Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

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rettigsmerb
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von rettigsmerb »

holger66 hat geschrieben:Die Königsklasse ist wohl das hier, gefunden in der amerikanischen "Radio News" vom Oktober 1944:

H.
Na Holger,

da wäre ich selbst auch gerne Röhre gewesen und mich so richtig lang und gründlich testen lassen :wink:

Lasst's glüh'n,
Herb
mvd
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von mvd »

rettigsmerb hat geschrieben: die "Königsklasse", wie ich sie mir dann für so ein "Pair Matching" vorstelle:

Zwei gleiche Prüfschaltungen aufbauen, die gemeinsam die -Ug1 aus einem linearen Sägezahn-Generator beziehen, aber eben getrennte Anoden-Lastwiderstände (Wert hängt von der zu prüfenden Röhrentype ab, sie sollten weniger als 5% Toleranz aufweisen), Anoden- und Heizspannung bereitstellen, Röhren mindestens 10 Minuten bei mittlerem Anodenstrom vorwärmen und stabilisieren lassen. DC-gekoppeltes Zweikanal-Oszilloskop an die Anoden ran, Generator langsam hochdrehen bis zum Sättigungspunkt. Wenn beide Aussteuerlinien auf dem Schirm dabei gleich verlaufen und sich die Ua an allen Punkten deckt, hat man sein Pärchen gefunden.

Vielleicht probierst Du das ja mal so aus.
Hallo Herbert

Königsklasse hört sich gut an, für solche Ideen bin auf jeden Fall immer zu haben. :super:

Also gut, ein 2-Kanal Oszi von Hameg habe ich schon ewig, das wäre nicht das Problem. Netzteil für Anoden- und Heizspannung müßte ich sowieso bauen, auch bei der Lösung von Jogis Seite.
Was ich an deinem Vorschlag nicht verstehe, ist der Sägezahn. Warum ein Sägezahn?
Ich habe hier einen sehr einfachen Funktionsgenerator von Voltcraft, der kann auch Sägezahn ausgeben, aber bestimmt nicht in guter klirrarmer Qualität. War ein recht billiges Gerät. Aber ich weiß nicht, ob der auch negative Spannung ausgeben kann und ich verstehe wie gesagt, auch den Grund für den Sägezahn nicht.

Hast du vieleicht eine einfache Skizze, wie du dir das vorstellst?

Gruß und Danke!
Michael
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von mvd »

solaris hat geschrieben: Als steckbarer Zusatz zum Funke wäre der Aufwand für diese Schaltung sogar äusserst überschaubar. Das hier genannte eine Milliampere zulässiger Differenz ist mir da allerdings nicht genügend klar abgeleitet.
Das ist eine Sache, die mir nun wieder ganz klar ist, das kann ich aufklären.

Die zulässige Differenz im Strom durch die beiden Systeme hängt allein vom nachgeschalteten Übertrager ab, ganz exakt von dessen Luftspalt im Kern. Bei Eintaktübertragern ist dieser Luftspalt sehr groß dimensioniert, da ja der gesamte Ruhestrom ständig durch den Übertrager fließt und durch den Luftspalt wird verhindert, daß der Kern in die Sättigung gerät.
Bei Lundahl ist das immer Teil der Bestellbezeichnung, ein Eintaktübertrager LL1620-60mA ist eben für diesen Ruhestrom optimiert.

Ein LL1620-PP (Push-Pull), also ein Gegentaktübertrager hat nur einen sehr kleinen Luftspalt, gerade genug um die Ungleichheiten der vorgeschalteten Bauteile zuzulassen. Schließlich findet man ja keine 100% gleichen Trioden und wenn zufällig doch mal, dann werden sie mit Sicherheit leicht unterschiedlich altern und weisen dann eben nach 6 Monaten ein Ungleichgewicht auf. Wenn also so ein PP-Übertrager 5mA Ungleichgewicht verträgt bevor Sättigungseffekte eintreten, sollte man das beim Paaren der Röhren nicht voll ausnutzen, sondern immer genug Sicherheit für die Alterung einkalkulieren. Da ist dann ein Päärchen mit maximal 1mA Unterschied schon sinnvoll.

