AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

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jrundel
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

:hello:
Die Umwandlung in ein Kreisfilter hat funktioniert. Jetzt kommt das Signal vom FM-Tuner an.
Allerdings nur super leise und Rauschen zw. den Sendern gibt es auch nicht. Also arbeitet doch die Verstärkung nicht richtig, oder? Das :mauge: reagiert nicht auf die Sendereinsstellung. Die Spannung am Ratioelko (neu) liegt mit und ohne eingestellten Sender auf FM bei ca. 0,5 V und das :mauge: zeigt dabei viel zu viel an. Also doch noch mehr Probleme :angry:
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das wird immer noch an dem reparierten Filter liegen.

Durch den Umbau auf ein Einkreisfilter fällt die Resonanzüberhöhung des fehlenden zweiten Schwingkreises weg. Außerdem ist es fraglich, ob die Anpassung zur folgenden Stufe stimmt. Beides zusammen kann meiner Meinung nach die Empfindlichkeit um mehrere 10 dB reduzieren, das Ergebnis ist dann wie von Dir beschrieben.

Eine ordnungsgemäße Funktion des Radios ist meiner Meinung nach nur mit einem Filter zu erreichen, dessen Funktion dem Originalteil entspricht. Da Du offensichtlich ein Induktivitätsmessgerät besitzt, sollte das nicht allzu schwer hinzukriegen sein.

Die Resonanzfrequenz der Kreise soll bei 10,7 MHz liegen. Welche Induktivität dafür nötig ist, kann man anhand des Wertes des Kondensators nach der Schwingkreisformal ausrechnen. Bei Sp6 sind das rund 18 µH, was ungefähr mit Deinem Messergebnis von 23 µH übereinstimmt. Bei Sp7 sind das rund 11 µH. Ich würde nun eine Spule herstellen, die ungefähr diese Induktivität hat und sich mit einem Kern abgleichen lässt. Diese würde ich entsprechend der Originalspule anschließen. Was nun noch unbekannt ist, sind zwei Dinge: erstens die Kopplung der beiden Spulen, die von dem Abstand zueinander abhängt, zweitens die Polarität. Das erfordert ein wenig Experimentieren. Die Polarität kann, muss aber nicht Einfluss auf die Funktion haben.

Lutz
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

:danke: @röhrenradiofreak : Super timing! Ich habe deinen Beitrag ein paar Minuten (<10) nach dem Du ihn verfasst hast gelesen. :super: Aufgrund Deiner Erläuterungen haben ich mich wieder dem Filter zugewandt! Ich habe eine Ersatzspule gewickelt, um wieder ein Bandfilter zu erhalten. Die Kapazität von C19 hatte ich voher gemessen. 22 pF ergeben für Sp7 ziemlich genau 10 µH. Das ist also das Ziel als Mittelwert für Sp7. Beim ersten Test, war es erstmal wieder ziemlich still. Beim herausdrehen des Kerns wurde es laangsam lauter; kurz vorm Maximum dann schneller. Die max. Lautstärke ist damit deutlich gestiegen. 8_) Vielleicht etwas weniger als Zimmerlautstärke.
Das immernoch schwache Signal ist aber nicht verwunderlich, da auch Sp6 nicht stimmt.
Die zuerst gemessenen 23 µH stimmen nicht. Der kleinste Messbereich des benutzen DMM's ist 2 mH, also Messung am unteren "Rand der Skala". Die Messung einer 18 µH Festinduktivität ergibt 10 µH. Aber mit meinem selbstgebauten "INDUCTANCE METER ADAPTER" kann ich auch solche kleinen Induktivitäten ganz gut messen. Damit habe ich, für die Sp6, 36 µH gemessen. Das passt zu den Tatsachen, daß da kein Maximum einstellbar ist, daß das Signal beim herausdrehen des Kerns etwas besser wird und Sp6 ohne Kern noch ca. 21 µH hat.
Also muß ich wohl auch noch Sp6 "verkleinern", um das zu kompensieren. Aber vorher werde ich dann erst noch C18 messen.
Ein paar Windungen von Sp7 werde ich auch noch runternehmen, da der Kern beim Maximum sehr/zu weit herausgedreht ist.

Na ja, wieder ein Stück weiter gekommen und :danke: etwas gelernt. :wink:
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg.

Dann wäre noch die Schirmung wiederherzustellen, und dabei zu berücksichtigen, dass auch diese einen Einfluss auf den Abgleich hat.

