Hallo zusammen,
eine unplanmäßige Tourenänderung ergab das ich heute gegen 11:00 Uhr in Nürnberg eingetroffen bin und nichts mehr zu tun hatte außer auf den morgigen Tag zu warten. Dabei fiel mir dann ein das Fürth ja nicht weit weg ist. Also mal eben nach der Adresse des Radiomuseums gesucht und dort lang gefahren. Also um es vorweg zu nehmen; Mit einem 40t braucht dort niemand auftauchen, Parkmöglichkeiten dafür = Null.
Unser Geschäft ist aber nur 4 Km. weit entfernt, das Wetter super und zwei gesunde Beine habe ich auch, also auf Schusters Rappen zum Museum.
Der Eingang des Museums liegt etwas versteckt in einem Hinterhof, ist aber gut ausgeschildert. Eintritt kostet 4,- Euro, ist also auch erschwinglich.
Direkt am Anfang des Rundganges sind ein paar Geräte ausgestellt die man käuflich erwerben kann. Preise von 10,- bis 100,- Euro. Allerdings keinerlei Beschreibung bei, man würde also die Katze im Sack kaufen.
Der Rundgang erstreckt sich über drei Etagen. Dabei gibt es nur eine ganz grobe Sortierung der Geräte. Es fängt an mit einem betriebsbereitem Detektor. Dann folgen die Anfänge des Rundfunks. Überall sind Bewegungsmelder installiert die diverse Sachen einschalten. Mal ist es ein Lautsprechermodell, mal ist es eine Ansprache aus dem deutschem Reich auf einem präpariertem DKE, mal ist es eine zeitgemäße Musik auf einem Radio.
Man merkt schnell das dieses Museum kein Hobbymuseum ist. Es gibt überall Schalter die für irgendwelche Demo´s gedrückt werden können, also alles im Prinzip für Schulklassen ausgelegt.
Etwas erstaunt war ich über den optischen Zustand vieler Geräte. Da war nichts restauriert, einfach nur hingestellt und ein Typenschild dran gepappt. Wenn überhaupt gab es als Erklärung einen Ausdruck des Modellblattes vom Rmorg!
Einige Kuriositäten sind natürlich auch vorhanden. Was mir bemerkenswert erschien war die amerikanische Standuhr mit eingebautem Radio. Da dieser Besuch ja nicht geplant war hatte ich leider keinen Fotoapparat mit sondern nur mein 10 Jahre altes Handy.

Die Qualität der Bilder möchte ich daher entschuldigen.
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Etwas ratlos stand ich vor einem Radio mit einer Telefonwählscheibe. Zunächst dachte ich noch das ein Telefon dort mit eingebaut sei, aber ein daneben gestelltes Schildchen besagt das man mit der Wählscheibe die Festsender des Radios wählen kann.

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Damit verlassen wir also die erste Etage die Radios aus den Anfängen, über das dritte Reich und einige "Sondermodelle" zeigt. Die zweite Etage zeigt die Anfänge der Lautsprecherentwicklung und wiederum ist das dritte Reich überproportional vertreten. Schön bei den Lautsprechern fand ich das man sich die Mühe gemacht hat große Demomodelle herzustellen. An diesen (teilweise funktionsfähigen) Modellen ist dann sehr gut das Prinzip und die Wirkungsweise erklärt. Es folgen eine Menge undokumentierter Radios aus den 50er Jahren. Ein Gang befasst sich nur mit UKW-Vorsätzen und selbstbauten. Was ich in dieser Etage vermißt habe ist die Firmengeschichte von Grundig. Immerhin befindet man sich ja in einem ehemaligem Grundig Stammhaus. Da scheinen es die Museumsbetreiber eher mit der Firma Metz zu haben, von diesem Hersteller konnte man einiges nachlesen oder sich in Tondokumenten anhören.
Auf dem Weg in die nächste Etage befand sich ein betriebsbereites DAB+ Autoradio. Naja, theoretisch wenigstens. Praktisch ist es defekt.

Die dritte Etage befasst sich hauptsächlich mit dem Thema Fernsehen. Gezeigt werden dort die Entwicklung der verschiedenen Zeilenverfahren, die Entwicklung der Bildröhren, etliche Fernseher (darunter natürlich auch die berühmte Kubatruhe), Teile aus Fernsehstudios (Kameras, prof. Tonbandmaschinen usw.)
Wer bisher die Entwicklung des Tonbandes oder der Schallplatte vermisst hat; Diese sind irgendwie planlos in allen Ebenen ausgestellt. Da gibt es ein Grammophon neben einem CD-Player oder auch ein DAT-Gerät neben einer Tefi-Kassette. Von Tefi selber gibt es übrigens scheinbar überhaupt NUR diese eine Kassette, zumindest habe ich sonst nichts davon entdeckt. Als Abschluß dieser Etage wird dann die Entwicklung des 3D-Fernsehens gezeigt. Es gibt Demos mit den ersten Geräten zu sehen (3D-Brillen liegen aus) sowie einen topmodernen neuen 3D-Fernseher auf dem ein Computeranimationsfilm läuft. In derselben Etage werden dann noch Autoradios gezeigt deren Einbau in heutige KFZ etwas schwierig sein könnte:
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Eine kleine Vitrine hat dann auch noch "Sonderradios" in Form von Werbeträgern zu bieten:
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Die letzte Etage bleibt einer Sonderaustellung vorbehalten. Thema ist BRAVO. Ja genau, die Zeitschrift mit dem unsterblichen und nie alt werdendem Dr. Sommer.

Allerdings fand ich diese erst Recht enttäuschend. Man konnte in einigen alten, laminierten Bravos blättern, es wurde ein typisches 60er Jahre Jugendzimmer mit bunt bemalten Röhrenradios nachgebildet und ein wenig Spielzeug aus dieser Zeit hingestellt. Ende der Sonderschau!
Alles in allem würde ich sagen das es für Schulklassen oder technisch interessierten Laien durchaus ein interessanter Besuch sein dürfte, aber für den Radiofreak der schon einige Museen gesehen hat ist ein Besuch kein absolutes muss. Da gefällt mir persönlich "Linsengericht" wesentlich besser!
Gruß aus Nürnberg...Hotte