Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
Forumsregeln
Regeln
Impressum
Benutzeravatar
weiser_uhu
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1361
Registriert: Mo Okt 15, 2012 14:38

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von weiser_uhu »

Ich dachte immer, Ihr wollt "alles Alte erhalten" - Nein? Dann wechselt! Kostet doch nix.
Benutzeravatar
GeorgK
Geographik
Geographik
Beiträge: 3279
Registriert: Do Jan 22, 2009 15:10
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Hessisch Süd:

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von GeorgK »

Ein Quitz:

Die Bösen und die Guten.....wer erkennt hier die Guten? :mrgreen:


Bild


Bild
Der Arbeitsplatz
http://up.picr.de/9757217ajq.jpg
Die Homepage
http://www.oldradio.de.tl/Home.htm

"Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“

Matthias Claudius
Grüsse Georg
Grundig-1985

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von Grundig-1985 »

Hallo,

ich ersetze grundsätzlich alle Papierkondensatoren (alle Elkos und Gleichrichter ebenfalls), so besteht die Sicherheit, dass die Geräte dauerhaft einwandfrei funktionieren.
Ich lege halt Wert darauf, alle Papierkondensatoren durch neue Folienkondensatoren zu ersetzen (WIMA MKS und MKP).

An den von SABA78 abgebildeten ERO-Kondensator erinnere ich mich nicht spontan.

Den hier abgebildeten Kondensator würde ich ersetzen, wahrscheinlich vorher messen, weil mir diese Ausführung nicht geläufig ist - es könnte nämlich ein Folienkondensator sein, der nicht ersetzt werden muss.

Normalerweise steht auf den ERO-Kondensatoren die Bezeichnung. Ist auf diesem keine Bezeichnung?

Gruß
Denis
Zuletzt geändert von Grundig-1985 am Mi Nov 28, 2012 18:16, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
weiser_uhu
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1361
Registriert: Mo Okt 15, 2012 14:38

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von weiser_uhu »

Hallo Georg!
Selbst auf die Gefahr, dass ich danebenliege und mich blamiere will ich Dir meine Ansicht sagen:

Alles, was mit schwarzer Vergussmasse verschlossen ist, fliegt bei mir weg (Papprollen, Glasröhren...)
Weiterhin alle alten Elkos.

Zu den guten zähle ich alle keramischen Kondensatoren so bis 1nF, und natürlich die wirklichen, selbstheilenden MP Metallpapier- Kondensatoren.

Irgendwo las ich Styroflex-Kondensatoren (obere Reihe ganz rechts), sind die wirklich schlecht? Ich dachte immer, die sind nicht bei den Schlechtesten...

Und dann gabs noch "Gewaplast" mit weiß-gelblicher Plaste seitlich verschlossene, die waren auch Müll, in alten Fernsehern viel drin, die sehe ich nicht auf dem Bild.

Georg, das war toll, dass Du die vielen verschiedenen Kondensatoren mal gezeigt hast!
Großes Dankeschön!!!
Nun sollen sich auch die anderen Leser mal äußern. Jedenfalls wer Mut hat :mrgreen:

Grüße vom charlie
Benutzeravatar
GeorgK
Geographik
Geographik
Beiträge: 3279
Registriert: Do Jan 22, 2009 15:10
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Hessisch Süd:

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von GeorgK »

Hier gibt es einiges darüber... http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=4364

Aber:

seht doch mal "Andere" Meinungen....finde ich sehr Intersssant.

http://www.radiomuseum.org/forum/alteru ... toren.html
Der Arbeitsplatz
http://up.picr.de/9757217ajq.jpg
Die Homepage
http://www.oldradio.de.tl/Home.htm

"Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“

Matthias Claudius
Grüsse Georg
radiobär
Royal Syntektor
Royal Syntektor
Beiträge: 370
Registriert: Di Sep 11, 2012 17:27
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: 33175 Bad Lippspringe

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von radiobär »

Hallo

Ich würde ihn rauswerfen. Er sitzt im Signalweg und verdirbt unter Umständen den Klang. :angry:

