Hallo SGibbi,
der Schaltplan ist vom Original abgezeichnet. Die im Schaltplan angegebene Dimensionierung ist also original. Und fehlerfrei abgezeichnet (hoffentlich

).
Wenn Dich die eine oder andere Ungereimtheit der Schaltung wundert: Es handelt sich um ein Gerät, das 1951 gebaut wurde (also ca. 1950, 1951 konstruiert wurde). Ich glaube, das spielt eine Rolle. Die 20 nF zur Höhenbeschneidung zum Beispiel sind auch nach meiner Meinung viel zu viel. Aber das war zu der Zeit wohl der Geschmack des Konstrukteurs.
Verbastelt? Eher nein, obwohl man mit allem rechnen muss. Ich habe deswegen schon gründlich gesucht. Einen fehlerhaften Kondensator habe ich entdeckt und ausgetauscht. Es war statt des 250 nF Kondensators parallel zum 1kOhm parallel zum Klangschalter irrtümlich ein 22 nF eingebaut worden; das war ein Versehen desjenigen, der die Kondensatoren getauscht hat (was ansonsten alles sehr ordentlich gemacht war, aber wir sind alle nur Menschen). Ich habe den also auf 220 nF ausgetauscht.
Die "Reparatur" dieses Kondensators hat den Klang bei geöffnetem Klangschalter ganz erheblich gebessert. Einen Frequenzgang habe ich noch nicht gemessen, mir fehlt momentan die Zeit dazu. Es ist aber ganz klar zu hören, dass jetzt die tiefen Bässe besser betont werden, wenn der Klangschalter geöffnet wird.
Ob der Messsender und der Sinusgenerator in Ordnung sind? Beide sind zwar von mir selbstgebaut, was eine kritische Überprüfung rechtfertigt, aber trotzdem: Ja, die beiden sind in Ordnung, denn ein mit demselben Messsender+Sinusgenerator und dem "Gundig Satellit 3400" auf UKW aufgenommener Frequenzgang ist bis in die Bässe hinein glatt wie gebügelt.
Ob meine Methode der Messung der Niederfrequenzspannung in Ordnung ist? Bisher glaubte ich, dass dem so sei. Schließlich höre ich ja auch, dass die Bässe bei dem Radio fehlen. Aber auch das werde ich noch einmal kritisch prüfen.
Ob zu kleine Kondensatoren im TA-Eingang die Bassabsenkung bewirken? Nein, jedenfalls nicht die hier beschriebene, denn ich habe den TA-Eingang gar nicht verwendet und das NF-Signal direkt auf das Lautstärkepoti eingekoppelt, sprich ohne Zwischenschaltung von Koppelkondensatoren. So etwas geht bei diesem Radio natürlich nur, wenn der Netzstecker richtig herum eingesteckt ist, damit das Chassis nicht auf Phase liegt.
Ob der vertauschte Kondensator eine Rolle bei meinen Messungen gespielt hat? Sicherlich nur bei OFFENEM Klangschalter (= Bässe betont).
Nur: Den Frequenzgang mit den fehlenden Bässen habe ich bei GESCHLOSSENEM Klangschalter aufgenommen, da spielt der falsche, inzwischen getauschte Kondensator gar keine Rolle. Also: Warum die Bässe abgeschwächt sind? Ich habe die Suche nach dem Grund bisweilen auf Eis gelegt. Ich vermute, dass eine frequenzabhängige Phasendrehung des Signals ursächlich ist, welche durch den Ausgangstrafo und das Gegenkoppelungsnetzwerk bewirkt wird; wie gesagt, eine bloße Vermutung. Die Wirkung der Gegenkoppelung hängt entscheidend von der Phasenlage des rückgekoppelten Signals ab. Da die Phase bei unterschiedlichen Frequenzen der NF nach meiner Vermutung frequenzabhängig unterschiedlich rückgekoppelt wird, resultiert dies in einer frequenzabhängig unterschiedlichen Verstärkung des NF-Teils. Das ist meine Vermutung, aber ich habe noch keine Zeit gefunden, dieser Vermutung nachzugehen.
Ob man die Wirkung der 9-kHz-Sperre überhaupt hört bei UKW, und ob das Abschalten der 9-kHz-Sperre beim Klang auf UKW eine Auswirkung hat? Ja, ich habe die 9-kH-Sperre abschaltbar gemacht (und dafür das Radio "verbastelt"), und die Höhen bei Violin- und Flötenklängen klingen seitdem deutlich besser.
Ob der große alte Radio-Lautsprecher überhaupt irgendetwas wiedergibt, was über 7 kHz liegt? Ja, ich höre das deutlich mit dem Sinusgenerator, außer oberhalb von etwa 11...12 kHz, wo meine Ohren nicht mehr mitmachen.
Viele Grüße,
Georg N.
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Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen.
