Liebe Röhren-Gemeinde,
hier möchte ich eine seltsame Sache von meinem 1996'er Grundig Satellit-700 Weltempfänger (Transistoren, IC's, MOS-Fets, teils SMD-Technik) berichten und hoffe auf eure Kommentare und Tipps.
UKW-Empfang war plötzlich völlig stumm, während LW, MW und KW funktionierten. Die LCD-Anzeige auf UKW funktionierte normal und zeigte die gewählte Empfangsfrequenz an. Trotzdem kein Laut aus dem Lautsprecher.
Ich sah mir deswegen den UKW-Teil an.
Der Oszillator lief nicht; mit meinem "Prüfempfänger" konnte ich kein Oszillatorsignal auffangen.
Die Betriebsspannung des UKW-Teils betrug dort nur etwa 0.7 Volt, wo sie 4.2 Volt betragen sollte.
Hier ein Ausschnitt des Schaltplans:
Dateianhang:
Sat_700_UKW-Versorgungsspannung.JPG
Die nach links gehende, von Hand mit 4.2 Volt gekennzeichnete Leitung ist die Versorgungs-Spannungs-Leitung zu dem UKW-Eingangsteil, Oszillator und Mischteil.
An der rot markierten Stelle sollten 5 Volt ankommen; ich konnte nur etwa 3.4 Volt messen.
Über dem grün markierten R502 fielen 2.7 Volt ab; es sollten nur 0.628 Volt dort abfallen.
Es errechnete sich ein fehlerhafter Stromfluss in Höhe von 122 mA; es sollten dort nur 28.5 mA fließen.
Die Frage war: wohin fließt der Strom?
Über der lila markierten Drossel L307, deren Innenwiderstand 0.8Ohm beträgt, fielen nur etwa 0.1 mV ab; es sollten 16 mV sein.
Damit konnte ich ausschließen, dass der UKW-Teil selber einen Kurzschluss hatte. Auch C335 konnte ich als Fehlerursache so ausschließen.
Das oben rechts in der Ecke sichtbare IC mit PIN6 konnte ich ebenso als Fehlerursache ausschließen, weil nämlich sonst über dem CR501 eine höhere Spannung in etwa in Höhe von 2.7 Volt hätte abfallen müssen, was aber nicht der Fall war.
Der "Kurzschluss", also der fehlerhaft hohe Strom, musste durch C502 (blau markiert) zustande gekommen sein; dieses Bauteil blieb als einziges übrig.
Das wäre also ein niederohmig gewordener Elektrolytkondensator; so etwas kommt ja vor.
Nun habe ich versuchshalber mit einem regulierbaren Netzteil genau 4.2 Volt an die Stelle gelegt, die im Schaltplan von Hand mit "4.2V" gekennzeichnet ist, um auszuprobieren, ob das UKW-Teil denn funktioniert, wenn es genügend Betriebsspannung bekommt. Das Netzteil habe ich so eingestellt, dass es nicht mehr als 250 mA liefern konnte, zur Sicherheit.
Sofort fing das Radio an zu spielen.
Und nun das merkwürdige: Ich hatte die Leitung des Netzteils keine volle Sekunde an den entsprechenden Kontakt auf der Platine gehalten; als ich es wieder wegnahm, spielte das Radio munter weiter, bis jetzt.
Gibt es dafür eine Erklärung? Hat sich der Elko durch einen Stromstoß spontan "repariert"?
Oder irre ich mich über die Fehlerursache und sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht?
Habt ihr schon einmal ähnliches gehabt?
Ich freue mich über viele Ideen, Vorschläge und Kommentare.
Gruß
Georg
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Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen.