Lutz
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

:hello: habe wie schon geschrieben weitergemacht. Von Sp6 musste ich deutlich mehr Windungen runternehmen, als erwartet. Da C18 die richtige Kapazität hat, sollten ja 18 µH passen, aber der Test der entsprechend angepassten Spule ergab was anderes. :? Also habe ich Sp6 so angeschlossen, daß ich weiter abwickeln konnte, während das Radio lief. Also vorsichtig weiter Windung um Windung runtergenommen, bis die Ratioelko-Spannung von ca. -0,7V auf über -6V ging und anfing wieder "schlechter" zu werden.
Hier mal die gemessenen Werte dazu : (Spulen im abgeglichenen Zustand gemessen)

C18 : 12 pf
C19 : 22pF
Sp7 : 8,2 µH
Sp6 : 10,2 µH - das wären ja ca. 14.5 MHz - was ist hier los???
Kann ich das ignorieren? Oder wird das von einem anderen, total verstelltem Teil verursacht? :?
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das korrekte Messen von Induktivitäten in dieser Größenordnung erfordert geeignete Messgeräte und deren sinnvolle Anwendung.

Wenn man ein Messgerät benutzt, das den Induktivitätswert des Prüflings gerade noch eben anzeigen kann, ist der Messfehler entsprechend groß.

Wenn der Einfluss der Anschlussleitungen nicht durch ein Messgerät mit Vierpunkt-Messverfahren kompensiert wird, misst man eine zu hohe Induktivität, denn ein Meter Leitung hat eine Induktivität von etwa 1 µH.

Der Kondensator, der der Spule parallel geschaltet ist, hat natürlich auch eine Toleranz.

Selbst wenn alles korrekt gemessen ist, verhält sich der Schwingkreis im Radio doch noch etwas anders als im ausgebauten Zustand. Denn dort kommen parasitäre Kapazitäten und Induktivitäten der Verbindungen, Kapazitäten der vor- bzw. nachgeschalteten Röhre und anderer Bauteile und weitere Einflüsse hinzu, die meist die Resonanzfrequenz mehr oder weniger weit absenken. Das ist neben den Toleranzen der im Filter verwendeten Bauteile selbst der Hauptgrund dafür, dass man jeden Resonanzkreis im Radio abgleichen muss.

Aus den vorgenannten und weiteren Gründen verhalten sich Hochfrequenzschaltungen immer etwas anders, als man mit den für Gleichstrom un Niederfrequenz gültigen Formeln berechnet hat. Alle parasitären Einflüsse in die Rechnung einzubeziehen, ist mitunter sehr kompliziert oder auch gar nicht möglich, weil sie nicht genau bekannt sind. Ohne entsprechende Erfahrung und Gefühl für diese Einflüsse ist es schwer bis unmöglich, eine funktionierende Hochfrequenzschaltung zu entwickeln.

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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

:hello: Dank eurer Hilfe, hat das Radio wieder einen funktionierenden FM-Filter, mit Abschirmung. 8_)

Jetzt suche ich die Ursache für die "falsche" Anzeige des :mauge: ohne Signal. Während der Ratioelko -0,45 V hat, erhält die EM84 bereits -0,85 V am g1. Etwas viel, oder :?:
Zuletzt geändert von jrundel am Sa Mai 18, 2013 12:12, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von röhrenradiofreak »

Wenn hier keine Fehlmessung vorliegt, kann diese Spannung eigentlich nur aus der EM84 oder über die Widerstände W20 und W17 aus Richtung des letzten AM-ZF-Filters bzw. AM-Demodulators (EBF89 Stift 8) kommen. Einen Kriechstrom von irgendwo her würde ich ausschließen, weil es im Gerät keine höhere negative Spannung gibt. Wenn die Anzeige so arbeitet, wie sie soll, und ein Ziehen der EM84 und ein Austausch der EBF89 keine Änderung bringt, ist das wahrscheinlich in Ordnung so.

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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

:danke: Ich teste das mal mit den Röhren. Zuerst hatte ich W22 in verdacht (vor dem Messen von Ug1(EM84)/Uratio(C38) . Der hat nähmlich nur ca. 1,8M statt 2,2 M. Ein größerer verbesserte es aber nicht. Nach dem Messen und anschl. Studieren des Schaltplan's dachte ich dann auch, daß es über W20 und W17 kommen müsste. Ich hatte aber keinen Plan was die Ursache sein könnte. Also danke schon mal Lutz.

