In den letzten Tagen beschäftigte ich mich mit so einem Autoradio:
https://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt ... _3475.htmlEs besteht aus drei Komponenten: dem Bedienteil am Schwanenhals, einem versteckt einzubauenden Empfänger/Verstärker-Teil und einem Cassettenteil mit DIN-Maßen, mit dem man auch (vom Radio oder Mikrofon) aufnehmen kann. Für die damalige Zeit (1974) war das ein sehr reichhaltig ausgestattetes Autoradio: UKW-Stereo, MW (in 2 Teilbereiche unterteilt), LW und KW, 6 Stationstasten und Sendersuchlauf.
Allein die elektronische Lautstärkeregelung enthält 2 IC und 16 Transistoren, die Suchlaufschaltung hat noch mehr Transistoren! Die Stellung des Sendersuchlaufes wird in einem Analogwertspeicher mit Kondensator und Feldeffekttransistor gespeichert, in dem vergossenen Speicherbaustein befindet sich außerdem ein Relais, das den Speicher bei Nichtbenutzung von der Außenwelt trennt und so dafür sogt, dass der Speicherinhalt möglichst lange erhalten bleibt. Dieser Speicherbaustein ist also ein sehr spezielles Bauelement.
Aber servicefreundlich ist anders: Im Empfänger/Verstärker-Teil liegen zwei, im Bedienteil sogar drei Leiterplatten übereinander. Um Bauteile zu wechseln, muss man jeweils eine oder zwei Leiterplatten ausbauen und kann dann keine Messungen im Betrieb machen. Für die Blaupunkt-Servicewerkstätten gab es für diesen Zweck vermutlich Serviceadapter.
Das Exemplar, das ich vor mir hatte, war schon einmal durch die Hände eines Bastlers gelaufen, wie diverse fehlende Schrauben und die losgeschraubten Endstufentransistoren zeigten. Er hat offensichtlich erfolglos versucht, mehrere Fehler, die das Gerät hatte, zu beseitigen. Stattdessen hat er weitere Fehler hinzugebaut und obendrein den Abgleich ziemlich vermurkst.
Die Stromaufnahme war erheblich zu hoch. Das hatte zwei Gründe: der Elko über der Betriebsspannung hatte einen Leckstrom von mehreren 100 mA, und einer der beiden Ausgangselkos an den Lautsprecherausgängen hatte einen Kurzschluss, was auch einen der Endstufentransistoren ins Jenseits befördert hat.
Nachdem ich das in Ordnung gebracht hatte, kam Ton nur auf einem Kanal. Die Ursachen dafür waren ein falsch aufgesteckter Stecker eines der Verbindungskabel zwischen den beiden Platinen, auf die das NF-Teil aufgeteilt ist, und mehrere gerissene Lötstellen an der Anschlussbuchse für das Cassettenteil.
Der Empfang war aber immer noch zu leise und verzerrt, und der Suchlauf hielt nicht an. Ursache war noch ein falsch aufgestecktes Kabel, das das MPX-Signal an die Buchse für den Verkehrsfunkdecoder leiten sollte. Über den Sinn dieser Buchse habe ich erst einmal gegrübelt, denn das Radio hat einen integrierten Verkehrsfunkdecoder. Aber es gab auch externe Verkehrsfunkdecoder, die zusätzlich die Bereichskennung des ARI-Signals auswerteten:
https://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt ... 10380.htmlDamit konnte man die Ausstattung dieses Luxusgerätes noch vervollständigen.
Das Radio ließ sich nicht richtig ausschalten. Nach Druck auf die Ausschalttaste ging der Empfang weg und die LED-Kette der Skala sprang auf Linksanschlag, aber ausgeschaltet wurde es nicht. Ursache dafür war Leckstrom eines Tantalelkos im Bedienteil. Um diesen zu tauschen, musste ich die drei in Sandwich-Bauweise übereinanderliegenden Leiterplattenn demontieren. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch eine der drei Skalenlampen, die durchgebrannt war, erneuert. In dem kleinen Bedienteil befinden sich nicht weniger als 12 Skalen- und Anzeigelämpchen, dazu eine Kette von 16 roten LEDs als Skalenzeiger.
Die Abstimmung war erschütterungsempfindlich, beim Klopfen auf eine der Platinen sprang sie etwas hin und her. Ursache waren kalte Lötstellen im Spannungswandler für die Abstimmspannung.
Mal sehen, ob es das nun war oder ob sich noch weitere Fehler zeigen.
Lutz