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 Betreff des Beitrags: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 9:30 
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Auf Mittel- und Kurzwellen fallen viele Sender mit einem starken Hall auf, der wohl durch "Gleichwellenempfang", 2 oder mehr Sender auf genau 1 Frequenz, entstehen soll.
Soll- denn eigentlich sollten die Sender so synchronisiert sein, daß keine Interferenzen oder Echoeffekte entstehen.

Aber die Anzahl der Sender mit Hall scheint größer geworden zu sein.
CB- Funker verwendeten in den 90ern oft einen leichten Hall, dezent eingesetzt, durchaus ok.
Aber für Rundfunksender ?

Und vor einigen Tagen empfing ich auf Mittelwelle diesen Sender, dessen Modulation mit einer sehr großen Zeitverzögerung zu hören ist, das ist kein Hall mehr, das ist schon Echo. Und ursprüngliches Signal und Echo- Signal mit gleicher Lautstärke.
Zwar noch verständlich, aber sowas geht ja auf den Geist.

Wie entsteht denn so ein Effekt ?

Ich kann mir nur vorstellen, daß das Modulationssignal digital vom Sender 1 zu Sender 2 übertragen wird, und hier diese Verzögerung entsteht, ähnlich der Verzögerung, wenn ich einen Sender direkt auf einem Radio empfange, und nebenbei z. B. aus SDR Twente.

(Empfänger ist ein 1951er "Großsuper 57/51 WS" von EAK, Elektro-Apparatefabrik Köppelsdorf, später Stern- Radio Sonneberg, nur AM- Bereiche, aber Dank eines "Spulenrevolvers" trennscharf und sehr empfindlich).

Video

Dateianhang:
Dsci4463_EAK_97-51WS_800.jpg


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 11:01 
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Die Übertragung zu den einzelnen Sendern ist in der Tat der Grund für so etwas. Dabei muss das Signal nicht unbedingt von einem Sender zum nächsten weitergereicht werden, auch bei einer zentralen Signalzuführung kommt es zu Verzögerungen, denn in den Signalwegen gibt es jede Menge digitale Signalverarbeitung, die Rechenzeit benötigt. Wenn das Signal über Satellit übertragen wird, dauert allein der Up- und Downlink 1/4 Sekunde.

Bei einem Mobiltelefongespräch würde man ein ähnliches Echo hören, das sehr störend wäre, deshalb wird es durch Echokompensation unhörbar gemacht. Manchmal klappt das nicht, dann hört man das Echo.

Laufzeitunterschiede aufgrund unterschiedlicher Empfangswege können so einen Effekt nicht verursachen: selbst wenn der eine Weg 1000 km länger wäre, würde das nur zu einer Laufzeitdifferenz von wenigen ms führen. Das wäre nicht als Echo wahrnehmbar, sondern als Verzerrung oder verbogener Frequenzgang.

Bei der Übetragung der Hochzeit von William und Kate 2011 war die Zeitdifferenz zwischen dem BBC-Langwellensignal und dem vom Deutschen Fernsehen verbreiteten Signal 8 Sekunden. Es wurde spekuliert, dass das absichtlich gemacht wurde, um bei unvorhergesehenen Vorkommnissen die Übertragung rechtzeitig unterbrechen zu können. Aber 8 Sekunden sind zu kurz, um zu erkennen, dass etwas aus dem Ruder läuft und dann zu entscheiden, die Übertragung zu unterbrechen. Und warum wurde nicht auch das Signal des Langwellensenders verzögert?

Lutz


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 12:38 
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röhrenradiofreak hat geschrieben:
Laufzeitunterschiede aufgrund unterschiedlicher Empfangswege können so einen Effekt nicht verursachen: selbst wenn der eine Weg 1000 km länger wäre, würde das nur zu einer Laufzeitdifferenz von wenigen ms führen. Das wäre nicht als Echo wahrnehmbar, sondern als Verzerrung oder verbogener Frequenzgang.

Im KW- Bereich soll es das geben: Mehrfach- Echos, weil ein Signal, von den Atmosphären- Schichten immer wieder gespiegelt, den Planeten 1- oder mehrfach umkreisen kann. Habe ich gelesen, selbst gehört wahrscheinlich nicht.

