ich war einige Jahre Typenreferent für Graetz Nachkrieg in der GFGF, und hatte zu dieser Zeit alle Graetz Firmenzeitschriften der fünfziger Jahre zuhause.
In den Zeitschriften waren einige Messefotos mit real existierenden F14 Truhen zu finden. Goggle mal nach Graetz F14, und lass Dir die Bildersuche anzeigen. Da findest Du ein oder zwei dieser Messefotos - eingestellt hat sie Jens Dehne, der damals meine Unterlagen übernommen hat.
Ob die Truhen dann verkauft wurden, weiß ich auch nicht, es ist aber wenigstens sicher, dass es welche gegeben hat. Die Grundig 910 war aber immer so ein Märchen von einer Traumtruhe für den Preis eines Mittelklassewagens, und erst vor gut einem Jahr habe ich wenigstens ein Prospektbild zu sehen bekommen.
Es gibt übrigens noch so ein Rätsel - Blaupunkt ist ja schon in den späten vierzigern mit einer neuen Version der Raumton Truhe auf den Markt gekommen, ebenfalls für einen Preis, der selbst für gut situierte Leute unerreichbar war. In dieser Truhe soll ein Plattenwechsler eingebaut gewesen sein, mit dem man Magnetplatten bespielen und abspielen konnte. Ich habe wirklich schon vieles an Unterlagen durchgegraben, aber abgesehen von der Beschreibung im Großhandelskatalog von 1949 bisher weder Informationen noch ein Gerät gefunden. So eine Raumton Truhe aus den späten vierzigern ist mal vor ein paar Jahren in einem Nobel-Auktionshaus in Süddeutschland versteigert worden, wie damals für den Gegenwert eines aktuellen Mittelklassewagens.
Mit der Historienforschung habe ich vor Kurzem wieder angefangen - ich zäume dieses Mal das Pferd von einer anderen Seite auf, und Versuche, herauszufinden, was genau die Leute mit den Fernsehern zu sehen bekommen haben in der Frühzeit bis etwa 1955. Ich kann mir nämlich schon vorstellen, dass noch irgendwo in Deutschland solche Geräte auf irgendwelchen Villen- oder Hoteldachböden verschimmeln, und bei der nächsten Sanierungsmaßnahme unbemerkt im Container verschwinden - als ich vor gut zwei Jahren ein Schaub Supraphon 52 in wohnzimmertauglichem Zustand gerade noch vor dem Container retten konnte, wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, auch heute im Jahr 2015 die Augen offenzuhalten.
Insgesamt finde ich es erschütternd, wie mit der Geschichte der deutschen Rundfunkindustrie nach dem zweiten Weltkrieg umgegangen wird. Alles, was vor dem Krieg passiert ist, hat in den Archiven den Krieg und den Sozialismus überstanden, die Nachkriegsgeschichte ist dagegen an mangelndem Interesse der Industriearchive kombiniert mit der Schredderwut von Heuschrecken wie Thomson oder Nokia für immer vernichtet. Es gibt bis heute niemanden, der die Wichtigkeit erkennt, die Nachkriegshistorie zu sichern.
Wenn man sich mal die Optik der F14 ansieht, und sie mit den Grundig Truhen 9009 und 9010 vergleicht, dann fragt man sich unweigerlich, wer hier von wem gekupfert hat

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Gruß Frank