Hallo Toni, der bessere Klang der alten Röhrenradios hat seinen Grund in einigen wenigen Punkten, die von wirklich sehr vielen Röhrenradios erfüllt werden.
Da ist zum einen die Röhre als verstärkendes Element, im Gegensatz zum Transistor. Grob vereinfachend gesagt, macht die Röhre harmonische Verzerrungen, die den Klang eher wohlklingend ergänzen, während der Transistor nichtharmonische Verzerrungen macht, die eher häßlich klingen. Wie gesagt, das war jetzt grob vereinfachend gesagt. Die EL84 ist eine der am häufigsten verwendeten Endröhren, und meine persönliche Meinung ist, dass eine völlig normale Endstufe mit einer EL84 (ohne Gegentaktendstufe), wie du sie bei sehr, sehr vielen Röhrenradios vorfindest, schon einmal drastisch viel besser klingt als jeder kleine minderwertige Computer-Speaker.
Zum zweiten sind da die relativ großen Gehäuse der Röhrenradios, die nach hinten offen sind. Die aus musikalischer Sicht unerwünschten extrem tiefen Töne werden nicht gut wiedergegeben, sozusagen wegen eines akustischen "Kurzschlusses", weil die langsam nach vorne aus dem Lautsprecher austretende Luft um das Gehäuse herum hinten wieder 'reinläuft, und wenn dies langsam genug passiert (nämlich bei extrem tiefen Frequenzen des Schalls), breiten sie sich nicht im Zimmer aus und man hört sie nicht oder kaum, was ziemlich angenehm sein kann, denn extrem tiefe Töne sind unangenehmes Rumpeln und Vibrationen.
Tiefe musikalische Töne dagegen, wie beispielsweise Bass, Pauke, Cello, die das Volumen des Klangs ausmachen, werden sehr schön wiedergegeben, wenn das Gehäuse des Radios recht groß ist, also die typischen 60 cm Breite mal 50 cm Höhe mal 25-30 cm Tiefe, die du bei so sehr vielen alten Röhrenradios vorfindest. Für die Wiedergabe dieser musikalischen Bässe ist das relativ große Gehäuse nötig, so dass ich von einem Röhrenradio mit kleinem Gehäuse unbedingt abrate. Wenn das Radio nicht nur einen Lausprecher eingebaut hat, sondern zusätzliche Hochtöner aufweist, wird der Klang "oben herum", also im Diskant, hörbar besser. Dabei tun nach meinem Empfinden Hochtöner nach dem völlig normalen allerwelts-Prinzip "dynamischer Lautsprecher", also eine an der Membran befestigte Schwingspule im Luftspalt eines Topf-förmigen Magneten, sehr gute Dienste und sind sehr haltbar. Es müssen nun wirklich nicht die anfälligen elektrostatischen Lautsprecher sein, von denen schon die Rede war.
Zum Dritten ist da das Material Holz. Die Lautsprecher machen nicht alleine den Klang, auch das Holz des Röhrenradio-Gehäuses schwingt mit. Und genauso wie ein gutes Streichinstrument deswegen hochwertig ist, weil ihr Klang infolge des verwendeten hochwertigen und gut verleimten Holzes so gut ist, macht das Holzgehäuse der Röhrenradios für den guten Klang einiges aus. Deswegen rate ich von einem Bakelit- oder Plastikgehäuse ab.
Aus all diesen genannten Gründen klingen Röhrenradios so viel besser als aktuelle Plastik-Speaker.
Aber die allermeisten Röhrenradios erfüllen alle oben genannten Kriterien! Du hast also eine große Auswahl. Auch wenn Gegentakt-Endstufen noch einmal mehr "Bumms" haben, und insbesondere bei größeren Räumen fast unverzichtbar sind, tun es - wenn du von kleinen minderwertigen Computer-Speakern kommst - die normalen Röhrenradios mit drei Lautsprechern, um schon einmal einen riesigen Unterschied zu hören. Für deine Zwecke müsstest du wohl darauf achten, dass es sich nicht um ein Allstrom-Gerät oder ein Gerät mit Spartrafo handelt, damit du verschiedene Musik-Quellen ohne Gefahr anschließen kannst. Vielleicht findest du ein bereits technisch vernünftig restauriertes Gerät. Schreib doch unter der Rubrik "Suche" mit Preisvorstellung.
Kleiner Tipp: Musikschränke haben meistens (nicht immer) ein Röhren-Radio mit Gegentakt-Endstufe eingebaut, haben mehrere große Lautsprecher und dementsprechend großartigen Klang. Wer einen Musikschrank loswerden will, hat es oft nicht leicht, einen Interessenten zu finden. Deswegen kannst du Glück haben und findest ein für dich bezahlbares Objekt. Natürlich, wer Platz für einen Musikschrank hat, wird ihn nicht mehr hergeben wollen. Man muss also auch ein bisschen Glück haben. Viel Erfolg!
Gruß Georg
_________________ Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. 
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