Hallo zusammen,
die weniger guten Erfahrungen von Frank mit dem TVV43-Entzerrer haben mich dazu veranlaßt, meine alte Versuchsplatine mit meinem TVV43-Aufbau noch einmal hervorzukramen. Um zu sehen, ob ich damals vielleicht etwas übersehen habe. Die ausgelöteten Transistoren habe ich wieder eingelötet. Die gleichen, nicht dieselben. Und bei der Gelegenheit noch zwei, drei Änderungen an den passiven Bauteilen vorgenommen, die sich aus den Diskussionen in diesem Thread als vorteilhaft ergeben haben.
Das ganze dann auf meine 'Universal-Anschluß-Plattform' montiert.
Meine Version TVV43H, H wie Heinz, sieht jetzt so aus:
TVV43H_1.jpg
TVV43H_2.jpg
Und das ganze noch einmal durchgemessen.
Ergebnis:
Frequenzgang gemessen mit Invers-RIAA-Netzwerk, bei mir mit rein ohmschem Quellwiderstand von ca. 120 Ohm, glatt von 20Hz bis 20kHz +/- 0.5dB.
Signal/Rauschabstand gemessen zwischen 20Hz und 15kHz, nicht gehörrichtig bewertet: 66dB
Signal/Rauschabstand gemessen zwischen 20Hz und 15kHz, gehörrichtig bewertet mit A-Bewertungskurve: 76dB
Nicht auf Rauscharmut selektierter AC151/V im Eingang, Batteriespeisung aus 12V-Akku, Eingang abgeschlossen mit realem TA-System, alle dB-Angaben bezogen auf 9mVeff am Eingang (das entspricht bei üblichen MM-Tonabnehmern etwa der normgemäßen Vollaussteuerung der Rille(nflanke) bei 1kHz).
Maximale Eingangsspannung vor Übersteuerung bei 1kHz: ca. 50mVeff.
Ohmscher Anteil des Eingangswiderstands: 200Hz...20kHz ca. 40kOhm, 20Hz ca. 20kOhm (abhängig vom Stromverstärkungsfaktor der verwendeten Transistoren, bei mir B ~ beta ~ 150).
Verstärkungsfaktor bei 1kHz: ca.33.5dB ~ 47V/V.
(Für eine höhere Verstärkung, kann der Widerstand von 330 Ohm im Emitterkreis der ersten Stufe auf z.B. 220 Ohm verringert werden. Damit ergibt sich ein Verstärkungsfaktor von ca. 37dB ~ 70V/V. Der Eingangswiderstand verringert sich dadurch aber auf ca. 38kOhm von 200Hz...20kHz und ca. 16kOhm bei 20Hz.)
Die Rauschmessungen erfordern erheblichen Aufwand auf den ich hier nicht eingehe (metallischer Abschirmkasten für das gesamte System incl. Batterie, Meßverstärker mit einstellbarer Bandbreite, echte Effektivwertmessung etc.).
Da der Frequenzgang mit angeschlossenem TA-System anders aussehen kann, habe ich noch versucht, eine Testschallplatte zu simulieren. Ich verwende dazu die folgende Schaltung.
TVV43H_3.jpg
TVV43H_4.jpg
TVV43H_5.jpg
Der Widerstand von 68 Ohm am Eingang ergibt zusammen mit dem Quellwiderstand des Invers-RIAA-Netzwerks einen wirksamen Quellwiderstand von ca. 50 Ohm. Das ist genügend klein gegen den ohmschen Widerstand üblicher MM-TA-Systeme. Die R-L-Kombination im gestrichelten Kasten ist ein ausgedientes TA-System mit annähernd durchschnittlichen Eigenschaften bzgl. Induktivität und Serienwiderstand. Bei den jetzigen Messungen habe ich eine Parallelkapazität von ca. 170pF gewählt. Das ergab eine Resonanzfrequenz mit der TA-Induktivität von ca. 17kHz und den glattesten Frequenzgang im oberen Hörbereich. Die Schaltung wird dann zwischen Invers-Netzwerk und Entzerrer-Eingang eingefügt.
Sicher ist das kein 100%ig korrekter Ersatz für eine Testschallplatte. Ich denke aber, daß die wichtigsten Einfluß-Faktoren des TA-Systems auf den Frequenzgang damit berücksichtigt werden. Noch besser wäre es natürlich, das jeweils verwendete System einzufügen.
Mit dieser Anordnung ergab sich dann ein gemessener Frequenzgang, der bis 10kHz glatt verlief wie bei der vorangehenden Messung mit rein ohmschen Quellwiderstand. Oberhalb von 10kHz fiel der Frequenzgang dann ab bis auf -3dB bei 20kHz. ( m.E. vernachlässigbar. Es gibt kaum eine Schallplatte, die oberhalb von 12kHz noch nennenswertes Signal enthält. Nicht bei neuen Platten, erst recht nicht bei vielfach abgespielten.)
Fazit:
Ich habe weder früher noch jetzt einen Hörtest mit dem TVV43 vorgenommen. Dazu hätte ich noch einen zweiten Kanal aufbauen müssen und ein geeignetes Gehäuse finden müssen. Dazu war ich jetzt zu faul.
Wenn ich die bei mir in Gebrauch befindlichen Entzerrer-Verstärker auf die gleiche Weise durchmesse, komme ich auf nur unwesentlich abweichende Werte für den Frequenzgang und das Rauschen. Ich kann mir von daher nur schwer vorstellen, daß die gemessenen Daten für den TVV43H nicht absolut HiFi-tauglich sind. Der Klang sollte sich daher auch nicht wesentlich vom Klang meiner (beiden) anderen Entzerrer unterscheiden.
Das alles gilt natürlich unter der Voraussetzung von fachgerechtem Aufbau. Die TVV43-Schaltung ist z.B. empfindlich gegen Störspannung auf der Versorgungsspannung. Batterieversorgung ist deshalb in diesem Fall sehr zu empfehlen. Ein Satz Baby-Zellen z.B. kostet wenige Euro und hält theoretisch mehr als 2000 Stunden. Das ist mehr als die empfohlene Lebensdauer einer Diamant-Abtastnadel von 1000...1500h.
Gruß
Heinz
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