Von einem Bekannten bekam ich ein Autoradio Becker Europa mit der Bitte, es wieder zum Spielen zu bringen. Das Typschild fehlt, den genauen Typ habe ich nicht herausgefunden, bei rm.org ist es nicht gelistet. Zu dem Modell
https://www.radiomuseum.org/r/becker_europa_lmku.htmlbestehen ein paar Ähnlichkeiten, aber die Endstufe ist mit Siliziumtransistoren im TO220-Gehäuse bestückt, das UKW-Teil sitzt weiter links, und an der rechten Seite gibt es eine zusätzliche stehende Platine, auf der sich ein Teil des ZF-Verstärkers befindet.
Erster Befund: keine Funktion, nur geringe Stromaufnahme. Die Endstufe arbeitete nicht. Ursache waren ein defekter Treibertransistor, ein Elko mit Kurzschluss und eine kalte Lötstelle an der Lautsprecherbuchse.
Nun arbeitete das NF-Teil, aber das Radio gab trotzdem keinen Laut von sich. Das UKW-Teil arbeitete, aber durch den ZF-Verstärker ging kein Signal durch.
Vor dem 1. ZF-Transistor war ein normales Signal zu messen, dahinter fast kein Signal mehr. Der Transistor war defekt. Nach Austausch arbeitete die Stufe aber immer noch nicht, weil die Basisspannung fehlte. Mit einer extern eingespeisten Basisspannung verstärkte die Stufe zwar, aber zu hören war immer noch nichts.
Anhand des Schaltplans eines ähnlichen Gerätes fand ich heraus, dass die Basisspannung für diesen Transistor aus der Emitterspannung des vorletzten ZF-Transistors gewonnen wird. Das ist vielleicht eine Art Gegenkopplung. Wie auch immer, der vorletzte ZF-Transistor war auch defekt.
Nun gab es Empfang auf allen Wellenbereichen. Hurra.
Aber schon nach kurzem Betrieb war die UKW-Abstimmung so sehr weggelaufen, dass vom zuvor eingestellten Sender nichts mehr zu hören war. Sie zeigte eine Drift von 1-2 MHz innerhalb einiger Minuten. Zunächst konnte ich nicht richtig feststellen, woran das liegt, weil die Oszillatorfrequenz auf Temperatur und jede Art der Annäherung ans UKW-Teil reagierte.
Nun wollte ich erst einmal feststellen, ob der Fehler im UKW-Teil liegt. Als erstes nahm ich mir die AFC vor - und Bingo! Bei angeschlossenem Messgerät war die Spannung 0 und die Abstimmung stabil. Auch reagierte die Spannung überhaupt nicht auf das langsame Abstimmen auf einen starken Sender. Da war also etwas faul.
Die Lötöse, mit der die AFC-Leitung im ZF-Teil angeschlossen ist, hatte keinen Kontakt zur Leiterbahn, trotz optisch einwandfreier Lötstelle. Die Kapazitätsdiode hing also gleichstrommäßig einseitig in der Luft.
Nach Nachlöten lief das Radio einwandfrei und hat nach Erneuern der durchgebrannten Skalenlampe und Nachgleich einen längeren Probelauf fehlerfrei überstanden.
Die Fehlerbeschreibung "hörte plötzlich auf zu spielen" halte ich für unglaubwürdig, denn drei voneinander unabhängige Transistoren gehen nicht einfach so gleichzeitig kaputt. Entweder ist der erste Ausfall schon lange her, oder das Radio wurde durch Überspannung oder falsche Polung beschädigt. Dann hätte es aber erfahrungsgemäß die Endstufentransistoren zuerst erwischen müssen.
Lutz