Bei irgendeiner Radiobörse stand zwischen patinierten Fernost-Billig-Radios der frühen 70er Jahre auch ein kleines Grundig. Ziemlich verdreckt und mit deutlichen Gebrauchsspuren, aber irgendwie hatte es mir das Teil angetan. Und für drei Euro konnte ich es natürlich nicht stehen lassen. Das gute Stück musste gerettet werden!
"Wird ja nicht viel dran sein" dachte ich und machte mich an die Bestandsaufnahme:
Im Batteriefach waren alle Federn abgefault und die Kontakte stark durch einst zum Auslaufmodell mutierte Batterien ziemilich verrostet.
Die Knöpfe waren noch vorhanden und sahen noch gut aus (unter dem Dreck), die Antenne hatte den Knopf am Ende eingebüßt und jemand hatte sie vollständig zusammengeschoben.
Innen war alles sehr sauber, bis auf etwas Staub und Schmutz, aber im Verhältnis zum Äußeren wirklich gut.
Auch der Henkel war noch dabei.
An 6V offenbarte sich dann der einzige wirkliche technische Mangel: UKW war absolut tot. Die beiden anderen Bänder, Mittel- und Kurzwelle(!) funktionierten.
Da sich kein defektes Bauteil sichtbar machte und ich nicht gerade die große Motivation zur Fehlersuche hatte, stellte ich das Gerät erst einmal ins Regal.
Nach Weihnachten packte es mich aber doch nochmal und ich nahm mich dem kleinen an.
Jetzt sind meine Fähigkeiten was Rundfunktechnik angeht, nur im Anfängerstadium, dennoch versuchte ich eine systematische Eingrenzung des Fehlers.
Da M und K funktionierten schloss ich einen defekten Transistor in einer der Stufen aus. Am Ratioelko oszilloskopierte ich die NF-Spannung während mit dem UKW-Prüfsender ein Sinuston im UKW-Bereich eingespeist wurde: Es ließ sich nichts messen. Also kam aus dem Ratiodetektor nichts raus. Ich ersetzte den Müden Ratioelko gegen einen Folienkondensator - keine Änderung.
Als nächstes versuchte ich durch Einspeisen von HF auf der ZF rückwärts den Fehler einzugrenzen, aber schon bei der letzten Stufe blieb die NF stumm.
So baute ich das Alukästchen mit Filter und Ratiodetekor aus um die beiden Dioden zu messen. Zwei Messgeräte zeigten nichts an. Tatsächlich waren beide Germaniumdioden defekt.
So ersetzte ich sie durch Schottky-Dioden (danke an Herby) um meine Diagnose zu bestätigen. Tatsächlich spielte das Gerätchen sofort wieder einwandfrei auf UKW.
(Dazu hatte ich bereits einen Beitrag geschrieben)
viewtopic.php?f=2&t=25465Alle Teile wurden gründlich gereinigt, die verkratzte Skala ließ sich wieder aufpolieren und die Antenne konnte ich durch Anlöten eines dünnen Drahtes am innersten Segment wieder ganz ausziehen. Sie musste gerichtet werden und bekam eine Messing-Mutter am Ende aufgelötet.
Das Radio ist nun fast fertig und wird als Geschenk weitergegeben.

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