Hallo Dietmar,
also ich habe dieses Gerät auch.
Von der Außengestaltung nicht gerade das, was sich der Röhrenradiofreund als 'schön alt' vorstellt, aber der Klang ist prima. Immerhin mühen sich da in der Enstufe einander ergänzend zwei EL 95 redlich ab.
Wenn nun also ein Gerät im Zustand wie von Dir beschrieben bei mir ankommt, gehe ich eine Routine durch, die folgende wesentliche Punkte umfaßt:
- Sichtkontrolle am Chassis oben und unten (lose Drähte/ Bauelemente)
- einfache Prüfung des NF- Teils (was Du ja schon gemacht hast, TA- Eingang)
- probeweiser Röhrentausch mit funktionierenden Röhren des jeweils gleichen Typs, einzeln von vorn beginnend, im Betrieb (um Röhrenfehler auszuschließen)
- mithilfe eines evtl. vorhandenen Schaltplanes werden die Spannungen am Netzteil und den Röhrenkontakten geprüft
- Wickelkondensatoren in der Röhrenankopplung und Spannungsverblockung jeweils einzeln einseitig ablöten und dann erneut am 'heißen Ende' die Spannung messen. Ist nach dem Ablöten (z. B. an Anode oder G2) nun eine Spannungsänderung meßbar, ist der Kondensator wohl hinüber. Er zieht durch seinen Defekt die Arbeitspannung herunter, d.h. durch ihn fließt ein Gleichstrom, was eigentlich nicht sein soll.
Mitunter 'nimmt' ein defekter Kondensator den schaltungsmäßig davor liegenden Widerstand 'mit', d.h. der ist dann evtl. auch defekt.
Nach diesen Maßnahmen sind die meisten Fehler gefunden, zumindest spielt das Gerät in mehr oder weniger guter Verfassung.
Wenn es danach, immer noch keinen Empfang gibt, wird es komplizierter.
Jetzt sollten zumindest die Kontakte des Wellenschalter/ Tastersatzes kontrolliert bzw. gereinigt werden.
Es empfielt sich stets, genau festzustellen, unter welchen Bedingungen im Gerät was noch oder nicht mehr funktioniert. Eine kleine "Checkliste" ist sehr hilfreich. Es ist ja nie alles auf einmal defekt und eingedenk der Tatsache, daß das Gerät ja mal funktioniert hat, kann ja auch nicht viel sein.
Wenn es nun Deine Zeit und Möglichkeiten erlauben, nimm Dir das Gerät mal vor, stelle genau fest, welche Funktionen noch vorhanden sind, gehe die einzelnen Punkte durch, mach Dir Notizen zu gemessenen Spannungen und über durchgeführte Arbeiten, um zu einer eigenen Systematik zu kommen.
Denke aber auch daran, daß im Gerät Spannungen am Netzteil von etwa 300 V vorhanden sein können und sei entsprechend vorsichtig. An den Röhren kann die Spannung noch 240 Volt betragen.
Zum Auslöten von Bauelementen ziehst Du besser den Netzstecker.
Schwerere Defekte wie ein nicht schwingender Oszillator, völlig verstellte Bandfilter oder abgerissene Spulendrähte sind eher selten. Letzteres jedoch durch Spannungsmessung schnell nachweisbar.
Traue Dich einfach mal ran an das Gerät und halte uns mal auf dem Laufenden, was Du herausgefunden hast.
Viel Erfolg und keine Angst vor der Technik!
Gruß drahtfunk
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Im übrigen:
Unerlaubtes Drehen am Radioapparat führt zu schweren Verstimmungen beim Hausherren, und ist daher bei Strafe verboten!
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