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BeitragVerfasst: Mi Apr 30, 2014 22:02 
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.....oder: wenn mal eine Reparatur auf Anhieb so passt, wie A... auf Eimer.

Kürzlich erstand ich per ebay einen Grundig 1010W, eigentlich ein häufig auftauchendes Allerweltsgerät:

http://www.radiomuseum.org/r/grundig_1010w.html

Wollte ich haben, weil ich schon den 1012 besitze, die Holzvariante mit der werkseitigen Attrappe eines Magischen Auges.
Dateianhang:
1012 nachRest_3.JPG


Der 1010 nun war vom Verkäufer als mit "defektem Trafo" beschrieben. Die Zerlegung des bruchfrei gelieferten Bakelitradios bestätigte den Verdacht schnell: es war bereits eine Voruntersuchung angegangen worden, indem ein früherer Eigner die Sekundärwicklungen von der Restschaltung abgeklemmt hatte. Selbst die Nur-Primärschaltung des Trafos ließ aber die Gerätesicherung sofort durchbrennen, eine Verdunkelung der Außenfolie der Wicklung offenbarte, dass darunter was gewütet hatte. Schlüsse zwischen Primärwicklung und Kern waren nicht feststellbar, also Verdacht auf Windungsschluss der Primärwicklung.

Also tauschen.

Nun habe ich ein größeres Arsenal von über 30 Jahre ausgeschlachteten Trafos, aber... nicht hier vor Ort.

Daneben bin ich ein sehr ungeduldiger Mensch... bei einem Radio auf dem Werktisch extrem ungeduldig :roll: .
Ein Trafotausch ist ja keine wirklich große Sache, ärgerlich ist es zumeist, zur Befestigung des Fremdteils Chassisbohrungen anzubringen.

Also, was liegt hier vor Ort in der Bastelkiste?
Hmmm, da schleppte meine Frau doch vor knapp einem Jahr vom Wertstoffhof mal das hier an:
http://www.radiomuseum.org/r/siemens_re ... _rg44.html

Völlig zerdeppertes Gehäuse, Tastenaggregat durch schweren Sturz völlig deformiert und Tastenplatinen gefetzt. Spielte aber erstaunlicherweise noch auf UKW, andere Tasten waren nicht mehr bedienbar. Ein Schlachtopfer.

Der Trafo käme von der Röhrenbelastung hin, also hervorgekramt und "nackig" gemacht, d.h. Einbaurahmen ab und alle Kabel abgelötet.

Neben den defekten Grundig Trafo gehalten, zwecks Einbaumaß und Befestigungsplanung.

Hmmmm, das sieht ja aus, wie.....

Grundig-Trafo ausgebaut, die Sicherungshalterleiste stehen lassen, vom Trafo die 4 Halteeisen für die Chassisverschraubung abgebaut und an den neuen (Siemens-) Trafo transplantiert.
Aufgesetzt und ...Potzblitz...ja: der Neue hat den gleichen Kern mit den gleichen Lochabständen, wie der Originaltrafo.

Kein zusätzliches Bohren, kein Feilen, kein Biegen, alles passt, wie ab Werk.
Selbst die Kabellängen passten, nur der 240 Volt - Sicherungsanschluss des Grundig bleibt fortan unbelegt.
Dateianhang:
1010 Neuer Siemens Trafo.JPG


Eingeschaltet (die defekten Kondensatoren waren vorweg bereits getauscht): funzt, Uh bei ca. 6,75 - 6,8 Volt, Ua bei rund 250 Volt, kann bleiben.

Das nenne ich mal ein gelungenes Joint Venture. :bier:

Dateianhang:
Grundig 1010 nach Reparatur.JPG


Ich mag diese einfachen Radios, insbesondere Lösungen wie der serienmäßige "Nachttischlampen"druckschalter, den die Grundig-Mannen dem Gerät als Ein-/Ausschalter eingebaut haben.


k.

p.s.: die Teppichbären sind ein Zugeständnis an meine Frau, dafür darf dort im heimischen Wohnzimmer jedes Gerät zur Langzeitprobe platz nehmen.


Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Zuletzt geändert von klausw am Do Mai 01, 2014 10:25, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Siemens-Grundig Joint Venture
BeitragVerfasst: Do Mai 01, 2014 7:41 
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Hi,
schickes Teil - das mit dem falschen Auge kannte ich noch nicht.

