Hallo,
inzwischen fand ich etwas Zeit, mal in das Gerät zu blicken.
Die Demontage war etwas hakelig, die beiden Gehäusehälften wollten nicht so recht vom Gerät weg. Als mir die Logik des Zusammenbaus klar war, klappte es. Benötigt wurde ein Kreuzschraubenzieher PH1 und ein Sechskantaufsteckschlüssel 5,5mm.
Innen keine großen bösen Überraschungen. Feinflockiger Staub im Breich der Drucktasten. Lötfahne der Teleskopantenne ab.
Die Schaumgummistreifen sämtlich in Zersetzung begriffen. Der orangene Staub fand sich besonders am Gehäuseboden. Das Batteriefach sauber, offenbar nie benutzt. Dafür die Steckkontakte am Netzteil für das Netzkabel wegoxidiert. Die Stifte wie ein Kariesgebiß. Dies erklärt die zeitweisen Kratzgeräusche beim Betrieb. Bei Batteriebetrieb traten die nicht auf.
Hauptschwerpunkt war die nicht funktionierende AM- Abstimmung.
Ein Fehlerbild, das mir schon von den R-F-T - Geräten, beginnend mit den späten 60er Jahre- Geräten bekannt ist: Eine verharzte Triebachse des AM Drehkos. Auch hier: bombenfest!
Also Ausbau und Anlösen der im Schraubstock eingespannten Achse mit Bremsenreiniger bei kräftiger werdenden Drehbewegungen. Irgendwann ging es dann spielend. Die nun wieder gangbare Achse mit einem Tröpfchen Graphitoel versorgt.
Der Einbau war komlizierter als der Ausbau. Bauliche Enge. Die Kontaktfahnen wieder in die Schlitze der Zentralplatine zu bekommen, dabei die zur Seite gelegte Seilscheibe mit stramm aufliegender Skalenschnur nicht berühren.
Nächste Baustelle war die defekte Skalenbeleuchtung. Schwarz glasierte Birnchen. In Reihe geschaltet. Spannungswert unbekannt.
Da die Summe der Batteriespannung bei 9 Volt liegt, suchte ich nach 12V- Lampen. Schließlich nahm ich zwei Glassockellampen , wie sie bei BMW- Motorrädern in der Instrumentenbeleuchtung drin sind. Die kleinen Drahtbügel beim Glassockel umgebogen und (relativ umständlich, da Stahldraht) verzinnt. Eingelötet. Aber parallel zueinander.
Die Beleuchtung ist bei Netzbetrieb dauernd an, bei Batteriebetrieb nur auf Tastendruck.
Ansonsten eine allgemeine Reinigung. Die Gehäuseteile in Spülwasser, dann bei schönem Wetter draußen getrocknet.
Die Lötstellen der schwallbadgelöteten Zentralplatine sind i.d.T. eine Beleidigung fürs Auge. Solch magere Lötstellen sah ich selten. Für sowas hätten wir als Lehrlinge ordentlich Gang bekommen.
Alle versilberten Kontakte und Trimmerflächen, soweit erreichbar mt dem Glaspinsel gereinigt, danach mäßig mit Silikonspray drüber. Die Schaumgummistreifen ersetzt. Staub aus den Lautsprechersicken gepinselt.
Nach dem Zusammenbau habe ich das Gerät gleich abends mit raus auf die Terrasse genommen, um mir bei einem angemessenen Getränk das Fußballspiel Düsseldorf- Berlin anzuhören.
Leider schafft es Hertha BSC immer wieder, seine treue Anhängerschaft zu demütigen. Kein Wunder auch, denn da spielen ja kaum Berliner mit.

Immer noch ein schönes Gerät. Jetzt in "neuem Licht".
Letztlich fehlt mir ein intakter Steckbaustein für dieses Gerät (Netzanschluß). Dieser ist dort dreipolig in einer Sonderbauform. Mit wechselseitig montierbarer Blende ist eine 120-V- Umschaltung möglich. Kombiniert mit Batterieumschalter.
Da braucht es wohl ein Schlachtgerät. Eine feste Netzschnur will ich nicht anbauen.
Grüße drahtfunk