Das wird eine Geschichte über Taschenrechner.
Es war 1977 zum Schuljahreswechsel. Während der Ferien zusammengearbeitetes Geld ermöglichte mir die Anschaffung eines Taschenrechners. Natürlich sollte es für den Mathefan ein naturwissenschaftlich-technischer Rechner sein, der darüberhinaus auch noch programmierbar sein sollte.
Da diese Geräte damals sündhaft teuer waren, kaufte ich ein solches Gerät über Katalog. Es wird Neckermann oder Quelle gewesen sein. Der Name ist mir nicht mehr erinnerlich, allerdings der Preis: ich mußte ihn schließlich bezahlen. 198 DM hat das Ding gekostet, hatte etliche mathematische Funktionen "festverdrahtet", wie es damals hieß, und glänzte mit einem Programmregister von 100 Programmschritten.
Allerdings hat es mich mehr geärgert. Einerseits hatte ich den für mich als Schüler hohen Preis bezahlt, andererseits wabbelten die Tasten in alle Himmelsrichtungen, weshalb man immer nachschauen mußte, ob der Rechner auch getan hatte, was man wollte, - und die so toll klingenden 100 Programmschritte des Programmregisters waren schneller verbraucht als der Hase lief.
Alle wichtigen Funktionen mußte man über eine Doppelbelegungstaste aufrufen, wobei diese Taste bereits immer wieder einen Programmschritt fraß.
Hinzu kam noch, mußte man längere Formeln implementieren, der ganze hierarchiche Kram, der bei algebraischer Eingabelogik nicht zu vermeiden war. Die hundert Schritte waren jedenfalls schneller futt als einem lieb war.
Nun bekam ich damals, beim Übertritt in die Oberstufe, einen tollen Mathelehrer. Heute würde man wohl sagen, der ist cool oder endgeil o.ä.
Weil der immer auch mit einem Taschenrechner zu sehen war, es war ein HP 65, wir erinnen uns, daß es noch die Zeit war, in der viele Mathelehrer den Rechenschieber für das Non Plus Ultra hielten, ging ich mit meinem Problem zu ihm. Letztlich hatte ich damals viel Geld bezahlt, nicht nur für mein Empfinden, aber das Gerät tat es nicht nutzenmäßig.
Mein Mathelehrer fragte mich dann, ob ich denn schon einmal an einen
HP 25 gedacht hätte. Der löse erst einmal das Problem, sei allerdings deutlich teurer. Könne aber die Dinge, die ich wolle.
Der Preis dieses Rechners, er kostete damals 650 DM, gab mir direkt eine vornehme Blässe um die Nase. Wie sollte ich mir sowas als Schüler erlauben können?
Allerdings, weil wir uns gut verstanden, gab mir mein Mathelehrer aus seinem Fundus einen HP 25 mit aller Dokumentation zum Ausprobieren auf eine Woche mit nach Hause.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich war niemals vorher so schnell überzeugt. Einwandfrei funktionierende Tasten ohne Gewackel, UPN, Stack, LastX, 49 mehrfach belegbare Programmzeilen. Das Ding funzte wie Schmitz Katz'. Und, mit den anderen Funktionen dieses Rechners zusammen, reichten die 49 Programmzeilen so weit, das ich zwei oder noch mehr andere Rechner in den Sack hätte packen können.
Ein halbes Jahr später hatte ich dann meinen ersten HP-Taschenrechner. Einen HP 25 als Gebrauchtgerät, weil sich ein Mathestudent der Uni Aachen einen HP 65 kaufte. Und seinen 25er für 250 DM verkaufte.
Seit der Zeit gibt es bei mir eine große Leidenschaft für Taschenrechner von Hewlett-Packard, wenn es um Taschenrechner geht. Perfektes Handling und überragendes Können. Und ein Tastenbild und -management wie bei keiner anderen Firma. Ob HP 65, zu Zeiten des HP 25 noch unerreichbar, ob HP 67 oder später dann 41, alles top Rechner und dank ihres Designs unglaublich übersichtlich und dank ihrer typischen Tasten göttlich einfach und fehlerfrei bedienbar.
Dann fing es aber langsam an abzubauen. Der HP 42 war auch noch ein sehr schöner und gut designter Rechner, hatte aber Vorzüge der älteren Modelle eingebüßt. Wenigstens nach meinem Gusto.
Durchgehend über die Jahre geblieben ist, die Banker scheinen es ohnehin traditionell zu lieben, der finanzmathematisch spezialisierte Rechner
HP 12. Der auch im typischen HP-Design immer noch hergestellt und verkauft wird.
Nun wollte es aber so, daß mein HP 25 aktuell Mucken bekommen hat. Und ich den Grund für die Mucke nicht finde. Also habe ich im Net gesucht. Es gibt ein HP Museum, Foren, Sammlerseiten.
Und genau dabei, bei dieser Suche, bin ich nach Jahren der Langeweile und des Desinteresses, auf einen HP gestoßen, der wieder einmal mein Interesse geweckt hat.
Meinem gewachsenen Desinteresse an den Produkten von HP geschuldet, bis auf einen Läppi, war mir entgangen, daß HP 2007 bereits, zum 35jährigen Jubiläum der Einführung des
HP 35, das war 1972, des ersten naturwissenschaftlich-technischen Taschenrechners überhaupt, den
HP 35s auf den Markt gebracht hatte. Einen wunderbaren Rechner im alten Design. Nahezu intuitiv bedienbar und dank des Designs unglaublich übersichtlich.
Wer das nicht glaubt mit der Übersichtlichkeit, der schaue sich einmal diese Krücke
HP 33s an. Ein dem modernen Geschmack geschuldeter Designfirlefanz von nahezu begnadeter Unübersichtlichkeit. Und jede Menge Tasten, die sich nicht deutlich voneinander abheben und deshalb auch nicht einfach eindeutig bedienbar sind. Obwohl der 35s, der Produktionseinfachheit geschuldet, auf dem 33s aufbaut. Und trotzdem sind es in der Bedienbarkeit und dem Bedienspaß Welten, was diese Rechner unterscheidet. Weil der 35s ein "alter" Rechner ist.
Weshalb ich mir auch aktuell, nach so vielen Jahren, einen neuen HP spontan gekauft habe. Den mußte ich einfach haben. Wer weiß, wann so etwas schönes von HP noch einmal erzeugt wird (Obwohl, der produzierende Hersteller ist mal wieder fernöstlich, leider!).
Aber Fotos soll es auch noch geben.
Zuerst mein erster eigener HP, der HP 25:


