6TH8 hat geschrieben:
[....., weshalb das Signal mittels Zwischenübertrager hochgepäppelt werden musste. Diese Technik war 1933 völlig veraltet.
Binser hat geschrieben:
Die zweite Unterstellung, ich zöge meine Informationen aus "Jubelpropaganda" empfinde ich als anmaßend......
Das Thema VE sorgt hier im Forum doch immer wieder für zwischen den Zeilen oder auch offen vorgetragenen Zündstoff. Die Diskussion um solche Geräte gerät m.E. daher sehr schnell etwas "angekrampft".
Ich sehe das pragmatisch und beschränke mich auf die technischen Aspekte der Geräte, nicht auf Deutungen der damaligen Zeitumstände, dies vorweg.
Die Lösung Triode plus Übertrager ist sicherlich eine "Billig"-Lösung, wie sie bereits in den 20ern zum Einsatz kam. Und zweifellos konnte man 1930 bereits leistungsfähigere Geräte anbieten (als Beispiel nur SABA S35, Telefunken 40), allerdings auch zu deutlich höheren Preisen.
Ich halte die Lösung anno 1933 dennoch nicht für "völlig veraltet", wie auch dieses Gerät zeigt, das dem VE301 sehr ähnlich ist:
http://www.radiomuseum.org/r/nora_w20l.htmlAuch Telefunken hatte mit dem Wiking zeitgleich zum VE301 ein ähnliches Einstiegsmodell im Sortiment:
http://www.radiomuseum.org/r/telefunken ... 5_wlk.html Es ist schlichtweg eine
preiswerte und bewährte Lösung, die nach wie vor bei verschiedenen Herstellern ihre Daseinsberechtigung in der Geräteeinstiegsklasse hatte. Offenbar rechnete sich diese Lösung gegenüber der Verwendung einer zweiten Triode bzw. der Verwendung einer RENS 1204 (oder 1264), was ein Weglassen des Übertragers ermöglicht hätte.
Es ging ja mit dem VE grundsätzlich schlicht darum,
- unter Weglassen alles nicht für den Radioempfang erforderlichen (wie z.B. Skalenbeleuchtung)
- ein Einheitsgerät herzustellen,
- das alltagstauglich war und
- das zu einem günstigen Preis
- in großer Menge hergestellt werden konnte und,
- vermarktet zu einem "Kampfpreis" (so würde man es heute wohl nennen),
- reißenden Absatz finden sollte,
was sich im Nachhinein ja auch bewahrheitete.
Dieses
Konzept war neu, da "Volksradios", wie Binser treffend dargestellt hat, bislang nur herstellerbezogen im Sortiment waren. Die Technik selbst war es natürlich nicht und zweifellos hätte man detailbezogen auch andere technische Lösungsansätze wählen können. Es galt daher auch nicht, technisch etwas Neues zu entwickeln oder gar zu erfinden, vielmehr konnte man in technischer Hinsicht auf schon Vorhandenes zurückgreifen. Insofern wundert auch nicht die kurze Zeit, in der das Gerät 1933 zur Produktionsreife gebracht wurde, will sagen: ich gehe nicht davon aus, dass das Gerät von langer Hand vorentwickelt werden musste.
Eine Verbesserung hatte sich m.E. allerdings in bezug auf die Spulen eingestellt, da Kreuzwickelspulen 1933 noch nicht flächendeckend "state of the art" waren (vgl. manche SABAs). Zugegebenermaßen im VE allerdings für den Nutzer sehr umständlich gelöst.
"VE301", das ist sicherlich bekannt, sollte übrigens an den Tag der Machtübernahme (
30.1.1933) erinnern, insofern war schon ein politisches Moment auf dem Gehäuse verewigt worden.
Der DKE, um den es in diesem thread ja eigentlich geht, ist da schon eine andere Gewichtsklasse, einerseits weil hier der Materialsparfimmel auf die Spitze getrieben wurde, andererseits weil er röhrenseitig eine Neuentwicklung in sich birgt, was beim VE 301 nicht der Fall war.
Greift man allerdings die Eingangsfrage des TE auf, ob denn nur das Hören bestimmter Sender ermöglicht werden sollte, so ist dies auf den VE bezogen natürlich zu verneinen. BBC wurde von nicht wenigen Zeitgenossen gehört, da es bei Einkreisern dieser Art ja letztlich hauptsächlich auf unmittelbare Sendernähe oder alternativ auf Sender mit hoher Sendeleistung ankommt.
Interessanter sind in dieser Hinsicht Geräte wie der RFT "Kolibri" oder der Orion "115", bei denen die Beschränkung auf 2 Fixsender diesen Schluss naheliegend erscheinen lässt. Aber das sind ja Nachkriegsgeräte.
k.