Hallo Frank,
für deine Tochter und besonders für ihren Lehrer wird vielleicht die Herleitung interessant sein.
Für einen (idealen) Kondensator gilt:
dU/dt = 1 / C · I(t) <- [Gleichung 1]
mit
C = Kapazität
I(
t) = zeitabhängiger elektrischer Strom durch den Kondensator
U = elektrische Spannung am Kondensator
t = Zeit
d
U/d
t = erste Ableitung der Spannung nach der Zeit (Änderungsgeschwindigkeit)
Ohne Differentialrechnung und konstantem Strom sieht die Gleichung ähnlich aus:
ΔU / t = 1 / C · I <- [Gleichung 2]
mit
Δ
U = Änderung der Spannung während der Zeitdauer
Multipliziert man beide Seiten der Gleichung mit
t erhält man
ΔU = 1 / C · I · t <- [Gleichung 3]
Eine der drei Gleichungen wird deine Tochter im Physikunterricht sicherlich schon behandelt haben.
Die Periodendauer
tP der Wechselspannung ist
tP = 1 / f <- [Gleichung 4]
Bei
f = 50 Hz wird
tP = 1 / 50 Hz = 20 ms
Bei üblicher Gleichrichtung mit Brückenschaltung (Betragsbildung) wird der Kondensator sowohl im Bereich des positiven, als auch des negativen Scheitelwerts der Wechselspannung nachgeladen, also zwei Mal je Periodendauer.
Somit beträgt der Abstand zwischen zwei Ladezyklen
tL = ½
tP = ½ · 20 ms = 10 ms.
Das Nachladen geht aber nicht unendlich schnell (mit unendlich hohem Strom), denn der Ladestrom wird begrenzt zum Beispiel durch die Widerstände der Trafowicklung.
Je nach Widerstand im Ladestromkreis und Welligkeit der Spannung dauert das Laden in der Praxis ca. 20...30 % der Zeit eines Lade- und Entladezyklus. Während der anderen Zeit, also 70...80 % eines Lade- und Entladezyklus, wird der Kondensator entladen. Diesem Anteil gebe ich einfach mal das Symbol
k.
Während der Entladezeit
tE =
k ·
tP sinkt die Spannung am Kondensator,
während der Ladezeit
tL = (1 -
k) ·
tP steigt die Spannung am Kondensator.
Mit Gleichung 3 erhält man für die Spannungsänderung am Kondensator während dem Entladen mit konstantem Strom
Δ
U = 1 /
C ·
I ·
tE = 1 /
C ·
I ·
k ·
tPΔU = k · I · tP / C <- [Gleichung 5]
Δ
U ist hier der Spannungshub zwischen Maximum und Minimum, der wird oft als
USS bezeichnet.
Beim Laden ist der Spannungshub selbstverständlich genauso groß, nur mit umgekehrtem Vorzeichen.
Ein Beispiel:
k = 75 % = 0,75 (das nehme ich oft an, passt auch zur Gleichung von Andy)
I = -100 mA (negativ, weil Entladestrom)
tP = 10 ms (50 Hz mit Vollwellengleichrichter)
C = 50 µF (häufige Kapazität in Röhrenradios)
Δ
U = 0,75 ·
I ·
tP /
CΔ
U = 0,75 · (-100 mA) · 10 ms / 50 µF
Δ
U = -15 As/F = -15 V
countryman hat geschrieben:
Den (zweiten) Siebelko würde man wohl als RC Tiefpassfilter berechnen ...
So würde ich das auch machen.
Das sind idealisierte Rechnungen unter vielen Voraussetzungen, zum Beispiel, dass der Entladestrom völlig konstant ist, dass sich die beiden Filter gegenseitig nicht beeinflussen und dass der Kondensator ideale Eigenschaften (nur Kapazität) besitzt.
Heute würde man die Schaltung zusätzlich simulieren, um genauere Ergebnisse zu erhalten und Toleranzen der Komponenten einbeziehen zu können.
Bernhard