Diese zahlreichen Gleichwellen- Stationen mit ihren Hall- Effekten finde ich auf jeden Fall echt nervig.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 13:39 
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Die typischen Verzerrungen auf Kurzwelle kommen auch dadurch, dass das Signal auf leicht unterschiedlichen Wegen gespiegelt wird und frequenzabhängige Interferenzen entstehen.
Auf KW kenne ich Echo-Sender typischerweise nicht, wäre interessant welche das waren? Man vermeidet eigentlich Gleichwellensendungen auf KW eben wegen der Problematik.
Aus England hört man nachts auf MW häufig Echos, dort sind noch einige Gleichwellen-Netze in Betrieb. Angeblich sind diese so aufgebaut dass im Zielgebiet der Empfang einwandfrei ist. Lediglich außerhalb sind die Laufzeitunterschiede relevant. Vielleicht klappt es wegen der Digitalisierung auch nicht mehr wirklich mit der Zuspielung. Auch auf KW muss man damit rechnen dass defekte Anlagen einfach weiterlaufen weil es scheinbar egal ist. Legendär waren die Breitbandstörungen von Radio Kairo, über Jahre.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 14:34 
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Ich werde mal auf KW reinhören, ob ich da einen verhallten Sender finde.
Laufzeiteffekte... ok, auf KW gibt es auch Verzerrungen, die rein atmosphärisch entstehen.

Der Sender ist auch mit einem sehr schnellen und konstanten Schwanken der Feldstärke versehen, das ist am Magischen Auge erkennbar. Das erklärt aber nicht den großen zeitlichen Versatz der Modulation.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 15:48 
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In dem Video ist zu erkennen, dass die Feldstärke mit 2,5 bis 3 Hz schwankt. Das kommt durch eine entsprechende Frequenzdifferenz der beiden Sender zustande.

Lutz


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 16:53 
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Zeitlicher Versatz der Modulation, 2- 3 Hz Frequenzdifferenz... das dürfte ja sogar bei nicht so weiten Distanzen, etwa an Orten, wo beide Sender mit gutem Pegel ankommen, eine Zumutung sein.


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 18:19 
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Es gibt in der analogen Funktechnik zwei Arten von Gleichwellen-Funknetzen. Beide dienen dafür, das Frequenzspektrum ökonomischer zu nutzen.

Um ein bestimmtes Gebiet lückenlos abzudecken, werden statt eines Senders mit hoher Leistung bzw. Reichweite mehrere Sender kleinerer Leistung synchronisiert betrieben. Die Störreichweite ist dann viel geringer als die eines starken Senders. Die Frequenzdifferenz ist Null, die Modulation aller Sender erfolgt exakt gleichzeitig. In den Überlappungsbereichen gibt es daher keine gegenseitigen Störungen. Es kann nur vorkommen, dass sich die verschiedenen Signale an einem bestimmten Ort auslöschen. Wenn die Feldstärke insgesamt groß genug ist, sind diese Bereiche aber so klein, dass das kaum eine Role spielt. Für sehr große Gebiete eignet sich diese Technik nicht so gut, weil es bei großen Entfernungen zu Störungen durch Laufzeitunterschiede kommt. Sie wird deshalb zum Beispiel für Betriebsfunkanlagen auf sehr großen Betriebsgeländen verwendet.

Die zweite Art von Gleichwellenfunknetz dient dafür, Gebiete, die sich nicht überlappen, zu versorgen, ohne unnötig viele Frequenzen zu belegen. Zum Beispiel könnte der Hessische Rundfunk ein Programm in Frankfurt und Kassel auf derselben Mittelwellenfrequenz ausstrahlen, es wäre dann in Nord- und Südhessen gut zu empfangen. Nur in Mittelhessen nicht, weil es dort zu solchen Störungen wie im Video kommt. Wenn das Programm auch dort störungsfrei empfangbar sein soll, muss es dort durch einen zusätzlichen Sender auf einer anderen Frequenz ausgestrahlt werden.

In dem Video handelt es sich um ein Gleichwellen-Funknetz der zweiten Kategorie.

Beide Arten von Gleichwellen-Funknetzen sind nicht für den Empfang in großen Entfernungen gedacht. Dass das auf Mittelwelle nachts doch möglich ist, ist ein unbeabsichtigter Nebeneffekt.

Lutz


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 Betreff des Beitrags: Re: Gleichwellenempfang ?
BeitragVerfasst: Di Mär 11, 2025 21:59 
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Ok, dann wäre das geklärt- Danke !
Edi

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