Guten Abend,
die Tatsache, daß es erstmal ohne weiteres Brummen funktioniert, beweist überhaupt nichts, nur daß es in diesem Fall funktioniert ! (siehe: anekdotische Evidenz). Unter anderen Betriebsbedingungen können div. Störgeräusche auftreten.
Die Kondensatoren sind nicht umsonst drin, es sind aber Bauteile, deren Funktion nicht immer sofort in Erscheinung tritt, das wurde auch des öfteren klar herausgestellt. Die Nichtkenntnis der Funktion und der HF-technischen Zusammenhänge führt dann zu solchen falschen Maßnahmen, wie auch hier.
Es handelt sich beispielsweise nicht um "Filter" für bestimmte Frequenzen, sondern um definierte kapazitive Abschlußwiderstände, die ab einer bestimmten Frequenz (also HF-mäßig ab ein paar 10kHz) einen rel. niederohmigen Kurzschluß darstellen sollen, um definierte HF-Verhältnisse unabhängig von Anschluß- oder Umgebungsbedingungen zu erhalten. Das hat rein garnichts mit industriellen oder zivilen und noch weniger mit "früheren" oder "heutigen" Störbedingungen zu tun, es handelt sich um rel. alte Konstruktionsgrundsätze. Aber ich räume durchaus ein, daß gewisse andere vorhandene Bauteile auch eine Kapazität aufweisen, die das zusätzliche Bauteil u.U. überflüssig machen ! Das könnte auch die Y-Kondensatoren betreffen, wenn die Kapazität z.B. im Netztrafo ausreicht... In der Serienproduktion müssen aber unter Toleranzen aller Teile und erst recht unter vorgegebenen Testbedingungen bestimmte Daten erreicht werden, anekdotische Evidenz ist hier sehr gefährlich ! Das kann nämlich unbemerkt zu Serienausschuß führen, weil die Statistik nicht mehr stimmt! (Quantil für 100% Funktion zu klein) mir hatte ein Autoradiohersteller mal von solchen Sachen erzählt, wo sie nächtelang eine bestimmte charge umlöten mußten. Manchmal erkennt man heute in moderner Elektronik lieblos auf Platinen gepappte Bauteile, die ähnliche Hintergründe haben... Man ist meist gut beraten, VORSORGLICH die Serienkonstruktion so weit wie es geht beizubehalten. ...oder man ist ein Spielertyp ^^ was auch o.k. ist wenn keine Gefährdung eintreten kann.
Also alles kein Problem ! ich wollt es nur noch einmal herausheben, daß dem so ist. Prima, wenn es so funktioniert, prima, wenn der Gerätebesitzer zufrieden ist. Trotzdem sind einige Aussagen und Schlüsse fehlerhaft bis grundfalsch, das wollte ich nur nochmal betonen, aber das wurde ja auch oft genug diskutiert. Jeder, der in der Praxis tätig ist, ist angehalten, sich bei vielen Quellen zu informieren und sich auch mit Grundlagen zu befassen. Wenn er es nicht tut und niemanden gefährdet und das Ergebnis paßt... ist doch super ! Nur dann in ähnlichen Fällen, wo es nicht klappt, dann nicht wundern.
Bitte, diese Anmerkungen auch nicht als "Rechthaberei" auffassen, ich hab mehr als genug selbst mit "Rechthabern" zu kämpfen und will deshalb nur jemand sein, der immer dort, wo er es für richtig hält, eine andere, eigene und freidenkerische Meinung vertritt. Mir ist völlig egal, ob ich damit jemandem zu nahe trete oder ganz allein stehe,
also alles gut, ich freu mich und grüße alle kollegial !
Ingo
hier nur ein Beispiel, wie es sich auswirkt, wenn man den (netzparallelen) X-Kondensator wegläßt, das Netz also für die HF undefinierbare Impedanzen bringt:
https://www.youtube.com/watch?v=MSrz3pmEugE ab min 24:55