- Natürlich ist klar, dass bei trafolosen Geräten (Allstrom) wie auch bei solchen mit Spartrafo ein Schutzleiter nicht mit dem Chassis verbunden werden darf !
- Bei Geräten mit echtem, potentialtrennenden Netztransformator gibt es jedoch mehrere gewichtige Gründe, diese mit Dreileiter-Netzkabeln auszustatten und dabei den Schutzleiter (PE-Leiter, grün-gelb) mit dem Chassis zu verbinden, und nur wenige, die in seltenen Ausnahmefällen dagegen sprechen.
1. Schutz gegen Stromschlag:Von der Grundidee her hat man damals Geräte im Holz- oder Bakeltitgehäuse als Schutzisoliert angesehen, zumal auch das Chassis keine direkte Verbindung zum Netz hatte und der Netztransformator als Trenntransformator angesehen wurde.
Da auch bis in die 1960er Jahre Schuko-Steckdosen kaum verbreitet waren, stattete man Rundfunkempfänger grundsätzlich nur mit Zweilleiter-Netzkabeln aus.
Auch ging man davon aus, dass das Gerät über die Erdbuchse mit dem Erdpotential verbunden wird, wenngleich dies damals schon aus Bequemlichkeit und Uneinsichtigkeit häufig unterlassen wurde.
Tatsächliche Gegebenheiten wirken jedoch dem Idealfall "Schutzisolierung" entgegen:
- Bei Isolationsfehlern im Gerät an Netzkabel, Schalter, Spannungswähler, Sicherung und Netztransformator kann eine ungewollte und nicht sofort bemerkbare Verbindung des Chassis zum Netz entstehen.
- Bei etlichen Geräten befinden sich Kondensatoren zwischen Netzadern und Chassis. Diese können durchschlagen oder im Wert so hoch sein, dass das Chassis eine gefährlich hohe Spannung gegen Erde annehmen bzw. ein gefährlich hoher Strom fließen kann.
- Bei einem fehlerhaft unter Spannung stehenden Chassis kann sich Spannung über die Antennenspule auf die Antenne selbst übertragen, womit niemand rechnet und diese daher oft nicht entsprechend isoliert ist.
- Befestigungsschrauben, die in das Chassis geschraubt sind, ragen aus Gehäuseboden und Rückwand heraus.
- Die Papprückwand ist oft so gestaltet, dass Chassisteile berührt werden können.
- Bei einigen älteren Gerätetypen stellt das Chassis eine Art Sockel des Gerätes dar, auf das nur eine Bakeltithaube montiert wird, z. B. bei Mende 169W.
- Einige Gerätetypen haben Gehäuse, die ganz oder teilweise aus Blech bestehen.
- Laien können Geräte mit nassen Händen bedienen, wodurch eine leitende Verbindung zu Knopfachsen oder Tastenhebeln entstehen kann.
2. Die HF-Erdung als Gegenpol zur AntenneDie (Lang-) Drahtantenne, wie sie zum Empfang im Lang-, Mittel- und Kurzwellenbereich üblich ist, stellt ja nur einen "Mono"-pol dar, der durch ein geeignetes Gegenstück zum Dipol ergänzt werden muss.
Das Chassis ist hierzu in seiner Abmessung zu klein, weshalb es mit einem großflächigen Leiter, also * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* weise mit der Erde, verbunden werden muss. Hierzu war also die Erdbuchse vorgesehen, mit der eine Verbindung z. B. zur Wasserleitung herzustellen war.
Um der Bequemlichkeit der Kunden entgegenzukommen, baute die Industrie teilweise die vorgenannten Kondensatoren zwischen Netzadern und Chassis ein, so dass bei unterlassenem Erdanschluss das Lichtnetz als Ersatzerde diente. Andererseits dienten diese Kondensatoren auch zur Unterdrückung von störenden Brumm-Modulationseffekten.
Fehlten diese Kondensatoren, so bestand immer noch eine kleine kapazitive Kopplung zwischen Chassis über Netzkabel und Netztransformator zum Netz, wodurch auch so Empfang, wenn auch schlechter, möglich wurde, - was dann zur weit verbreiteten falschen Meinung führte, auf einen Erdanschluss verzichten zu können. Diese Verschlechterung wurde zwar z. T. durch die Regelautomatik ausgeglichen, wodurch ein Lautstärkeabfall zwar kaschiert, aber stärkeres Rauschen und Störungen dann wohl als unabdingbar hingenommen wurden.
Es gab auch eine umgekehrte Variante, indem Kondensatoren zwischen Netzadern und Antennenanschluss schaltbar waren, wodurch das Lichtnetz als Ersatz-Antenne diente. Dann war jedoch ein Erdanschluss zwingend notwendig, um Empfang zu erhalten.
Wenn die Meinung geäußert wird, "Rundfunkempfänger sind grundsätzlich zweipolig - ohne SL - anzuschließen" - so geht eindeutig daraus hervor, dass das Verständnis über Sinn und Zweck der Erdung eines Empfängers völlig verloren ging und Erdbuchsen wohl als eine seit jeher völlig überflüssige Marotte der Hersteller gehalten werden.
Sie waren damals notwendig, da Schuko-Steckdosen nicht oder kaum vorhanden waren und daher die Erdverbindung separat ausgeführt werden musste, andernfalls hätte man selbstverständlich damals schon Dreileiter-Kabel verwendet.
Wenn also heute die bequeme Möglichkeit besteht, durch Verbindung des PE-Leiters mit dem Chassis sowohl optimale Sicherheit wie auch eine gute HF-Erdung für optimalen Empfang zu erhalten, dann sollte man sie auch konsequent nutzen !
Brummschleifen ?Wenn überhaupt, dann sind Brummschleifen nur möglich, wenn das Gerät nicht zum Empfang, sondern zur Wiedergabe fremder Signalquellen (Plattenspieler, Tonband) verwendet wird, was bei einem Nostalgie- Empfänger nicht unbedingt der Regelfall sein wird.
Solange nur ein Gerät - der Empfänger - geerdet ist, kann überhaupt keine Brummschleife entstehen. Aber auch bei mehreren geerdeten Geräten ist eine Brummschleife sehr unwahrscheinlich, wenn alle Geräte von der gleichen Quelle (Steckdosenleiste) gespeist werden.
Daher ist die äußerst geringe Wahrscheinlichkeit einer solchen Brummschleife kein Argument, auf den PE-Anschluss zu verzichten und ein Sicherheitsrisiko leichtfertig zu vergrößern !
http://www.radiomuseum.org/forum/abgesc ... ungen.html