Wenn man soviel an einem Radio macht, Tonne auf & weg. :idea:

Gruss Ludwig
Kinder betet -- Papa lötet
Benutzeravatar
SABA78
Geographik
Geographik
Beiträge: 2205
Registriert: Do Jun 28, 2012 18:29
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Rheinhessen, Nähe Wörrstadt

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von SABA78 »

Neues vom Kondensator ;-)

Ich habe den Kondensator mal einbeinig ausgelötet und Messungen angestellt. Die Kapazität liegt bei 38nF. Soll: 25nF. Abweichung: über 50%.
Den Leckstrom habe ich mit einer Gleichspannung 0-400V gemessen. Aus Leckstrom und Prüfspannung habe ich einen Gleichstromwiderstand von 925kOhm bei 25V und 800kOhm bei 400V errechnet.

Den Leckstrom von 55µA bei 50V, bzw. 500µA bei 400V, würde ich als akzeptabel bezeichnen. Aber die Kapazitätsabweichung stört mich. Daher wird das Teil getauscht.

Übrigens: Es ist ein in orangenem Gießharz eingelassener Wickelkondensator mit Silberfolie.
Gruß,
Daniel


Baden Baden, Beromünster, Paris, Rom…
...Eine ganze Welt ist auf der Skala des SABA-Empfängers vereint
Benutzeravatar
weiser_uhu
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1361
Registriert: Mo Okt 15, 2012 14:38

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von weiser_uhu »

Hallo Georg,
also da lag ich doch gar nicht so weit daneben!
...und der ERO - Kondensator soll auch "eigentlich zu den Guten" gehören.

Im Zweifelsfalle prüfen, das ersetzt Glaube durch Gewissheit.
Grüße
-charlie-
Benutzeravatar
Otto
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1291
Registriert: Sa Aug 23, 2008 11:20
Kenntnisstand: **Zutreffendes Feld fehlt**
Wohnort: Frankreich ca. 30 Km westl. v. KA

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von Otto »

Es gibt auch gute Ero's, aber erst ab Erofol II, selbst denen sollte man aber nicht blind vertrauen.

Freundliche Grüße Otto
Benutzeravatar
röhrenradiofreak
Geographik
Geographik
Beiträge: 10243
Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: östliches Niedersachsen

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von röhrenradiofreak »

SABA78 hat geschrieben:Die Kapazität liegt bei 38nF. Soll: 25nF. Abweichung: über 50%.
Den Leckstrom habe ich mit einer Gleichspannung 0-400V gemessen. Aus Leckstrom und Prüfspannung habe ich einen Gleichstromwiderstand von 925kOhm bei 25V und 800kOhm bei 400V errechnet.
Wie ich schon ein paar Mal geschrieben habe, erhöht sich die Kapazität nicht wirklich in solchem Maße. Aber die meisten Kapazitätsmessgeräte zeigen bei Kondensatoren mit Isolationsfehlern eine mehr oder weniger deutlich erhöhte Kapazität an, weil ihr Messverfahren damit nicht zurecht kommt.

Wer will, kann das natürlich als Indikator verwenden, ob die Isolation eines Kondensators in Ordnung ist oder nicht. Aber vorher sollte man sich einen Überblick verschaffen, wie das jeweilige Kapazitätsmessgerät auf solche Kondensatoren reagiert.

Ich habe vor einiger Zeit mal eine Messreihe durchgeführt: die von verschiedenen Kapazitätsmessgeräten angezeigten Werte unterscheiden sich bei Kondensatoren mit Isolationsfehlern teilweise um mehr als den Faktor 10! Zum Beispiel zeigten bei einem ERO 100 (Nennkapazität 5 nF) mit einem Leckstrom von 15 µA bei 30 V drei verschiedene Kapazitätsmessgeräte die Werte 9,8 nF, 11,75 nF und 150 nF an. Wohlgemerkt: Die beiden letzteren Messgeräte unterliegen einer regelmäßigen Kalibrierung, sind also zweifelsfrei in Ordnung.

