Hallo Markus,
ja, die Referenzstromquelle scheint korrekt zu funktionieren: IR83 = 1,25 V / 2,2 kOhm = 0,58 mA IR84 = 55 mV / 100 Ohm = 0,55 mA UBE Q11 = 1,87 V - 1,25 V = 0,62 V -> Hier ist alles okay.
Der Referenzstrom (0,55 mA) fließt zum Teil durch R85 und zum Teil durch R86. Die Widerstände sind gleich und normalerweise sind auch die Spannungen über R85 und R86 gleich. D. h. durch R85 und durch R86 müsste jeweils der halbe Strom (0,28 mA) fließen. Die Spannung über R85 und R86 ist dann 0,28 mA * 4,7 kOhm = 1,3 V. Wenn (wegen Unsymmetrien) ein Zweig etwas mehr Strom erhält, dann fließt im anderen Zweig entsprechend weniger Strom. Daraus folgt aber auch, wenn eine Spannung etwas höher liegt als 1,3 V, muss die andere etwas niedriger sein. Das stimmt hier schon mal nicht.
-> Messen: Stimmen die Werte von R85 und R86 (je 4,7 kOhm)? (die kann man hier mit üblichen Multimetern (Messspannung < 0,5 V) im eingebauten Zustand bei ausgeschaltetem Gerät messen. Ggf. Messleitungen umpolen, der höhere Wert gilt).
Die Spannung über R86 ist größer als über R85. Das ist zu erwarten, denn durch die negative Spannung am Ausgang und damit auch an der Basis von Q10 wird Q10 eingeschaltet. Der Strom von der Stromquelle fließt durch Q10 und erzeugt eine höhere Spannung über R86. Das ist auch zu erwarten. Durch die höhere Spannung an R86 ist auch die Spannung an der Basis von Q14 höher und Q14 leitet stärker. Auch okay.
Der höhere Strom durch Q14 erzeugt auch höheren Strom durch Q13 und Q13 versucht, die Spannung am Ausgang zu erhöhen. Auch gut. Q14 kann den Strom aber nicht beliebig erhöhen: Bei ca. 6 mA wird die Spannung über R89 so groß, dass Q14 in Sättigung gerät. Hier hat der Entwickler mit R89 einen Schutz eingebaut, der Folgefehler verhindert.
Q14 ist also gesättigt, damit zieht Q14 auch deutlich Basisstrom.
Vermutlich fließt der gesamte Referenzstrom (0,55 mA) durch Q10. Durch R86 fließt 1,95 V / 4,7 kOhm = 0,41 mA und der Rest (0,55 mA - 0,41 mA = 0,14 mA) fließt in Basis von Q14.
Soweit ist das plausibel und die Funktionen von Q10 und Q14 scheinen okay zu sein.
1,95 V über R86 und an Q14 Ube(sat) = 0,75 V bedeutet ca. 1,2 V über R92. R89 bestimmt den Strom zu 6 mA. Über R92 fließt ca. 1,2 V / 100 Ohm = 12 mA, also der doppelte Wert. Daraus kann man schließen, dass auch die Stromspiegelschaltung mit D37 und Q13 korrekt funktioniert.
> R85: 1,81V Durch R85 darf im jetzigen Zustand aber kein Strom fließen. IR85 = 1,81 V / 4,7 kOhm = 0,39 mA. Wo kommt der Strom her? Von der Referenzstromquelle (0,55 mA) kann er nicht kommen, deren Strom fließt komplett durch R86 und Q10.
An der Basis von Q9 hast du einst 0 V gemessen, d. h. über R81 fließt auch kein Strom. Q9 würde ich daher zurzeit als wahrscheinlich okay einstufen.
Damit bleibe ich wieder bei Q15 und C45 als wahrscheinliche Ursache hängen. Q15 hast du aber bereits ausgetauscht. C45 entfernen hatte ich empfohlen, du hattest dann C46 geschrieben. Hier weiß ich nicht, welchen du entfernt hast. Jedenfalls erhält Q15 fälschlicherweise Basisstrom und schaltet ein, z. B. durch zu hohen Leckstrom der internen Kollektor-Basis-Diode oder durch zu hohen Leckstrom durch C45. In Kollektorkreis von Q15 liegt der Widerstand R120. Der ist mit max. 1 kOhm deutlich geringer als R89. Q15 kann also mehr Strom führen als Q14. Deshalb wird die Spannung am Ausgang negativ. Ist die Leiterplatte vielleicht elektrisch leitfähig verschmutzt?
Bernhard
PS: Ich hatte mal ein billiges Multimeter mit Drehschalter, bei dem die Schleifkontakte nicht mehr zuverlässig waren, das hat dann manchmal falsche Werte angezeigt.
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