Gestern Abend hatte ich mal wieder etwas Zeit für das Hobby und habe mich einem Gerät ohne glühende Röhren gewidmet: Einem Graetz Komtess automatic 303 in der Farbe orange.
radiomuseum.org:
https://www.radiomuseum.org/r/graetz_ko ... c_303.htmlDas im Vergleich zu den meisten Röhrenradios durchaus jüngere Datum merkt man dem Gerät schnell an: Es ist sehr flach gebaut, erstaunlich leicht und besitzt ein Gehäuse aus Plastik.
Das Radio ist ein Erbstück hat somit einen hohen ideellen Wert für mich.
Prinzipiell funktioniert das Radio einwandfrei (ich habe es schon ab und zu betrieben, seit es in meinen Besitz gekommen ist). Kritische Kondensatoren sind in diesem Baujahr kein Thema mehr, es gab jedoch ein paar Kleinigkeiten, die im Betrieb störten, nämlich kratzende Potis/Tasten und eine etwas verdreckte Skala. Also kam das Gerät auf den Basteltisch.
Nach dem entfernen der drei Schrauben (ich vermute mal, dass das früher mal ein paar mehr waren) konnte man den Deckel nach hinten wegklappen und einen ersten Blick in das Radio werfen.
Im Vergleich zu Röhrenradios findet man viel gähnende Leere, einen ziemlich kleinen Netztrafo und Transistoren. Lautsprechertechnisch ist das Radio mit einem Breitbänder und einem Hochtöner für diese Größe durchaus solide bestückt.
Nach dem Reinigen der Bereichsschalter und dem Ein-/Ausschalter mit Oszillin T6 habe ich mal die Netzteil-Platine etwas genauer unter die Lupe genommen. Einen besonderen Blick warf ich auf die Sicherung, welche wohl noch Originalbestückung sein sollte. Nach dem entnehmen sah diese doch etwas traurig aus:
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Sicherung.JPG
Die eine Endkappe war komplett lose, der Kleber hatte seine Haftung über die Jahre wohl verloren. So konnte man die Endkappe hin und her ziehen und somit den Sicherungsdraht dehnen und hin und her bewegen.
Auch, wenn es Spaß macht, mit sowas ein wenig zu spielen, habe ich aufgrund von Sicherheitsbedenken doch eine neue Sicherung eingesetzt, die mit 50mA gegenüber Röhrenradios ziemlich mickrig wirkt. Die komplette Leistungsaufnahme des Radios sollte also bei knapp 12W liegen.
Bei näherer Betrachtung der Netzteilplatine fiel mir noch etwas anderes auf: Das Radio besitzt eine Netzantenne, die über einen Kondensator mit 100pF/400V mit dem Netz verbunden ist. Als ich das Radio betrieben hatte, ist mir schon aufgefallen, dass es ohne Antenne einen ziemlich ordentlichen Empfang besitzt. Ich hatte gerätselt, woran das wohl liegen mag, denn ein Dipol hätte in diesem Gehäuse wohl etwas wenig Platz. Die Netzantenne schien dafür wohl die Antwort zu sein.
Nach einem Blick auf die Rückwand war klar: Die Netzantenne war die ganze Zeit in Verwendung (der entsprechende Kontakt war dementsprechend eingestellt).
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Netzantenne.JPG
Obwohl der originale Kondensator bisher anscheinend tapfer durchgehalten hatte, entschloss ich mich dennoch, aus Sicherheitsgründen einen neuen Y-Kondensator zu verbauen, da man auch im Betrieb hinten an den Umschalter für die Netzantenne fassen kann. Bei Reichelt gab es leider keinen passenden Kondensator mit 100pF, die niedrigste lieferbare Kapazität lag bei 1nF. Letztendlich habe ich also einen WIMA MKP 1nF Y2 Kondensator bestellt. Die Kapazität sollte an dieser Stelle wohl nicht so kritisch sein.
Zufällig hatte dieser Kondensator auch direkt das passende Rastermaß, so dass der Tausch ohne Probleme von statten ging.
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Netzantenne_neu.JPG
Weiter ging es mit der Skala: Nach dem abnehmen der erstaunlich leichten Plexiglas-Scheibe und einer vorsichtigen Reinigung konnte auch dieser Schritt abgehakt werden. Hierbei fiel mir aber auf, dass das Radio wohl doch im Besitz einer Skalenlampe ist - bisher war die Skala immer unbeleuchtet. Also war die Lampe offensichtlich kaputt.
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Skalenlampe.JPG
Über der Lampe war noch ein kleines Blech angebracht, welches das Licht auf die Skala umlenkte. Dieses Blech ist in dem Bild nicht zu sehen.
Nach ein wenig kramen fand ich ich tatsächlich in meiner Bauteile-Sammlung noch eine kleine Glühbirne, die von der Größte mit der anderen Lampe identisch zu sein schien. Aber zuerst musste die alte Lampe raus, v.a. um die elektrischen Daten zu vergleichen. Also mal die Lampe herausdrehen...
Leichter gesagt, als getan - die Lampe bewegte sich keinen Millimeter und hielt bombenfest. Nach ein paar Minuten Probieren und Versuchen mit verschiedenen Werkzeugen betrachtete ich die Lampe mal etwas genauer und stellte fast, dass man in Westfalen wohl ein wenig sparen wollte und somit der Lampe keine Fassung spendiert hatte. Einzig und allein eine Gummi-Tülle hielt die Lampe in Position, welche aber nach all den Jahren schon beim Anschauen zerbröselte. Also raus damit:
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Skalenlampe_ausgebaut.JPG