkur und Abgleich hinter sich hat, ein Fall, der mich klanglich nicht befriedigt. Besonders krass fielen mir dabei Graetz 163 und 177 auf, da man bei ihnen mit Änderung der LS auch stets versucht ist, nun den Bassregler neu zu justieren; aber auch der komplett restaurierte Concertino 53 erfüllt nicht die Erwartungen, da er "dünn" klingt. Ein derzeit in Arbeit befindlicher Othello 53 ist klanglich so mäßig, dass es selbst meiner Frau auffiel, obgleich alle Werte "stimmen".

Wenn ich nun ein solches Gerät habe, so widme ich dem Abgleich, der Bauteilerevision und der Herstellung der Schaltbildspannungs- und -stromwerte besondere Sorgfalt in der Hoffnung, dadurch Besserung erzielen zu können, was nicht immer gelingt.
Auffällig ist aber, und das möchte ich zum Punkt der klanglichen Betrachtung typgleicher Geräte ergänzen, dass ich subjektiv wahrnehmbare Klangveränderungen bei den Geräten bereits dadurch erzielte, dass ich die Gleichspannungen der Geräte einregulierte. Wenn man ein feines Gehör hat, wird man feststellen, dass einige Geräte klanglich (!) bereits Veränderungen zeigen, wenn man den gerade-noch-passablen Selengleichrichter gegen einen Siliziumgleichrichter mit Vorwiderstand tauscht und damit höhere Gleichspannungen hat.
Zugleich können für die Röhren zulässige Gleichspannungen dann aber bereits mit Blick auf den Klanggenuss des Guten zu viel sein, wie ich bei meinem Kaiser 1135 sehr deutlich feststellen konnte: dort suchte ich ewig nach besserem Klang, bis ich einfach dem Siliziumgleichrichter einen größeren R verpasste, so dass die Anodenspannung deutlich sank: der Klang (das Gerät hat Bass- und Höhenregler) ließ sich nun erheblich besser und harmonischer einregeln.

Warum erwähne ich diese Beispiele?

Vor dieser gemachten Erfahrung, die ich hier zum Thema beisteuern wollte, wird deutlich, wie sehr auch die zitierte Streuung der Bauteilewerte ab Werk bzw. die durch die Restauration erzeugte Streuung zum unterschiedlichen Klangverhalten bzw. der Klangwahrnehmung durch die Nutzer typgleicher Geräte beitragen kann.

k.

_________________

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)


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