EDIT: :super: EM84 gezogen und "Ug1" war nur noch -0,24 V. Also habe ich W21 mit 470k ergänzt.
Das sieht doch gleich viel besser aus. Jetzt passt das Bild des :mauge: auch zur Signalstärke :D
Ok, daß das :mauge: selbst Schuld sein kann wußte ich zwar, aber nicht, daß sich das auf die Gitterspannung auswirkt/überträgt. :wink:
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

:hello: In meinem Türkis ist ein Doppelelko 50µF+100µF verbaut. C401 hat 50µF und C402 entspr. 100µF. (sollen laut Plan beide 50µF sein) Sollte nicht besser der 100µF als C401 benutzt werden :?:

Hier auch noch ein Bild vom fertig eingebauten Filter.
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

Nachdem Chassis und Netztrafo wieder in's Gehäuse eingebaut waren, habe ich gestern ein Problem festgestellt. Als ich die Bass-Taste drückte, wurde es still. Beim dazuschalten der Sprache-Taste, kam das Signal wieder. Heute konnte ich C205, mit Kurzschluß :angry: , als Problem-Verursacher identifizieren. (siehe Bild) Für C207 hatte ich einen baugleichen Kondensator als Ersatz genommen. Den habe ich jetzt sicherheitshalber mit getauscht. Aufgrund der schwarzen Färbung (im Bild links) halte ich die für 630V C's. Jetzt habe ich 2x 5000pF/500V Styroflex C's von RFT und Koweg verbaut.
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von röhrenradiofreak »

jrundel hat geschrieben:In meinem Türkis ist ein Doppelelko 50µF+100µF verbaut. C401 hat 50µF und C402 entspr. 100µF. (sollen laut Plan beide 50µF sein) Sollte nicht besser der 100µF als C401 benutzt werden?
Nein. Der Ladekondensator darf für die Gleichrichterröhre EZ80 laut Datenblatt maximal 50 µF haben. Eine größere Kapazität kann die Gleichrichterröhre beim Einschalten überlasten.
jrundel hat geschrieben:Heute konnte ich C205, mit Kurzschluß, als Problem-Verursacher identifizieren. (siehe Bild) Für C207 hatte ich einen baugleichen Kondensator als Ersatz genommen. Den habe ich jetzt sicherheitshalber mit getauscht. Aufgrund der schwarzen Färbung (im Bild links) halte ich die für 630V C's. Jetzt habe ich 2x 5000pF/500V Styroflex C's von RFT und Koweg verbaut.
Dass ein Kondensator dieser Bauart einen Kurzschluss bekommt, ist sehr selten. Das passiert eigentlich nur, wenn der Kondensator spannungsmäßig überlastet wird (was in einem Radio kaum möglich ist) oder mechanisch bzw. themisch misshandelt wurde (an Anschlussdrähten gedreht/gezogen, mit dem Lötkolben gegen den Wickel gekommen).

Eine Spannungsfestigkeit von 400 V reicht an dieser Stelle völlig aus. Theoretisch würden sogar 250 V reichen, aber durch die immer vorhandenen Toleranzeinflüsse (Netzspannungsschankungen, ungleichmäßiges Aufheizen von Röhren) ist das doch etwas knapp.

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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von jrundel »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Nein. Der Ladekondensator darf für die Gleichrichterröhre EZ80 laut Datenblatt maximal 50 µF haben. Eine größere Kapazität kann die Gleichrichterröhre beim Einschalten überlasten.
:danke: Stimmt ja, das hatte ich doch schon mal gelesen, ... und offensichtlich wieder vergessen! :wink:
Glück gehabt!!! :D Ich hatte die "Netztrafo-Einheit" bereits am Freitag unverändert angeschlossen/eingebaut!!!

Noch mal zum Kondensator mit Kurzschluß. Hat dieser eine Spannungsfestigkeit von 630V? Oder kann er trotz der schwarzen Markierung eine andere haben?
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Re: AM/FM Mittelsuper "Türkis" - Reparatur

Beitrag von röhrenradiofreak »

Zum Ladeelko: Mit einem 100 µF-Ladeelko hätte das Radio sicher auch funktioniert, nur würde die Gleichrichterröhre außerhalb ihrer Spezifikation betrieben, was ihrer Lebensdauer sicher nicht zuträglich ist.

Zum Kondensator: Ich würde einen mit 400 V einbauen. An dieser Stelle ist defintiv keine größere Spannungsfestigkeit erforderlich.

Lutz