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Restaurierung eines Grundig 4085
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Autor:  Sagitta [ So Jan 29, 2017 21:50 ]
Betreff des Beitrags:  Restaurierung eines Grundig 4085

Hallo zusammen,

aus derselben Quelle wie das Philipsradio ist mir noch ein Grundig 4085 zugelaufen. Ich möchte es als erstes Reinigen, da es ziemlich verdreckt ist (Staub, Fett, Tabakrauch). Dazu möchte ich nach einer ersten groben Reinigung das Chassis ausbauen. Ich habe die vier großen Schrauben auf der Unterseite gelöst, trotzdem bewegt sich erstmal nichts. Ist das Chassis noch anderswo verschraubt, oder klebt es einfach fest? Bevor ich mehr Kraft einsetze, wollte ich hier erstmal nachfragen.

Schöne Grüße

Sagitta

Autor:  andreas1962 [ So Jan 29, 2017 22:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Hallo Sagitta,

wenn das Radio noch keine Reparaturspuren aufweist, die Staubschicht noch dick über allen Bauteilen liegt, wird das Chassis seit dem Einbau nicht herausgenommen worden sein. Es klebt dann an den Gummischeiben fest, die zwischen dem Chassis und dem Gehäuse-Holzboden liegen. Du kannst die Klinge eines grösseren Schlitz-Schraubendreher in den Zwischenraum zwischen dem Chassis und dem Holzboden schieben und dann die Klinge durch Drehen verkanten. Durch diese Drehbewegung sollten sich die Gummischeiben vom Holzboden lösen, sie bleiben zumeist am Chassis haften. Aber dabei vorsichtig und mit Gefühl vorgehen, damit durch das Verkanten des Chassis die Skalenscheibe nicht an einer Stelle gegen den Rahmen unterhalb der Schallwand drückt und dabei eventuell bricht.


Viele Grüße


andreas

Autor:  Sagitta [ So Jan 29, 2017 22:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Hallo Andreas,

Danke für den Hinweis! Ich habe mir die Sache nochmal genauer angeschaut und konnte erkennen, daß das Chassis hinten (zu mir hin) schon los war. Mein Fehler war offenbar vor allem, es (leicht) anheben zu wollen. Dazu ist kein Spielraum, vermutlich weil das Skalenglas sehr eng eingepasst ist. Ich habe dann vorsichtig etwas mehr Kraft eingesetzt (keine Gewalt...) und nach hinten gezogen. Das brachte den erhofften Erfolg.

Um das Chassi zu entnehmen muss ich das Lautsprecherkabel ablöten, richtig?

Bild

Ich würde das gern unten am Trafo (warum gibts da eigentlich immer (?) zwei von?) tun: kann da was zu heiß werden? Ich habe sowas bisher kaum gemacht und müsste sicher länger daran herumbraten.

Schöne Grüße

Sagitta

Autor:  Nutzi [ Mo Jan 30, 2017 6:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Hallo Tim,
die Kabel am Trafo wirst du wohl oder übel ablöten müssen. Normalerweise sind die Lötösen oben drauf recht robust. Trotzdem sollte man beim Löten immer so kurz wie möglich, aber solang wie nötig. Lötkolben sollte fertig aufgeheizt sein, spitze sollte richtig sauber sein. Grad beim Ablöten großer Lötpunkte geht es gut, etwas neues Lötzinn auf die Kolbenspitze zu machen, alte Lötpunkte sind oft etwas korrodiert, durch den "Tropfen" an an der Lötkolbenspitze hast du eine größere Fläche die Wärme übertragen kann. Oft sind die Kabel auch eingehakt, also wie ein Haken gebogen und in die Ösen eingehängt. Das macht sich super beim zusammenlöten, aber leider schlecht beim Auslöten.
Besorg dir am besten eine billige Handentlötpumpe, damit kann man das verflüssigte Lötzinn absaugen. Braucht man zum Kondensatoren wechseln auch oft.

