Heute Vormittag reparierte ich ein Autoradio dieses Typs:
https://www.radiomuseum.org/r/conti_edis_radioen_hi_fi_boitier_hf.htmlBesonderes gibt es darüber nicht zu berichten. Ich musste enen Wackelkontakt im Verbindungskabel zwischen Empfänger- und Verstärkerteil beseitigen, den kompletten UKW-Empfangsweg nachgleichen, die Skalenlampe erneuern und habe stichprobenartig einige Elkos geprüft. Seit heute Mittag lief das Radio zur Probe.
Vorhin schien es mir, als ob der Ton leiser geworden wäre und die Empfangsleistung nachgelassen hat. Der Arbeitspunkt des dritten ZF-Transistors wird mit einem Trimmpoti eingestellt. Nachdem ich dieses nachjustiert hatte, spielte das Radio wieder mit voller Leistung. Das Trimmpoti stand nun aber fast am Anschlag, das fand ich verdächtig. Während ich ein paar Messungen machte, wurde der Ton wieder allmählich leiser, bis das Radio nach ein paar Minuten völlig verstummte.
Der dritte Transistor im ZF-Verstärker war voll durchgesteuert und ließ deshaöb kein Signal mehr durch. Ich nahm den Schaltplan zur Hand und stellte fest, dass er nicht mit dem Radio übereinstimmt: Das Trimnmpoti ist in dem Schaltplan zwar an einer ähnlichen Stelle wie im Radio eingezeichnet, es dient aber für die Arbeitspunkt-Einstellung des ersten ZF-Transistors.
Ich befürchtete, eine lange Fehlersuche vor mir zu haben. Aber bereits das dritte Bauteil, das ich mir vornahm, war der Übeltäter: Parallel zum Trimpoti, das als veränderlicher Widerstand gegen Masse geschaltet ist, liegt ein Elko mit 1,6µF. Dieser hatte offensichtlich einen Leckstrom. Nachdem ich ihn ausgelötet hatte, war der Transistor nicht mehr durchgesteuert, sondern praktisch gesperrt. Mit einem neuen Elko spielte das Radio bei der gleichen Trimmpoti-Stellung wie heute Vormittag optimal.
Der Elko hat eine Nennspannung von 63V. Im Radio liegen nur 6V an, dann hat der Elko einen Leckstrom von knapp 40µA. In vielen Anwendungen (Siebelkos) würde so ein Leckstrom nicht stören, in dieser Schaltung schon, weil sie sehr hochohmig ist: Das Trimmpoti parallel zum Elko hat 500 kOhm. Es steht etwa in Mittelstellung, also hat es etwa 250 kOhm und es fließt ein Strom von 24µA darüber. Klar, dass der Leckstrom von 40µA die Arbeitspunkt-Einstellung stört.
Lutz