Dampfradioforum

Hallo,
hab gerade ein ersteigertes Gerät abgeholt. War nur 4km entfernt und hat 14,50€ gekostet. Das Bild (es war nur eins) war schlecht und es stand weder Hersteller, Modell noch sonstwas bei. Also ein Überraschungskauf. Mehr als 15 € hätte ich nicht geboten.
Jedenfalls handelt es sich bei dem Radio um ein Ingelen 540 GW, Bj. 1939/40.
Von außen sieht es soweit ganz gut aus, ein paar normale Gebrauchsspuren und der Schallwandstoff ist gerissen und repariert.
Innen zeigt sich jedoch, dass das Gerät verbastelt ist.
Die originale Röhrenbestückung sollte sein:
ECH11 EBF11 EF11 CL4 EM11 CY1 und ein Urdox U1220

Was sich darin vorfindet ist:
ECH11 EBF11 EF11 EM11 EL11 G1064

Ich hab mir mal Fotos von Originalgeräten angeschaut, anscheinend ist der Spannungswähler nicht original. Der Transformator gehört da eigentlich auch nicht so hin und der AÜ am Lautsprecher sieht im Original auch anders aus.
Was wurde da gemacht? Hat man versucht das Gerät von Allstrom auf Wechselstrom umzubauen?
Vielleicht kann jemand mir als Technik-Laien ein wenig was dazu sagen.
Gruß
Denis

Hallo,

der Zusatz "GW" in der Empfängerbezeichnung deutet auf einen Allstromempfänger hin, dazu paßt auch die tw. Bestückung mit C-Röhren. Der Umbau wurde aber sauber bewerkstelligt, von daher würde ich nichts zurückbauen.

MfG

Munzel

.........vielleicht hat da ja nur einer die falsche Rückwand drauf gedrückt.

Laut rm.org gab es von dem Gerät auch eine reine Wechselstrom-Ausführung.

Hallo!

Was auffällt.
Trafo falsch, AÜ falsch, Lautsprecher falsch, Drossel falsch, Spannungswähler falsch, Gitterkappe CL4 fehlt.

Das deutet insgesamt auf einen kapitalen Schaden Netzseitig hin. Oder, da hat jemand wirklich in Eigenregie von GW auf W umgebaut mit vorhandenen Mitteln.
Dies sollte aber, so sieht es zumindest aus, schon länger her sein.
Mein Fazit, ebenso wie Munzel, so lassen und Funktion rein bringen. Sollte so als zeitgemäßer Umbau durchgehen.

paulchen

Hi,
also wenn es so funktioniert restaurier ich es so wie es ist. Es sieht tatsächlich alles sehr sauber gemacht aus, nur die G1064 ist ein bischen zu antik für dieses Gerät, aber naja. Ist jedenfalls einfacher es so zu lassen, als dafür Origalteile aufzutreiben. Mal schauen was es im Moment beim langsam hochfahren macht.
Über die Restaurierung werde ich berichten.
@Ralf
An die W Version hatte ich auch schon gedacht, zumal in meinem Gerät ja ein Stahlröhrensockel für die EL11 drin ist, anstatt ein Außenkontaktsockel für die CL4. Allerdings hatte die W Version eine AZ11 drin und die angesprochenen Teile wie Spannungswähler, AÜ und Traffo sahen im original anders aus. (Bildvergleich im RmOrg)
Gruß
Denis

Hallo Denis,

der in Deinem Gerät mit einigem Aufwand betriebene Umbau wird einen einfachen Grund gehabt haben: Die Röhren CL 4 und CY 1 waren in den Jahren nach dem Krieg nicht so leicht zu beschaffen.

Mit dem Aufkommen der 6,3 V- Stahlröhren hatte die Geräteindustrie in den Jahren 1939 und 1940 nochmal intensiv die CL 4 verwendet, da sie in Allstromempfängern mit den 'kleinen' E-Stahlröhren so schön in Reihe zu heizen war.
Damit war aber 1941 schon wieder Schluß, da die EL 11 als 'Ablösung' nun lieferbar war. Die CL 4 wurde fortan genauso wie die AL 4 als Ersatz produziert. Die VL 4 in kleinen Stückzahlen ebenfalls.
Entsprechend war die EL 11 in den vierziger und frühen fünfziger Jahren im Handel relativ leicht zu bekommen.
Die Industrie verwendete in Deutschland mit Beginn der fünfziger Jahre die EL 41 dann die EL 84.
Selbst heute befinden sich die wenigen neuen Exemplare einer CL 4 in den Händen einiger Sammler. Gebrauchte CL 4 gibt es recht häufig; jedenfalls habe ich eine ganze Menge davon.

Den Umbau würde ich auch so belassen, wenn er sauber ausgeführt ist.
Andernfalls wäre die größte Hürde dei Beschaffung des originalen Urdoxwiderstandes.
Aber die 15 Piepen ist das Gerät allemal wert.

Gruß drahtfunk

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Im übrigen:

Unerlaubtes Drehen am Radioapparat führt zu schweren Verstimmungen beim Hausherren, und ist daher bei Strafe verboten!

Hallo,
Ist zwar schon ein wenig spaet, aber ich hab den Traed erst heute
gelesen. Ich habe in den 50ziger Jahren viele 540 GW umgebaut und
das nicht wegen Roehrenmangels ,sondern weil die Gleichstromnetze
eingestellt wurden. U-Radios sind ja wenn diese aelter werden nicht ganz
ungefaehrlich (Netzspannung am Chassis) und da der Umbau recht
sauber gemacht wurde, kann er ruhig so bleiben. Da das Radio umgebaut
wurde,duerften auch die meisten Kondensatoren getauscht sein und das
Radio ist sicher langsam hochgefahren worden.

Mfg. erz2