Zu deiner Fragen mit den 2 Trafos, alte Radios haben meist einen (manchmal auch 2 oder keinen) Netztrafo für die Spannungsversorgung und einen oder mehrere Ausgangsübertrager, an denen der / die Lautsprecher hängen. Die Ausgangsübertrager können auch direkt am Lautsprecher sein.

Noch ein Tipp eh du das Chassi rausnimmst, mal drunter schauen, meist gibt es im Radioboden eine geschraubte / von hinten eingesteckte Klappe von der noch ein Massekabel ans Chassis geht, das Kabel reist man beim Ausbau gern ab wenn man das nicht weiß.

Autor:  Sagitta [ Mo Jan 30, 2017 10:25 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Danke dir!

Darf ich weiter fragen? Die Knöpfe zum Einstellen von Sender, Lautstärke, etc. habe ich abgenommen, weil ich das Skalenglas ausbauen und reinigen will. Kann ich da vorn (!) mit heißem Spülwasser drangehen? Ist diese schöne persistente Mischung aus Staub, Fett und Zigarettenrauch... . Hinten würde ich es sehr vorsichtig mit einem feuchten Tuch versuchen, richtig?

Die o.g. Knöpfe habe ich in warmem Spüliwasser eingeweicht und mit der Nagelbürste sauber geschrubbt. Nun sehen sie etwas matt aus, ich würde sie gern polieren. Ich habe hier die Empfehlung Bimssteinmehl für harte Kunststoffe und (Auto) Lackpolitur für weiche Kunststoffe gelesen. Watt hab ich denn bei den Knöppen? Eher weichen Kunststoff, oder?

Schöne Grüße!

Sagitta

Autor:  Nutzi [ Mo Jan 30, 2017 11:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Sagitta hat geschrieben:
weil ich das Skalenglas ausbauen und reinigen will. Kann ich da vorn (!) mit heißem Spülwasser drangehen? Ist diese schöne persistente Mischung aus Staub, Fett und Zigarettenrauch... . Hinten würde ich es sehr vorsichtig mit einem feuchten Tuch versuchen, richtig?


Heiß ist nicht normal nicht nötig, weicher lappen mit lauwarmen Seifenwasser wenns sehr verdreckt ist, ansonsten nehme ich Fensterreiniger. Aber halt nur Außen. Innen muss man sehr vorsichtig rangehen...leider gibts da kein Univerlaspatent, manche kann man mit lauwarmen Lappen abwischen, manche auch mit Reiniger, wieder andere Kann man die ganze Beschriftung abwaschen. :wut:
Vorsichtig an einer kleinen Ecke testen, nur leicht drüberwischen ohne viel Druck und glech wieder trockentupfen.

Autor:  Sagitta [ Mo Jan 30, 2017 23:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Hallo zusammen,

so, für heute ist Feierabend. Das Chassis ist heil draußen und auch obenrum schon mit Sauger und Pinsel entstaubt. Die Röhren habe ich zusätzlich mit nebelfeuchtem Küchenkrepp gereinigt (unter Auslassen der Beschriftung). Das Skalenglas habe ich heil herunterbekommen und es strahlt in neuem Glanz. Der Aufdruck scheint in diesem Falle recht robust zu sein, selbst vorsichtigs Abwischen mit einem feuchten Schwammtuch war möglich (natürlich vorher getestet). Mehr habe ich ihm nicht zumuten wollen.

Gehäuseoberseite und Front sind sauber. Erstaunlich helles Holz, das da unter dem Schmock zum Vorschein kommt. Der Tips mit dem Bref hier aus dem Forum war echt Gold wert. Mit Seifenwasser hätte es ewig gedauert.

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Leider weisen die Kunstelfenbein-Leisten ziemlich hässliche gelbe Verfärbungen auf, die mit dem Reiniger nicht zu beseitigen sind. Kann man die auspolieren?

