röhrenradiofreak hat geschrieben:
... Alle Elkos im dargestellten Ausschnitt habe ich erneuert, C301, 302, 303, 312 und 316 (alles MKS. oder Styroflexkondensatoren) auf Kapazität und Leckstrom geprüft und/oder erneuert, R301, 302, 311, 312, 313, 315, 316 und 320 sowie die Potis P301 und 311 geprüft, die Leiterplatte auf Unterbrechungen, Kurzschlüsse, Verschmutzungen, falsch angelötete Kabel etc. geprüft - alles ohne Befund. Einen Fehler im Empfangsteil schließe ich aus, weil der Fehler auch beim Anschluss einer Signalquelle an die DIN-Buchse auftrat (diese ist direkt an dem abgeschirmten Kabel angeschlossen, das links oben aus dem Schaltplanausschnitt führt).
Hallo Lutz,
das NF-Teil habe ich mal mit LTspice simuliert.
Die Schaltung des TAA435 habe ich aus dem Datenblatt (1969) von Mullard, die Transistor-Modellparameter sind geschätzt.
Das Modell für den AD161 habe ich aus dem Halbleiter-Datenbuch 1967/68 von Siemens generiert, Schwerpunkte waren die
UBE-Kennlinie und die (sehr krumme) Verstärkungskennline.
Der Amplitudenfrequenzgang vom NF-Eingang (C301) zum Lautsprecherausgang ist im Anhang zu sehen. Er ist (erwartungsgemäß) nahezu unabhängig von der Stellung des Lautstärkepotis. Auffällig ist der Höhenabfall, er wird verursacht durch C316 (470 pF). C316 reduziert die Schleifenverstärkung bei hohen Frequenzen und verhindert dadurch, dass die Schaltung schwingt.
Im o. g. Mullard-Datenblatt wird 33 pF angegeben, außerdem ist im Datenblatt die Gegenkopplung stärker, was eine größere Kapazität erfordert. Hier ist beim Becker Europa vermutlich noch viel Spielraum, ohne dass die Schaltung schwingt (z. B. 220 pF oder 100 pF).
Doch nun zur lautstärkeabhängigen Höhenwidergabe:
Wie oben erwähnt ist die Höhenwiedergabe vom Design her eher schlecht (-6 dB bei 10 kHz). Vielleicht soll das Rauschen bei schlechtem Empfang reduziert werden.
Auffällig ist die relativ hochohmige Speisung des Eingangsdifferenzverstärkers: 600 Ω im TAA435 und hier zuätzlich 1,5 kΩ (R316) extern. Dadurch unterdrückt der Siebkondensator C314 (250µF) Störungen besonders gut.
Wenn dessen Serienwiderstand jedoch stark ansteigt (über 1 kΩ), erzeugt der Kollektorstrom des dritten Transistors im TAA435 (Differenzverstärker-Auskopplung) ein merkliches Wechselsignal an C314, das phasengleich ist mit dem Eingangssignal, also eine Mitkopplung bewirkt. Die wirkt über R311 (180kΩ) auf den Eingang zurück. Die Wirkung ist am stärksten, wenn das Lautstärke-Poti den höchsten Ausgangswiderstand aufweist und das ist bei dieser Schaltung bei maximaler Lautstärke.
Sie ist außerdem am stäksten wirksam bei hohen Frequenzen. Bei einem Serienwiderstand von ca. 5 kΩ in C314 und voll aufgedrehter Lautstärke wird der Amplitudenfrequenzgang bei hohen Frequenzen fast linear. Bei Mittelstellung des Lautstärkepotis ist die Höhenanhebung durch die Mittkopplung dagegen kaum merlich.
-> Nach meiner Simulation ist
- ein relativ hoher Sereinwiderstand von C314 ursächlich für die lautstärkeabhängige Höhenwiedergabe und
- der hohe Wert von C316 ursächlich für die generell schlechte HöhenwiedergabeBernhard
PS: Die LTspice-Simulationsdatei liegt bei. Zum Uploaden habe ich sie umbenannt von .asc nach .txt. Sie enthält auch die erwähnten Bauteilmodelle.