ich glaube, wenn man sich einen groben Überblick verschaffen will, kann man die Radios der Fünfziger Jahre in drei Gruppen einteilen:
Klein- und Spezialradios
Standard-Mittelklasse
Spitzenmodelle
Bei den Herstellern kann man für die Fünfziger Jahre sagen, dass Grundig und Saba bundesweit den Ton angegeben haben, Philips der technische Aussenseiter war, und die übrigen Hersteller technisch dem Zug gefolgt sind, der durch Grundig und Saba angeführt wurde.
Die Empfangsleistung auf UKW ist bei allen Radios ab Baujahr 1953/54 auch nach heutigen Maßstäben ausreichend gut. Von der Verstärker- und Lautsprecherausstattung sah es so aus, dass die kleinen und mittleren Radios eine Eintakt Endstufe mit ungefähr 4 Watt Ausgangsleistung besaßen. Ab Etwa Mitte der Fünfziger kam der 3D-Klang auf, und damit gab es auch bei diesen Radios üppigere Lautsprecherbestückungen, davor mussten diese Radio mit einem oder zwei Lautsprechern auskommen. Gegentaktendstufen und umfangreichere Lautsprecherbestückung gab es nur bei den Spitzenmodellen, manche Hersteller ( z.B. Graetz ) hatten über viele Jahre gar keine Tischradios mit Gegentaktendstufe im Programm. Der Klangunterschied zwischen Eintakt- und Gegentaktendstufe ist auch oft nicht so aufregend wie zunächst vermutet.
Dem HiFi-Klang nach heutigen Maßstäben kamen die großen Philips Radios ( z.B. Capella 753 ) am nächsten. Sie waren mit eisenlosen also übertragerlosen Gegentaktendstufen bestückt. Damit das funktioniert, waren hochohmige Lautsprecher nötig. Der Klang ist nicht so basslastig wie von den anderen Röhrenradios, hat aber eine Transparenz und Klarheit, die schon den großen Elektrostaten von Quad o.ä. nahekommt.
Was auch noch zu beachten ist, ist, dass die Radios heute oft sehr viel schlechter klingen, als sie könnten, weil einfach die Bauteile alt und tot sind. Eigentlich sind fast alle Radios, die heute zum Verkauf angeboten werden, Kandidaten für eine Totalrevision, und da sind die Standard-Mittelklasseradios natürlich sehr viel einfacher in den Griff zu bekommen als ein Saba Freiburg mit Motorsteuerung oder ein Philips Capella, an dem eigentlich alles speziell ist.
Wenn es einfach just For Fun sein soll, würde ich ein Gerät aus der Grundig Zauberklang-Serie nehmen, die mit Vierfach- oder Fünffach-Equalizern bestückt waren. Die sind häufig und billig zu bekommen, und das Größte davon, das 5080, hat eine Gegentaktendstufe mit 15 Watt, aber nicht den ganzen störanfälligen Schnickschnack, mit dem z.B. die Saba Automatikgeräte zu amüsieren wissen. Und wenn Du bereit bist, Aufwand in die Instandsetzung zu stecken, dann würde ich es mit einem Capella 753 versuchen. Das ist klanglich unter den Röhrenradios eine völlig neue Erfahrung.
Ach ja - die fettesten Geräte waren in den Fünfzigern immer in Truhen eingebaut. Wenn Du genügend Platz hast, solltest Du auch mal nach einer Spitzentruhe Ausschau halten. Hierzu vielleicht dieser Thread:
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=5&t=15712Die Truhen haben meist die Vorteile, gegenüber dem adäquaten Tischgerät billiger zu sein, weil sie so unhandlich sind, und beim Verstärker und den Lautsprechern besser bestückt zu sein.
Gruß Frank