Holzauge sei wachsam sag ich nur :mrgreen:

Oliver

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Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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BeitragVerfasst: Do Mai 01, 2014 10:45 
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Ich habe nun 2 Fotos oben nachgefügt, allerdings scheint meine Digi-Kamera im Nahbereich nicht mehr so gerne zu fotografieren.

Das Gerät spielt mittlerweile im Dauerbetrieb sehr gut, der Trafo wird warm, aber im erträglichen Maß. Überlastet sein kann er auf Grund der neuen Umgebung kaum, immerhin hat der Grundig 1 Röhre weniger als das Spendergerät.

Was gibt es noch zum Gerät zu sagen?

Nun, derjenige, der sowas mal konstruiert hat (ich meine: die Verlegung der Bauteile unter dem Chassis) sollte nicht in der Hölle schmoren, nein:
Er sollte 1000 x bei einem solchen Gerät die Teerkondensatoren wechseln, auf dass er es nie wieder so baue !
:twisted:

Die Schaltung ist ja überschaubar, ein Großteil der Kondensatoren aber so versteckt angebaut, dass man würgen muss, um sie da herauszubekommen. Zum Beispiel unter dem TA-Schalter, wo alleine 5 Kondensatoren zu ersetzen sind. Zum Beispiel in Blechschellen, die auch noch unter einer Lötleiste liegen. Zum Beispiel dass dann, wenn man einen Aspiranten mittels Drahtzange abgezwackt hat, garantiert ein Gehäusemassepin oder ein Röhrensockel oder ein Bandfilter im Wege liegt, um das kaputte Teil herauszuziehen. :angry:

Davon ab:

Das Gerät nervte zunächst mit leicht unsauberer Wiedergabe. Das Justieren des Originallautsprechers mittels der 3 rückwärtigen Zentrierschrauben brachte nicht unbedingt Linderung. Es dauerte, bis ich den Fehler gefunden hatte.
Die Litzen, die an die Membran des Lautsprechers und von dort mittels feinen Drahtes weiter an die Schwingspule führen, sind in eine kleine Öse in der Membran gelötet. Wie sonstwo auch. Ein geringfügiges Verkleben dieser Ösen mit der Membran brachte Linderung, dort war im Werk nicht sauber gearbeitet worden.

Weiter ging's: Röhrenprüfung.

3 der 5 Röhren wurden augenscheinlich schon durch LORENZ-Exemplare ersetzt: EC92, ECH81, EABC80. Alle aus gleicher Produktionsserie (grüner Nummernaufdruck), mit gleichem Verschmutzungsgrad -> das Gerät hat offenbar vor vielen Jahren mal einen neuen Röhrensatz erhalten. Die EC92 ist bereits wieder grenzwertig, zumindest laut RPG.
EL41 und EF41 sind von Valvo, insofern ist dort nicht zweifelsfrei feststellbar, ob damals auch erneuert, allerdings hat die EL41 eine "Mega"-Emission, so dass man auf ein noch taufrisches Exemplar schließen möchte.

Anders die EF41: die hatte auf dem Funke W19S einen angezeigten Schluss zwischen K und G1. Im Betrieb des Geräts nicht feststellbar, aber natürlich flog sie 'raus.

Schön die EABC80 von LORENZ. Sehr klein. Dachte zuerst, dort sei eine Fremdröhre einfach eingesteckt worden, weil -> sie hat einen Glaskörper, der in der Größe einer ECC85 entspricht. Sowas kommt in die Sammlung, sie zeigt zudem auf dem W19S gute Werte.

k.

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BeitragVerfasst: Di Jun 10, 2014 13:47 
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Nun muss ich bezüglich des "Neu"-Trafos doch noch mal nachlegen. Vielleicht ist 's ja auch ein Tipp für andere, aus der Sparte "Versuch und Forschung".

Ich hatte das Gerät am letzten WE nochmal auf dem Tisch, da ich noch einen Fehler vermutete.
Die Sekundärspannungen bewegten sich im zuvor bereits oben genannten Bereich, allerdings lag zum Zeitpunkt der Messung (gescheites Messgerät !) die Heizspannung bei 6,85 Volt.

10% drüber macht nix, sagt man....aber irgendwie wollte es mir auch nicht mehr so recht gefallen. Ansichtssache, aber ich mag diese deutlich überhöhten Heizspannungen einfach nicht.
Anodenspannung am Elko bei 252 Volt, das passte mit dem Schaltbild.