Wer das nicht glaubt, dem rate ich zu folgendem Versuch: Schalte einem einwandfreien Kondensator einen Widerstand von einigen M Ohm parallel, das simuliert einen Isolationsfehler. Was zeigt das Kapazitätsmessgerät damit an? Und woher sollte die erhöhte Kapazität kommen? Aus dem Widerstand wohl nicht...

Lutz
Benutzeravatar
weiser_uhu
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1361
Registriert: Mo Okt 15, 2012 14:38

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von weiser_uhu »

Hallo Lutz!
Die genannte Erscheinung, dass Kapazitätsmessgeräte beim gleichen (auch intakten) Kondensator völlig unterschiedliche Werte anzeigen wird damit zusammenhängen, dass der Kondensator eine Eigeninduktivität hat und immer auch einen parallelen und seriellen ohmschen Widerstand. Also ist der reale Kondensator ein komplexes Gebilde mehrerer Bauelemente. Wird nun bei unterschiedlichen Frequenzen gemessen, dann kommen die verteilten Parameter zum Wirken und das je nach Situation, unterschiedlich. Da wird die Frequenz, bei der gemessen wird einen großen Einfluss haben.

Deshalb wird man gewickelte Kondensatoren im UKW Tuner vergeblich suchen, weil die dort nicht funktionieren, "wegen schlechtem Scheinwiderstandsverhalten". Bei niedrigen Frequenzen tun sie jedoch ihre Pflicht.

Man könnte einen Frequenzgenerator nehmen mit konstanter Ausgangsspannung, und den Strom messen, der durch einen angeschlossenen gewickelten Kondensator fließt. Der Strom müßte eigentlich mit der Frequenz linear hochgehen (?). Wahrscheinlich gibts aber Welligkeiten bei sehr hohen Frequenzen.


Inzwischen Grüße
-charlie-
Benutzeravatar
captain.confusion
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1309
Registriert: So Okt 30, 2011 9:11
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Südpfalz

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von captain.confusion »

Hallo!

Diese Sorte von EROs würde ich als Pendant zum Wima Durolit bezeichnen. Bei den Duroliten ist der Zenit mittlerweile auch überschritten. Sie zeigen langsam eine Kapazitätserhöhung und auch einen Leckstrom.
Einen Leckwiderstand von rund 1 MOhm würde ich auf keinen Fall als akzeptabel bezeichnen. Wenn man bedenkt wie hochohmig die Nachbarschaft im Bereich des Koppelkondensators ist? Da ist man schnell im Bereich von 1:1 und ein Arbeitspunkt ist verschoben.
Ich gehe mal davon aus, dass dieser Kondensator sowieso nicht original ist. Bei einem Radio Jahrgang 55 und den anderen Kondensatoren die man so sieht, paßt der nicht ins Bild.

Viele Grüße
Frank
Viele Grüße aus der Pfalz!

Nicht nur alte Radios klingen schön, sondern auch alte Flugzeuge klick
Benutzeravatar
GeorgK
Geographik
Geographik
Beiträge: 3279
Registriert: Do Jan 22, 2009 15:10
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Hessisch Süd:

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von GeorgK »

Gestern beim Check eines Grundig 2065 in die "Hände gefallen") Ich muss sagen, für das alter (1956/57) sind die im GEGENSATZ zu den Braunen noch sehr gut anzusehen.Aber die Werte sind auch "im Keller"

Bild

Bild
Der Arbeitsplatz
http://up.picr.de/9757217ajq.jpg
Die Homepage
http://www.oldradio.de.tl/Home.htm

"Sag nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“

Matthias Claudius
Grüsse Georg
Benutzeravatar
röhrenradiofreak
Geographik
Geographik
Beiträge: 10243
Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: östliches Niedersachsen

