Das ist eine interessante Frage, finde ich.
Der Kondensator befindet sich in dem Kreis, der die Oszillatorfrequenz bestimmt. Er ist, wie Du richtig bemerkt hast, nur bei Kurzwelle wirksam und verschiebt die Oszillatorfrequenz um (wenn ich mich nicht verrechnet habe) etwa 55 bis 60 kHz nach unten, am unteren Bandende etwas mehr als am oberen. Da nicht anzunehmen ist, dass man einen solchen Frequenzfehler auf der Skala erzeugen wollte, muss das Gerät dann so abgeglichen worden sein, dass die Empfangsfrequenz wieder mit der Skala übereinstimmt.
Nicht alle Wellenbereiche sind weltweit einheitlich festgelegt, aber der Frequenzbereich des 49 m-Bandes unterscheidet sich nicht zwischen Luxemburg und anderen Ländern.
Zu der Frage "ändert das nicht auch die ZF": Natürlich, jede Änderung der Oszillatorfrequenz hat Einfluss auf die ZF. Die ZF eines Empfängers ist aber durch Bauart und Abgleich der ZF-Filter festgelegt und bei den allermeisten Empfängern nicht vom Benutzer veränderbar. Der Zusammenhang ist vielmehr folgender: Die Oszillatorfrequenz ist die Frequenz, die vom Benutzer mittels der Senderwahl verändert werden kann. Stellt er die Senderwahl so ein, dass sich als Differenz zwischen Oszillatorfrequenz und Frequenz eines Senders genau die ZF ergibt, hört er diesen Sender. Stellt er die Senderwahl so ein, dass sich nicht die ZF ergibt, hat er auf eine freie Frequenz abgestimmt, also eine "leere Stelle" auf der Skala eingestellt, auf der sich kein Sender befindet. Durch den zusätzlichen Kondensator muss er die Senderwahl also etwas anders einstellen, um den gewünschten Sender zu hören - oder aber, das Radio wurde im Werk so abgeglichen, dass die Skala wieder stimmt, siehe oben.
Bleibt die Frage, was mit dem zusätzlichen Kondensator bezweckt werden sollte. Ich weiß es auch nicht. Vielleicht gibt es im Forum einen Spezialisten, der für Aufklärung sorgen kann.
Versuch einer Erklärung: Bei Röhrenradios beeinflussen mitunter sehr starke Signale die Abstimmung geringfügig. Ursache sind Kapazitätsänderungen in der Misch-/Oszillatorröhre durch den Einfluss der Regelspannung. Dieser Effekt ist auf Kurzwelle am stärksten, bei den meisten Radios überhaupt nur auf Kurzwelle zu bemerken, weil dort die Kapazitätsänderungen prozentual am stärksten ins Gewicht fallen. In Luxemburg gab es damals einen sehr leistungsstarken Kurzwellensender im 49m-Band. Also könnte der zusätzliche Kondensator dafür gedacht sein, unter solchen Empfangsbedingungen den Gleichlauf von Vorkreis und Oszillator zu verbessern.
Das erklärt nicht, dass in der Nähe anderer Kurzwellensender auch solche Effekte auftreten müssten, die nicht berücksichtigt wurden, und dass andere Modelle mit identischer Schaltung (z.B. Villingen 16) diesen Kondensator nicht haben.
Lutz
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