Nachdem ich heute viele der Kondensatoren gewechselt habe, ging zwar das Brummen ziemlich weg, dafür begann aber der Trafo zu qualmen und die Leistungsaufnahme stieg auf ca 500 Watt.
Beim Löten hatte ich nach jedem einzelnen Kondensator eine "Probefahrt" gemacht, der Schaden trat dann aber auf, als ich fertig war und das Radio noch etwas laufen ließ. Irgendwas ist da offensichtlich schiefgegangen.
Nun wird wohl großflächiger Ersatz nötig werden...
Hallo,
bei 500 W und wenn der Trafo auch schon gequalmt hat, ist dieser mit 99% Wahrscheinlichkeit hinüber.
Was war denn da für eine Sicherung drin ? Bei 0,3 A oder 0,4 A wäre das nicht passiert.
Tja, das nennt man wohl lernen auf die harte Tour. Die Reparatur war eigentlich erfolgreich, nur hatte ich am Trafo "provisorisch" Kondensatoren mit 620V verwendet. Selbst schuld. Und ja, die Sicherung war auch nicht in Ordnung.
Nun brauche ich einen neuen Trafo, am besten ohne ein Gerät daran, das man noch retten könnte...
Das ganze Lamentieren nützt natürlich wenig, wenn das Kind im Brunnen liegt. Irgendwann im Laufe der ganzen Prozedur wurde Dir doch mal empfohlen, diese Entstörkondensatoren durch 1KV-Typen zu ersetzen bzw. sie einfach wegzulassen, welchen Sinn sollte denn die provisorische Installation dieser 630V-Kondensatoren haben?
Hallo,
das mit 630 V-Kondensatoren kann natürlich nicht gut gehen. Wenn schon die Entstörkondensatoren rein sollen, nehme ich grundsätzlich welche mit 1500 V oder 2000 V, da ist man auf der sicheren Seite, am besten noch mit Zusatzsicherung (z. B. 50 mA).
Jetzt geht alles wieder. Der Trafo musste natürlich ersetzt werden. Zum Glück konnte ich einen genau passenden Trafokern finden, der sich gut in das Radio integrieren ließ.
Und letztlich war dann ein weiterer Elko an dem zähen Brummen schuld, den ich übersehen hatte. Es war eine Bauform, die ich nicht kannte, sehr lang und dünn und er war sehr versteckt plaziert. Es handelte sich um C46 (50 Mikrofarad), der zwischen Kathode der EL 84 und Masse liegt, wenn ich das richtig verstehe.
Vielleicht hat ja sogar noch jemand Lust mir zu erklären, was der da "treibt"?
Auf jeden Fall noch mal vielen, vielen Dank an alle, die versucht haben, mir zu helfen. Ich habe viel über die Vorgehensweise in solchen Fällen gelernt (und über den Weg, den man besser nicht geht).
In der Kathodenzuleitung der Endöhre liegt ein Widerstand, bei der EL 84 hat er meist etwa 150 bis 180 Ohm. An diesem Widerstand fallen durch den Strom, den die Endröhre zieht, etwa 6 bis 7 Volt ab. Das Steuergitter der Röhre, das ja über einen Gitterableitwiderstand gleichspannungsmäßig an Masse liegt, erhält also gegenüber der Kathode eine um diesen Betrag negativere Spannung. So wird bei den meisten Röhrenradios der 50er und 60er Jahre die negative Gittervorspannung erzeugt, die notwendig ist, damit die Endröhre im richtigen Arbeitspunkt betrieben wird. Ohne diese Vorspannung würde sie zu viel Anodenstrom ziehen. Nebeneffekt dieser Schaltung: Je mehr Anodenstrom fließt, desto größer wird die negative Gittervorspannung, was wiederum den Anodenstrom reduziert. Diese Schaltung wirkt also einer Änderung des Anodenstroms z.B. durch Toleranzen der Röhre (nachlassende Emission u.ä.) entgegen und wird deshalb auch als Gegenkopplung bezeichnet.
An diesem Widerstand würde nun auch eine NF-Spannung abfallen. Erstens würde diese in der Ausgangsspannung an der Primärseite des Ausgangsübertragers fehlen, was weniger Ausgangsleistung bedeutet. Zweitens würde hierdurch auch eine Wechselspannungsgegenkopplung entstehen, also ähnlich wie oben für die Gleichspannung, würde der Wechselspannungsabfall am Kathodenwiderstand der Aussteuerung der Endstufenröhre entgegenwirken, Resultät wäre eine geringere Spannungsverstärkung der Endstufe. Um beides zu verhindern, überbrückt man den Kathodenwiderstand mit einem Kondensator mit meist 50 bis 100 µF, der die NF kurzschließt. Eine so große Kapazität ist am sinnvollsten als Elko zu realisieren.
Solche Schaltungen findet man auch oft in Transistorschaltungen, dann sitzen die betreffenden Bauteile in der Emitterzuleitung.
Nun fallen Elkos im Laufe der Zeit häufiger einmal aus. Wenn dieser Elko Unterbrechung hat, liefert das Radio eine geringere Lautstärke. Hat er an Kapazität verloren, aber noch eine Restkapazität, kommt es vor, dass nur die Bässe schwach sind. Problematisch ist der Kurzschluss dieses Elkos. Dann fehlt nämlich die negative Gittervorspannung , und die Endröhre zieht zu viel Anodenstrom. Dadurch wird nicht nur sie selbst überlastet und hält nicht lange, auch das Netzteil (Netztrafo, Gleichrichter) ist durch Überlastung gefährdet. Außerdem spielt das Radio oft nicht mehr richtig, weil die gesamte Anodenspannungsversorgung infolge der zu hohen Stromaufnahme in die Knie geht.