Zwei Lösungsansätze, die ich ins Auge fasste:

1) Der 240 Volt-Anschluss. Der Neu-Trafo hatte keine Anzapfung, also lag der Anschluss an der Platine brach. Die Umschaltung der Spannung wird am Gerät ja durch bloßes Umstecken der Sicherung erreicht.
Ich habe nun einen belastbaren Widerstand von 39 Ohm (47 Ohm ginge auch) zwschen der Sicherungshalterung für 240 Volt und derjenigen für 220 Volt angebracht. Die 240 Volt-Stellung also ohmig simuliert. Das senkte die Heizspannung immerhin auf gemessene 6,58 Volt, was mir besser gefiel.
Senkte natürlich aber auch die Anodenspannung ab. Wäre aber verkraftbar gewesen, also gangbarer Weg. Bei abgenommener Rückwand zudem nicht sichtbar, da zwischen Platine und Trafo angeordnet.

2) Da das Chassis ohnehin auf dem Tisch stand, habe ich mal versuchsweise den Heizungsdraht abgeklemmt, der an Chassismasse führt und einen Widerstand eingeschleift. Mich interessierte einfach "das Machbare", ich befürchtete allerdings Brumm.

Probieren geht über Studieren.

Das Gerät verbraucht ca. 2 A Heizstrom. Zur Hand war ein Widerstand von 0,13 Ohm. Das macht dann nach Adam Ohm-Riese eine Absenkung der Heizspannung um 0,26 Volt auf ca. 6,6 Volt.

Brumm: nein ! Zumindest nicht auf UKW, und MW-Sender kann ich hier seit Jahren nicht mehr hören.
Sonstige Probleme: bislang keine.
Belastbarkeit des Widerstands: Meiner hat 3 Watt. 1Watt würde aber auch dicke reichen.
Montage unter dem Chassis, unmittelbar am Chassismassepunkt. Also nur nach Ausbau und Umdrehen des Chassis sichtbar, aber auch dann noch unter einer Lötleiste "versteckelt".

Das bleibt jetzt erstmal so.

Wollte ich mal berichten. Nichts für Puristen, aber einfacher, als Windungen abzuwickeln.

Gibt's aus Eurer Sicht etwas, was ich dabei übersehen haben könnte?

k.

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BeitragVerfasst: Di Jun 10, 2014 18:29 
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Die LORENZ-Röhren könnten Teil der Originalbestückung gewesen sein, ich habe die bei Grundig-Radios aus dieser Zeit häufiger vorgefunden, auch einmal mit beiliegender Garantiekarte vom Hersteller LORENZ.

H.

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UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....


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BeitragVerfasst: Di Jun 10, 2014 21:32 
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eine solche Trafo-Aktion hatte ich mal an einem Grundig 1055, welcher nach dieser aufwändigen Überarbeitung immer noch in meiner Sammlung steht:

Grundig 1055-3D

ich denke das mit dem Heizkreiswiderstand ist eine saubere Lösung! Denkbar wären auch stärkere oder weitere Skalenlämpchen.

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Gruß,
Jupp
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Der Sammler "an sich" wird einfach nie ethisch oder moralisch sein. Liegt in der Sache der Natur... Sonst wären wir ja keine "Sammler & Jäger", sondern biedere Heimchen (Marek)


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BeitragVerfasst: Mi Jun 11, 2014 5:58 
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Hallo Holger und Jupp,

ja, das mit dem Trafotausch hat beim gezeigten 1055W wie man sieht ja auch sehr gut geklappt !

Übrigens hatte ich beim nächsten Gerät auf meiner Werkbank, dem 1957er Quelle Simonetta-Boliden, schon wieder einen defekten Trafo.
Fotos siehe hier, der link am Ende des threads:
viewtopic.php?f=35&t=18326
http://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=1405

Rund 20 Jahre habe ich keinen Trafo mehr tauschen müssen, und jetzt gleich 2x hintereinander.
Damit ist mein Bedarf an solchen Aktionen vorerst abgedeckt. :wink:

____

Holger,
dass die LORENZ - Röhren Originalbestückung sein könnten, hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Das würde erklären, warum die EC92, zumindest auf dem RPG, bereits grenzwertig ist.

Gruß
k.

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