Dann gibt es bei Lundahl auch noch die Übertrager mit dem Zusatz PPZ, die haben keinerlei Luftspalt und dürfen daher auch nicht mit Gleichstrom beaufschlagt werden. Da darf die Betriebsspannung deshalb nicht zwischen den beiden Primärspulen eingespeist werden, sondern Parallel an jeder Anode. Zwischen den Primärspulen setzt man stattdessen einen Kondensator, der jeglichen Gleichstrom blockt.

Die beiden Prinzipschaltbilder ganz unten auf dieser Website zeigen das sehr schön. Differential (Forced Balance) und Differential Parallel Feed steht jeweils drunter:

http://www.nutshellhifi.com/library/ETF.html

Da ich diesen Kondensator gerne einsparen möchte (Kondensatoren sind böse) nehme ich den schwierigeren Weg auf mich und suche mir mit viel Aufwand Röhren heraus, die möglichst gleich sind und nehme einen normalen PP-Übertrager, der ein bischen Ungleichgewicht zuläßt.

Gruß
Michael
mvd
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von mvd »

holger66 hat geschrieben:Die Königsklasse ist wohl das hier, gefunden in der amerikanischen "Radio News" vom Oktober 1944:

Bild

:shock:

H.
Hallo Holger

Du meinst also ich sollte so ein Gerät anstreben, damit ich für wirklich alle Eventualitäten gerüstet bin? :shock:

Könntest du dann wohl mal ein längeres Gespräch mit meiner Dame führen und ihr die absolute Alternativlosigkeit eines solchen Monstrums nahebringen? :mrgreen:

Bestimmt war diese Foto ein Vorbild für den Arbeitsplatz von Lieutnant Uhura auf der Brücke der Enterprise.

Gruß
Michael
rettigsmerb
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von rettigsmerb »

mvd hat geschrieben:
rettigsmerb hat geschrieben: die "Königsklasse", ...

Vielleicht probierst Du das ja mal so aus.
Hallo Herbert

Königsklasse hört sich gut an, für solche Ideen bin auf jeden Fall immer zu haben. :super:

Also gut, ein 2-Kanal Oszi von Hameg habe ich schon ewig, das wäre nicht das Problem. Netzteil für Anoden- und Heizspannung müßte ich sowieso bauen, auch bei der Lösung von Jogis Seite.
Was ich an deinem Vorschlag nicht verstehe, ist der Sägezahn. Warum ein Sägezahn?
Ich habe hier einen sehr einfachen Funktionsgenerator von Voltcraft, der kann auch Sägezahn ausgeben, aber bestimmt nicht in guter klirrarmer Qualität. War ein recht billiges Gerät. Aber ich weiß nicht, ob der auch negative Spannung ausgeben kann und ich verstehe wie gesagt, auch den Grund für den Sägezahn nicht.

Hast du vieleicht eine einfache Skizze, wie du dir das vorstellst?

Gruß und Danke!
Michael
Hi Michael,

einen vor allem linearen Sägezahn deshalb, um Nichtlinearitäten der Röhre(n) im dynamischen Aussteuerbetrieb sichtbar zu machen. Es ist ja so: Eine Röhre ist im Grunde eine Krücke. Bevor man mich wieder mit Steinen bewirft - physikalisch bedingt ist es eben so, sie tut uns leider nicht den Gefallen, das Eingangssignal 100%ig naturgetreu zu verstärken. Besonders an den Enden der Kennlinie kommt es zu massiven "Verbeulungen". Und um dieses Verhalten exakt nach zu vollziehen benötigt man ein lineares Referenz(-eingangs-)signal, von dem man weiß, dass es selbst eben nicht "verbeult" ist. Damit wird die Röhre so zu sagen "volles Rohr" angesteuert, also ganz bewußt bis an die Grenzen getrieben. Dabei offenbaren sich eben sehr schön die Differenzen zwischen zwei Röhren gleichen Typs.

