Ich habe den Aufbau des Verstärkers von 2_Stroker angesehen und will
mal hier den Old-Scool Gegenpart aufzeigen an den ich mich immer halte.
Das hat mehrere Gründe.
1. weshalb muß jede Leitung im Röhrenverstärker künstlich durch eine Leiterplatte
verlängert werden?
2. was haben Dioden im Röhrenerstärker zu suchen (Relais nötig für Einschaltverz.)?
3. auf einer fertigen gekauften Leiterplatte gibt es kaum Möglichkeiten die üblichen
Abblockmittel anzubringen, z.B. Drosselperle an der Gitterzuleitung, Anodendrossel
4. durch die Montage der Röhrenfassung entgegen den Bauteilen beraubt man sich der
einfachen und sicheren Messung wesentlicher Parameter wenn mal was nicht stimmt
5. warum die Entfernung zum zentralen Massepunkt künstlich verlängern?
Das es so auch funktioniert stelle ich hier nicht in Frage, das nicht Jeder auch
mechanische Fähigkeiten hat auch nicht. Es geht mir darum aufzuzeigen das es mit
den Methoden der alten Entwickler wesentlich einfacher ist einen guten Verstärker
zu bauen und alle nicht abwägbaren Hürden von Anfang an zu vermeiden.
Alle Vorbereitungen beginnen mit der Sichtung vom vorhandenen Material, was will ich
und was habe ich. Dann erfolgt die Planung mit einfachen Handskizzen als Grundlage.
Aluplatten und Winkel aus dem Baumarkt, dicker Heizungsdraht aus alten Leuchtstoffröhren,
Fassungen aus der Wühlkiste u.s.w.. Zuerst die Stellprobe der Hauptdarsteller auf dem
Subchassis aus dünnem und einfach zu bearbeitendem Alublech. Das zeug läßt sich herrlich
auf einer kleinen Hebelschere zuschneiden, Reste davon ergeben die Stellwinkel für die
Lötleisten. Die runden Durchbrüche sind mit einem Schraublocher gestanzt, einfacher
geht es kaum. Der Zwerg links hinten ist eine EAA91 für die Gleichrichtung der Aussteuerspannung.

Hier mit allen Darstellern, mittig eine fette EYY13 die vermeidet das
man Halbleiter einsetzen muß im Netzteil, es würden auch zwei EY88 oder EZ81 an der
Stelle laufen, ich bevorzuge aber immer so ein fettes Teil das auch nocht gut leuchtet,
und welches Exemplar zeigt so schön wie diese die großen Getterspiegel?

Die Rückseite zeigt wie auf einfachen Bügeln die Lötleisten sinnvoll
um die größten Bauteile angeordnet sind und auch schon die großen Bauteile
an Festpunkten fixiert sind. Die Heizung ist auf kurzen Wegen verlegt und
nur in diesem Zustand ohne mechanische Spannung an die Anschlüsse geführt.
Sowas geht später oder früher überhaupt nicht, das geht nur zu diesem Zeitpunkt. Alle
mechan. Teile sind bereits montiert, so kommt sich nichts in den Weg. Alles ganz einfach
mit Popnieten zusammengebaut, stabil und später unsichtbar.

Nun wird wie in alter Tradition jede Fassung auf dem kürzesten Weg mit der Schaltung
verbunden, sinnvoll ist eine ordentliche Anordnung der Bauteile um auch mal
messen zu können und die Farbgebung, so sind Potentiale optisch schon zu unterscheiden.
Man kann ohne Probleme große und leicht zu montierenden Bauteile verwenden ohen an feste
Abmessungen einer Platine gebunden zu sein die dazu noch aus der Wühlkiste oder auch
Ausbauware sein können.

Es ergibt sich so auch die Möglichkeit Bauteile in einem anderen zu "verstecken", hier
rechts oben ein Widerstand in einem Rohrkondensator in der Gegenkopplung.
Am silbernen 47nF ist eine Ferritperle aufgesteckt, kann nie schaden da das ein Koppel-C
ist. Alle Bauteile haben extrem kurze Verbindung zum wesentlichen Kontakt der Fassung oder
zu einem anderen Schaltungspunkt. Im Vordergrund die Kathodenkombination, auch stabil und
kräftig dimensioniert.