Damals, dem Preis geschuldet, mit edlem Beiwerk ausgeliefert wie der tiefgenarbten Tasche. Aber auch eine auf Hochglanzkarton ausgeführte Bedienungsanleitung als Ringbuch gehörte dazu, leicht zum Umblättern, und ein ebenso gehaltenes, dickleibiges Programmheft.
Und, weil die Technologie noch so neu war, eine veritable Kurzanleitung, die man immer in der Bereitschaftstasche mitführen konnte.


Und hier der nach über 20 Jahren wieder einmal übersichtlich
Neue im angestammten HP-Design mit zum Display hin abgeschrägten Tasten. D I E S E Familienähnlichkeit ist nicht zu übersehen, outet ihn als einen "echten" HP und bereitet bei der Bedienung einen Spaß wie seit langem bei keinem mir untergekommenen neuen Taschenrechner sonst.

Auch für ihn gibt es reichhaltiges Zubehör inkl. eines sehr schönen Hardcase' , das mit Samt ausgefüttert ist. Gutes soll auch in den nächsten 20 Jahren nicht verderben.
Nun hoffe ich einmal darauf, daß es noch einmal ein Jubiläum gibt. Ich hätte gerne eines zur Einführung des HP 65. Und noch einmal ein neues Gerät, das mit den heutigen Möglichkeiten kartenprogrammierbar ist. Weil sowas Spaß machen würde. Und natürlich selbverständlich mit Magnetkartenlaufwerk und durchschiebbaren Karten. Wie anno dunnemals.
Gruß Ralph