Lasst's glüh'n,
Herb
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von mvd »

Hallo Herbert

Ah jetzt ja!

Der Sägezahn soll also eine so hohe Spannung haben, daß von der oberen zur unteren Spitze immer die gesamte Kennlinie der Röhre durchfahren wird, sie also sozusagen voll ausgesteuert wird. Ansonsten wäre ja auch auf der Oszilloskopröhre nur ein einzelner Punkt sichtbar und nicht die Kennlinie, die man sehen will.
Richtig so?

Ja das wäre schon toll, das mal zu sehen. Und dann könnte man das sogar bei verschiedenen Frequenzen ausprobieren.

Gruß
Michael
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von holger66 »

mvd hat geschrieben: Könntest du dann wohl mal ein längeres Gespräch mit meiner Dame führen und ihr die absolute Alternativlosigkeit eines solchen Monstrums nahebringen? :mrgreen:
Vielleicht schaffen wir es gemeinsam sogar, ihr die Bedienung näherzubringen, dann befördern wir sie anschließend zum Leutnant ehrenhalber. :lol: :lol: :lol:

H.
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von mvd »

Also ich glaube ich bin mit einem Funke erstmal sehr gut bedient und baue mir dann zum Paaren bestimmter Röhrentypen lieber so eine spezielle Meßanordnung auf.

Vieleicht lassen sich diese Messungen ja sogar direkt in der eigentlichen Verstärkerschaltung durchführen. Das müßte eigentlich funktionieren und würde den Bastelaufwand nochmal immens verringern.

Ich werde mal nach einem W19 Ausschau halten, das scheint sich ja als ein gewisser Standard etabliert zu haben.

Danke an alle, die hier bei der Entscheidung mitgewirkt haben. :super:

Gruß
Michael
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von rettigsmerb »

Gern, Michael, jederzeit wieder!

Gut's Nächtle,
Herb
Martin
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von Martin »

mvd hat geschrieben:[Königsklasse hört sich gut an, für solche Ideen bin auf jeden Fall immer zu haben. :super:
hallo Michael,

ein Tek-Sammler würde nun leise murmeln, 570... 570... 570...

nette Grüße
Martin
mvd
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von mvd »

Martin hat geschrieben: ein Tek-Sammler würde nun leise murmeln, 570... 570... 570...
Hallo Martin

Ein superschönes Gerät! Das würde mir gefallen.

Aber das ist wahrscheinlich nicht die Sorte Messgerät, die Sonntags Abends bei ebay für ein paar Hundert Euro zu bekommen ist, oder? :roll:

Gruß
Michael

Edit: Hier ist gerade eine Auktion gelaufen: http://www.ebay.com/itm/ws/eBayISAPI.dl ... 0583173658
mvd
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Re: Welches Röhrenprüfgerät kaufen?

Beitrag von mvd »

So, mein W19 ist eingetroffen. :super:

Es ist alt, gammelig, riecht muffig und die untere Abdeckplatte fehlt. Prüfkarten und Meßstrippen sind auch nicht mehr dabei. Die Stabilisierungsröhre hängt nur noch an ihren Drähten im Sockel und wackelt hin und her und ein paar von den Prüffassungen kann man nur noch entsorgen.

Aber es funktioniert!

Ich hatte mir schon vorher das Buch von Karl-Friedrich Müller zum W19 bestellt und von daher brauche ich jetzt ja nicht unbedingt die ganzen Karten.
Habe eben mal eine EL84, eine EM1, eine RE134 und eine AZ1 zum Testen geprüft und es zeigt plausible Werte an. :D

Frage:
Auf manchen Bildern sieht man, daß das Kunststoffeld für die Prüfstifte mit weißer Farbe abgesetzt beschriftet ist. Bei mir ist das alles schwarz und das macht es nicht eben einfacher die Stifte nach dem Buch richtig einzusetzen. Wo bekomme ich so ein Teil?

Gruß
Michael