Auch hier so dicht wie möglich der Gridstopper und seine Perle und eine kleine Drossel in der
Zuleitung zur Anode, kann nie schaden und kommt aus der Wühlkiste.

Wenn man sich symmetrisch an den Aufbau hält kommt ein fast 100%ig gespiegeltes Chassis heraus.
Bauteile die zu weit von tragenden Lötstützpunkten weg sind werden mit anderen durch einen
Verbund mit dem am nächsten liegenden befestigt, so wie auch früher. Unten ein dicker Trimmer
in der Gegenkopplung als Symmetrieregler.

Das vorbereitete Gehäuse (ein alter Konsolenumschalter von 4 COMPAQ-Servern) machte Dank amerikanischer
Qualität viel Arbeit mit der Herstellung der Durchbrüche, aber Loch an Loch mit 3mm gebohrt und
dann gefeilt, grundiert und in Hammerschklag aus der Dose lackiert macht außer Arbeit und Geduld keine
weiteren Kosten mal abgesehen vom Lack der für ca. 5 Chassis dieser Größe reicht. Die Aufbauteile hier
mit Kindertaschentüchern vom Flohmarkt (Kilo für 2€) geschützt da auch schon lackiert.
Die Fassungen der "heißen" Röhren sind aus Keramik, die weniger heißen aus Bakelit und die
EM84 haben nur Pertinax bekommen.

Die Front wurde mit einfacher aber sehr haltbarer Folie gestaltet und aufgeklebt, meine Verstärker
sind im Outfit alle gleich und durchnummeriert. Hier also Nummer 2. Ein A4 Bogen davon kostet ca. 1,50€,
laßt sich per Laserdrucker millimetergenau bedrucken und ist abriebfest sowie in passender Farbe zu Reglern
und Gehäuse beschaffbar.
Die Positionen der Regler waren vorher die Umschalttaster der Serverkonsolen, keine Arbeit damit.

Hier nun von oben der absolut symmetrische Aufbau und meine konsequente Ausführung in hammerschlag
silber fürs Gehäuse, grau für Abdeckungen und schwarz für Trafokerne. Hutmuttern halten das Subchassis,
auch alle anderen Muttern die sichtbar sind sind M4 Hutmuttern verchromt aus dem Modellbau. Unter dem
Schlitzblech die Netzteildrossel, auch zur optischen Auflockerung bewußt anders gestaltet.
Das Eisen 90 Grad zum Trafo und genügend Abstand zu diesem verhindert sofort Netzeinstreuung in die
Übertrager. Das Subchassis sitzt genau 2mm unter dem Hauptchassis und läßt die Röhren optisch elegant
ohne die Verjüngung unten austreten.

Nach Vollendung ist ein Gerät entstanden das sicher vorzeigbar ist und für viele Jahre ordentlich
funktioniert. Das Konzept ist stark dem bekannten MV3 nachempfunden und funktioniert auf Anhieb
wunderbar, einzige Einstellung war die Aussteuerungsanzeige bei gleichem Pegel links und rechts,
der Rest lief sofort und dauerhaft bis jetzt.
Auch die Netzanzeige ist eine Glimmlampe russischer Herkunft ergnäzt mit DDR typischen Abdeckungen
die diese schöne orangene Farbe daraus machen.

Das ich Widerstände aus den 60'ern verwende hat nur optische Gründe, sie sehen einfach "schön" aus
und sind so lange abgelagert das Kappenfehler ausgeschlossen werden können, auch auf lange Sicht.
Da ich DDR Kind bin verwende ich nat. nur auch so weit es geht solche Bauteile weil ich sie einfach massenhaft
habe und weil sie einen einfachen und robusten Charme haben und die Werte nicht in kryptischen Aufdrucken
verstecken. Auch russische Bauteile die ich aus militärischem und industrieellem Schrott ausgebaut habe
setze ich oft und gern ein, die Qualität ist unschlagbar, man muß nur kyrillische Schrift lesen können
um diese gezielt zu verwenden.
Grüße
T.K.