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von röhrenradiofreak »

weiser_uhu hat geschrieben:Hallo Lutz!
Die genannte Erscheinung, dass Kapazitätsmessgeräte beim gleichen (auch intakten) Kondensator völlig unterschiedliche Werte anzeigen wird damit zusammenhängen, dass der Kondensator eine Eigeninduktivität hat...
Die Induktivität macht bei den Wertebereichen, die die Papierkondensatoren üblicherweise haben, kaum etwas aus, weil die Messfrequenzen üblicherweise zu niedrig sind.
weiser_uhu hat geschrieben:Man könnte einen Frequenzgenerator nehmen mit konstanter Ausgangsspannung, und den Strom messen, der durch einen angeschlossenen gewickelten Kondensator fließt. Der Strom müßte eigentlich mit der Frequenz linear hochgehen (?). Wahrscheinlich gibts aber Welligkeiten bei sehr hohen Frequenzen.
So kann man im Prinzip messen. Bei den Papierkondensatoren, die Werte vom nF-Bereich aufwärts haben, macht es keinen Sinn, mit so hohen Frequenzen zu messen, dass sich deren Induktivität auswirkt. Bei kleinen Kapazitäten, z.B. Kondensatoren aus dem UKW-Teil, braucht man natürlich höhere Frequenzen, aber man muss dann die Messanordnung schon geschickt auslegen, damit nicht parasitäre Einflüsse der Verdrahtung usw. das Ergebnis völlig verfälschen.
weiser_uhu hat geschrieben:...dass der Kondensator eine Eigeninduktivität hat und immer auch einen parallelen und seriellen ohmschen Widerstand. Also ist der reale Kondensator ein komplexes Gebilde mehrerer Bauelemente...
Genau. Und bei einem intakten Kondensator sollte der Parallelwiderstand unendlich und der Serienwiderstand Null sein, wenigstens so gut angenähert, dass es für diese Messung keine Rolle spielt.

Lutz
Benutzeravatar
radio-hobby.de
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Beiträge: 968
Registriert: Mi Jan 12, 2011 22:02
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Stolberg/Rheinland

Re: Ist dies auch ein "böser" Kondensator?

Beitrag von radio-hobby.de »

Hallo Georg K.,

jetzt will ich mal mein "Glück" mit Deinen Kondensatoren versuchen.
Obere Reihe von links nach rechts:
Vorkriegszeit, Teervergussmasse=unbrauchbar
Vorkriegszeit, Teervergussmasse=unbrauchbar
Styroflex=gut, für Lang- und Mittelwellenkreise geeignet
(Hoges) Keramik-röhrchen=gut
Keramik-Röhrchen=gut
Vorkriegszeit, Glasröhrchen+Teer-Vergussmasse=unbrauchbar
Sechzigerjahre, Folienkondensator=gut (Niederfrequenz)
Styroflex=gut (ist der aus der DDR?)

Untere Reihe von links:
kenn-ich-nicht: ist es ein Elko?
kenn-ich-nicht: s.o.
Vorkriegszeit, Glasröhrchen, Teervergussmasse=unbrauchbar
Teervergussmasse=unbrauchbar
ich schätze: Folienkondensator=gut (Niederfrequenz)
Vorkriegszeit (schwarz) Teervergussmasse=unbrauchbar
(gelb) ich vermute mal Teervergussmasse=unbrauchbar

etwas nach oben versetzte zweite Reihe:
(gelb) vermutlich Papierkondensator=unbrauchbar
(braun) Papierkondensator=unbrauchbar
(gelbe Vergussmasse, ich vermute ERO) Papierkondensator=unbrauchbar
(beige "K", ich vermute ERO) Papierkondensator=unbrauchbar

die rechts liegende "dritte" Reihe:
(rot) vermutlich Achzigerjahre Folienkondensator=gut
(beige-braun) Papierkondensator=unbrauchbar
(rechts außen dritte Reihe von oben) vermutlich Styroflex=gut
Eromet: ich schätze mal: Metallfolie, gut
(gelber rechts unten): gut

Die Schachtel mit den "Silberlingen":
alle gut.

So, lieber Namensvetter, soviel Mut von hier.
Jetzt bitte die Auflösung!
Viele Grüße
Georg N.
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink: