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BeitragVerfasst: Mi Mai 07, 2025 18:19 
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Hallo zusammen,

ich bin aktuell mit der Reparatur eines Becker Grand Prix BE 1330 beschäftigt.
Das Autoradio hat (fast) keinen UKW Empfang.
Wenn bei einem voreingestellten Ortssender die Lautstärke voll aufgedreht wird, ist der Sender ganz leise zu hören. Wirklich nur in absoluter Flüsterlautstärke bei einer guten Antenne.
Die Frequenzeinstellung scheint also noch zu funktionieren. Allerdings ist das Signal so schwach, dass weder der Sendersuchlauf noch RDS funktioniert.

Der Mittelwellenemfang funktioniert einwandfrei.

Im Schaltplan habe ich gesehen, dass der FM Tuner mit dem Siemens IC TUA1574M aufgebaut ist.
Könnte das IC defekt sein?
Leider sind im Schaltplan, den ich im Netz gefunden habe keine Spannungen angegeben.

Viele Grüße
Maces


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BeitragVerfasst: Do Mai 08, 2025 7:41 
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Registriert: Sa Aug 04, 2012 17:18
Beiträge: 244
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Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Bei diesem Fehlerbild ist T102 doch wohl der Hauptverdächtige. T103 käme auch noch in Frage.

_________________
Grüße aus dem Odenwald,

Werner


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BeitragVerfasst: Do Mai 08, 2025 15:42 
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Moin,
da bin ich ganz bei Werner. Aber, da Autoradio, würde ich die beiden Dioden D141 und D142 vorab vorsichtshalber mal prüfen. Die befinden sich auf der Schaltungsplatte E4150, unter dem Anschluss für die Antenne.

Beste Grüße
Peter

_________________
Röhre, du im Radio, nur dein Klang macht mich wirklich froh.


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BeitragVerfasst: Do Mai 08, 2025 21:31 
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Wenn DI41 oder DI42 kurzschließend defekt wäre, müsste dann nicht eher der AM-Empfang schlecht werden?

Nach meiner Erfahrung sind besonders HF-MOSFETs öfters defekt. Die haben sehr kleine Gate-Kapazitäten.
T102 (BF994S, BF9945 wird ein Druckfehler in meinem Schaltplan sein) enthält zwar Schutzdioden zwischen Gates und Source, die sind aber auch sehr klein.

T103 (BF512) ist kein MOSFET, sondern ein n-Kanal-JFET, der ist eher selten defekt.

Manchmal geht auch eine der Kapazitätsdioden defekt. Meistens kurzschließend, das kann man durch Messen der Abstimmspannung an den gemeinsamen Kathoden messen, oder unterbrechend, wenn sich ein Bonddraht löst. Letzteres kann man leider nur nach Auslöten messen.

Im Datenblatt des TUA1574 sind ein paar Spannungen angegeben, ich hab's mal beigelegt.

Viel Erfolg, Bernhard

Ergänzung: Die FM-Abstimmspannung (UABSF) liegt an C111. (Hohe Frequenz einstellen, dann ist auch die Abstimmspannung hoch.)
Die gleiche Spannung muss auch an C106, C112, C116 und an C122 anliegen, wenn über keine Kapazitätsdiode Strom abfließt.


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BeitragVerfasst: Fr Mai 09, 2025 8:25 
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Hallo zusammen,

vielen Dank für die schnelle Hilfe!
D141 und D142 habe ich mit dem Diodentester geprüft, die sind in Ordnung (zumindest kein Kurzschluss).

T102 ist zumindest nicht kurzschließend defekt. Gibt es eine Möglichkeit den MOSFET ohne Auszulöten zu prüfen oder sollte ich besser Ersatz besorgen und das Bauteil auf jeden Fall tauschen?

Vielen Dank für das TUA1574 Datenblatt. Die genannten Spannungen werde ich am Wochenende prüfen.

Viele Grüße
Maces


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BeitragVerfasst: Fr Mai 09, 2025 22:33 
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Bei vielen Transistorschaltungen genügt es, wenn man die Spannung an Emitter (Source) und Kollektor (Drain) im Betrieb misst, manchmal auch zusätzlich an der Basis (Gate). Wenn die Arbeitspunkte noch stimmen, ist der Transistor in Ordnung.
Leider sind in meiner Service-Anleitung keine Spannungen angegeben, dann muss man selbst erst Mal die Arbeitspunkte bestimmen. Das ist etwas mühsam.

Beim TUA1574 habe ich eben festgestellt, bei deinem Gerät steht TUA1574M und das scheint eine andere Anschlussanordnung zu haben. Vielleicht ist das Chip intern um 90° gedreht eingebaut oder gar auf dem Kopf stehend. Vom TUA1574M habe ich leider kein Datenblatt gefunden.

Bernhard


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BeitragVerfasst: Sa Mai 10, 2025 10:20 
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Hab mir die Schaltung nochmal kurz angeschaut:

Die Versorgung des HF-Teils kommt von IC81 (L4885), das ist ein linearer Spannungsregler, der 8,5 V liefern soll. Dieses Versorgungsnetz heißt in meinem Schaltplan „U8VST“.

Diese Versorgung läuft über den LC-Tiefpass D201 (47 µH) und C203 (100 nF).
Von dort geht es über einen weiteren Tiefpass R125 (10 Ω) und C125 (100 nF) an Pin 4 des IC101 (TUA1574M; Pin 15 beim TUA1574). Das ist also der Versorgungsanschluss und dort muss ca. 8 V anliegen.

Dann habe ich die Außenbeschaltung näher angesehen:
Am Mischer-Ausgang muss die Zwischenfrequenz (ZF, 10,7 MHz) herausgefiltert werden. Das macht das Filter F201 mit C201. Die Pins 2 und 3 beim TUA1574M entsprechen also 16 und 17 beim TUA1574.

Masseanschluss (Pin 4 beim TUA1574) ist hier an Pin 8?
Nein: Masse ist hier an Pin 15. Dann wars leicht:
TUA1574M zählt genau umgekehrt. Das „M“ steht vermutlich für mirrored.
Ich nehme an, der Layouter hat das IC versehentlich auf der falschen Seite platziert. Sowas kommt manchmal vor. Der Hersteller ändert dann aber meistens nicht seine Fertigung, sondern biegt dann einfach die Beine nach der anderen Seite ab.
Pin 8 ist hier der Stand-by-Eingang (¬Chip Enable)

Das TUA1574 hat einen eigenen eingebauten Spannungsregler, der 4,2 V liefert. Damit werden die meisten internen Schaltungsteile versorgt. Der wird außen mit einem Kondensator beruhigt, das ist hier C119 (10 nF) an Pin 14.

Ich vermute, dass der Fehler nicht an IC101 (TUA1574M) liegt, sonst wären auch Mischer und Oszillator wahrscheinlich nicht funktionsfähig.

Bernhard

Ergänzung:
Die Pinnummern, Signale und Spannungen habe ich in einer xlsx-Tabelle zusammengestellt, aber leider habe ich nicht herausgefunden, wie man in diesem Forum Tabellen übersichtlich formatiert darstellen kann. Datei siehe Anlage.


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BeitragVerfasst: Sa Mai 10, 2025 16:18 
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Ich habe mal die Spannungen am TUA1574M gemessen:

Bild

Ungefähr passen sie bis auf an Pin 9 und Pin 1 gibt es kleinere Abweichungen.

Als ich die Spannungen von T102 messen wollte ist mir aufgefallen, dass der Empfang plötzlich etwas besser wird, sobald ich mit der Messspitze Pin 2 (Drain) berühre. Als ich den Pin mit der Hausantenne kontaktiere war der Empfang sogar recht gut und der Sendersuchlauf hatte einen starken Ortssender gefunden (RDS ging noch nicht). Evtl. doch ein Zeichen, dass T102 defekt ist?

In meiner Ersatzteilkiste habe ich noch den BF990 gefunden, allerdings scheint der zumindest von den Kenndaten nicht kompatibel zu sein.

Gruß
M@ces


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BeitragVerfasst: Sa Mai 10, 2025 18:50 
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Deine Messleitung wirkt dann als Empfangsantenne. Das ist normal, also eher ein gutes Zeichen.

6,5 V an Pin 1 von IC101 ist zu niedrig. Dann leitet nämlich T101 schon deutlich.
Der Kollektorstrom durch T101 fließt weiter durch DI105 (BA389). Deren dynamischer Innenwiderstand sinkt mit steigendem Strom und führt einen Teil des Antennenstroms über C102 (1 nF) gegen Masse ab.
T101 und damit DI105 sollen nur bei sehr starken Eingangssignalen aktiv werden.

Jetzt ist die Frage, warum die Spannung so niedrig ist.

Mein Verdacht:
C104 (2,2 µF) nimmt zu viel Leckstrom auf und zieht dadurch die AGC-Spannung herunter.
Aber auch T101 könnte defekt sein.
Wenn einer der beiden defekt ist, hast du Glück: die bekommt man problemlos und kosten fast nichts.

-> Messen: Ist die Spannung an C104 niedriger oder höher als an Pin 1 des IC101?
(Dadurch sieht man, in welche Richtung und in welcher Höhe Strom durch R127 fließt.

Hier noch die DC-Spannungen, die (ohne Antennensignal) an den Transistoren anliegen müssten:

T101 (BC858C)
C: < 0,4 V
B: ca. 8 V
E: 7,9 V

T102 (BF994S)
D: 8,5 V
G2: 5,8 V (nicht messen wegen hoher ESD-Empfindlichkeit)
G1: 3,0 V (nicht messen wegen hoher ESD-Empfindlichkeit)
S: ca. 2 V

G1 ist der Eingang für das zu verstärkende HF-Signal.
An G2 liegt eine variable Spannung, die von IC101 (TUA1574M), AGC-Ausgang kommt (die ist ja aktuell zu niedrig). Die steuert den Arbeitspunkt und damit auch die HF-Verstärkung von T102.

T103 (BF512, JFET, kein MOSFET)
D: ca. 8,2 V
G: 0 V
S: ca. 2,3 V

Die Source-Spannungen an den beiden FETs können ziemlich stark streuen. Das ist normal.

Bernhard


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