Rocco11 hat geschrieben:Hallo,
es ist in der Tat eine Art von Philosophie, ob etwas rentabel ist oder nicht.
Ich für meinen Teil sehe jede Restauration als eine Herausforderung. Ungeachtet jeglicher Rentabilität. ...Ich bin in erster Linie Techniker und erst in zweiter Linie Sammler.
Auch wenn's ein alter thread ist: Geht mir ähnlich.
Am reizvollsten fand ich immer, wenn ich eine Ruine (nichts alltägliches !) ergattern konnte, bei der ich genau wusste, dass ich den Großteil der benötigten Ersatzteile / Fehlteile aus meinen Beständen würde hervorkramen können.
Konkret in Erinnerung ist mir dabei ein vor Jahren restaurierter VE 301 B2, also die Batterieausführung, Serie 2, des VE 301, mit Holzgehäuse.
Selbige Ruine erstand ich Anfang der 90er für 5 DM auf dem Oldtimermarkt in Hamm.
Leider kann ich mit keinem Bild dienen, aber den Zustand wie folgt beschreiben:
a) Fehlteile
- Rückwand
- Lautsprecher
- die Holzstreben vor dem Lautsprecher
- die originale KL1 (ersetzt durch KL2 mit grob ins Chassis geraspelter

Topffassung)
- die Batterieanschlussleitung
- der originale Einschalter
- einer der Metallwinkel, die die Rückwand oben halten
- Chassishalteschrauben sowie Rückwandschrauben (3,5 mm)
b) optischer Zustand
- Chassis stark verrostet
- Drehko zu einem Klumpen verbacken
- Topfspule von Mäusen angenagt
- der Unterbereich des Chassis komplett mit Pflanzenkörnern vollgestopft (Mäusevorrat), dort fanden sich auch Membranfragmente des nicht mehr vorhandenen Freischwingers, aber immerhin technisch komplett und besser erhalten, als die Oberseite
- Lautprecherstoff nur noch in Fetzen
- Holzgehäuse etwas aus dem Leim, Oberseite mit abgelöstem, zerfetzten Furnier, Gehäuse vorne und an den Seiten aber noch erstaunlich gut, wenngleich ungemein dreckig
- Skalenscheibe noch intakt, wenngleich auf der Achse des Drehko festgerottet
- Bakeliteinsätze vorhanden und intakt
- Knöpfe vorhanden und noch zu retten
- Eine KC1 mit guter Leistung (mal ersetzt, Tungsram), die zweite total verbraucht
- Wellenschalter und Rückkopplungsdrehko angegammelt, aber noch instandsetzbar
- die 2 im Gerät noch vorhandenen Europafassungen bröckelig im Kunststoff
- Typenschild noch gut erhalten
Tja, und was soll ich sagen:
genau diese Ruine hat mich gereizt, weil ich manches Originalteil (Drehko, Freischwinger, KL1, eine gute KC1, die Röhrenfassungen, Schalter, Topfspule) ja in meinen Beständen hatte, die fehlenden Zierleisten und das Gehäuseoberseitenfurnier sowie die Anschlussschnur ja nachfertigen konnte.
Kurzum: alles vom Chassis entfernt, selbiges entrostet, neu lackiert, neu aufgebaut, Holzgehäuse "mit Patina" restauriert, selbst die Originalskalenscheibe (teilweise angegilbt, nämlich dort, wo sie durchs Gehäusefenster lugte) wieder eingebaut, möglichst jedes noch brauchbare Technikteil instandgesetzt, Blockkondensator neu gefüllt etc.
Einziges Mangelteil war die Rückwand (damals noch kein ebay), für die ich einen Nachbau für den 301W nahm und wofür mir ein Arbeitskollege, eine Vorlage aus einem Fotobuch nutzend, an seinem PC eine Graphik bastelte, die die Batterieanklemmung einigermaßen perfekt darstellte. Selbiges klebte ich auf die "W"-Rückwand.
Anschließend baute ich ein externes Spannungsversorgungsteil, so dass das Gerät betrieben werden konnte.
Fazit: hat unheimlich Spaß gemacht, diese Ruine wieder in ein funktionstüchtiges Gerät zu verwandeln

. Ich besitze es noch heute
Sicherlich gibt's heute bessere bei ebay, allerdings sind diese teuer und trotzdem oft technisch verbastelt (Umbau auf Wechselstrom).
Aber selbst ein perfekt erhaltener würde mir ja nicht diesen Restaurierungsspaß bringen.....
k.