Als Ex-Zerstörer(Ex-Entstörer), der ich mal für ein unbedeutendes

Tele-kom-unikationsunternehmen

fast 10 Jahre unterwegs sein durfte, kann ich folgendes Fazit ziehen:
Am Anfang braucht man verstärkt sein Fachwissen, mit der Zeit spielt die Erfahrung und das Erinnern an ähnliche Fehlerereignisse und deren Behebung eine immer wichtigere - wohl die wichtigste Rolle.
Daher ist es auch wichtig Erfahrungen zu sammeln und - fast noch wichtiger - für sich zu bewahren und wenigstens im Nachhinein zu wissen warum sich der Fehler wie ausgewirkt hat.
Dadurch erhält man für immer mehr Probleme den richtigen "Riecher" und die Zahl der Fehler, die zur Leichtigkeit werden wird immer größer.
Ohne eine Neugier, sich in die Technik - wenn vielleicht auch nur oberflächlich - hineinzuversetzen wird man sich nicht verbessern.
Und wenn garnix geht, dann hilft halt nur noch die System-Methode, in der man alles in der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit durchgeht.
Ich erinnere mich da an ein Radio, welches aus dem Nachlass eines verstorbenen R&F-Technikers zu mir kam. Der Mann war kein Röhrenradiosammler. Er reparierte neben seinem Hauptberuf in erster Linie Fernseher, was sein Lehrberuf war.
Wo wir heute Radios original restaurieren, ging er immernoch mit dem Pragmatismus der 60er-70er Jahre ans Werk, weil das ja nur "ein altes Klump" war. So suchte ich nach der Kondensator-Kur ewig einen Fehler, da das Gerät nicht lief und kam einfach nicht weiter. Einzige Erkenntnis war, dass die Schaltung im Plan nicht mit der Schaltung des Gerätes vollständig übereinstimmte - also das am Radio schon rumgebastelt wurde. Letzten Endes fotografierte ich das Chassis von unten ausführlich, nahm den Schaltplan zur Hand, nummerierte dort die Bauteile durch und nummerierte die fotografierten Bauteile ebenfalls auf den Fotos. So konnte ich für den fehlerhaften Bereich leicht einen Schaltplan des Ist-Zustandes zeichnen. Der Fehler war eine Drahtbrücke die wohl vom Techniker einst eingelötet wurde um Tests an der Endstufe durchzuführen. Ich konnte die Schaltung wieder nach Schaltplan umlöten und das Gerät läuft seit dem problemlos.
Bei einem Nordmende Parsifal Stereo fiel mir die Lautstärkedifferenz zwischen den beiden Kanälen auf. Das Radio ist ein NF-Stereo-Gerät. Ich suchte ewig den Fehler, fand aber durch Vergleichen mit dem Schaltplan nichts. Also zeichnete ich auch hier einen Schaltplan der Zusatzplatine, die senkrecht hinter der Skalenrückwand steht. So konnte ich feststellen, das ein RC-Zweig ab Werk nicht angeschlossen war - da hatte jemand tatsächlich einen Draht vergessen. Nachher stellte sich raus, das nicht ein Kanal zu leise, sondern der andere zu laut war.
Ich frage mich, ob der Fehler im Werk erkannt und das Gerät dennoch durchgewunken wurde, in der Hoffnung, der Käufe würde das Radio nur als LMKU-Empfänger und somit in Mono nutzen, wo der Fehler nicht auffällt...