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Das Frontgitter zu reinigen war echt eine Arbeit für jemanden, der Vater und Mutter... . Dabei freuen sich meine bester Gesundheit :P. Hier haben mir in Bref getränkte Wattestäbchen sehr geholfen. Eine Seite recht satt in Bref getränkt, die andere trocken, um schnell nachwischen zu können, damit sich die Sisalbespannung nicht so voll saugt. Ein Wattestäbchen pro Fach :shock:. Wenn eine Reihe fertig war, habe ich mit einem feuchten Schwammtuch nachgewischt und mit einem Tuch getrocknet.

Morgen sind die Seiten dran (Wattestäbchen waren alle...) und ich will die Chassisunterseite noch vorsichtig absaugen.

Hat jemand einen Tip, wie ich die Tasten der Schalter und v.a. die Bedienelemente der Klangregelung abbekomme? Die würde ich auch gern Reinigen.

Autor:  Nutzi [ Di Jan 31, 2017 6:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Zu der gelb / schwarzen Nikotinpest auf Kunststoffteilen habe ich hier einige gute Tipps bekommen:
viewtopic.php?f=33&t=25568

Autor:  SABA78 [ Di Jan 31, 2017 8:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Falls das nichts hilft mit den Kunststoffteilen,
ich habe vielleicht noch aus einer 4085-Schlachtung solche Leisten im Lager. So vergilbt sind sie sicher nicht, aber ob die nicht andere Makel haben, kann ich noch nicht sagen.

Ich schau die Tage mal im Lager nach und falls noch was da ist, mach ich ein paar Bilder.

Möglicherweise finde ich auch noch Tasten, falls Du welche brauchst...

Autor:  Sagitta [ Di Jan 31, 2017 9:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Hi Karsten,
wenn ich das richtig sehe, geht es in dem verlinkten thread um Ablagerungen. Die habe ich mit Bref wunderbar entfernen können. Die gelblichen Flecken sind jedoch im Kunststoff, nicht darauf ( so wirkt es jedenfalls). Auch längeres Reiben mit Bref brachte keine Verbesserung. Bin mir auch nicht sicher, daß es sich um "Nikotin" handelt. Werde mal schauen, ob ich noch irgendwo Denicotea aus meiner Pfeifenraucherzeit rumliegen habe. Wenn es Kondensatablagerungen sind, sollten sie sich damit eigentlich lösen lassen.

Edit: hi, Daniel, das ist ein tolles Angebot, werde evtl. darauf zurück kommen!

Autor:  Yamanote [ Di Jan 31, 2017 20:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Servus,

ich verwende in solchen Faellen normale Autolackpolitur (fuer verwitterte Lacke, also mit etwas Schleifmittelanteil) von Sonax und in hartnaeckigen Faellen zuerst noch einen Lackreiniger (also noch mehr Schleifmittel). Wenn das auch nicht hilft, hat sich der Kunststoff nachhaltig verfaerbt. Dann gibts nur entweder so lassen, oder Ersatzteile besorgen.

Autor:  faz [ Di Jan 31, 2017 20:40 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Yamanote hat geschrieben:
Dann gibts nur entweder so lassen, oder Ersatzteile besorgen.


..oder mit H202 bleichen. Funktioniert bei alten Computergehäusen ziemlich gut.

Autor:  Sagitta [ Di Jan 31, 2017 21:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Yamanote hat geschrieben:
ich verwende in solchen Faellen normale Autolackpolitur (fuer verwitterte Lacke, also mit etwas Schleifmittelanteil) von Sonax und in hartnaeckigen Faellen zuerst noch einen Lackreiniger (also noch mehr Schleifmittel). Wenn das auch nicht hilft, hat sich der Kunststoff nachhaltig verfaerbt. Dann gibts nur entweder so lassen, oder Ersatzteile besorgen.

Ich fürchte, darauf läufts hinaus: Denicotea war keines mehr da, ich habe aber längere Zeit mit Spiritus daran herum gerieben und das hat original garnichts gebracht. Ich warte aber noch eine Anfrage anderswo ab (nein, kein Konkurrenzforum, in einem Museum ;-)) und versuche es, falls die nicht noch einen Trick auf Lager haben, mit Polieren. Für die Knöpf an den Drehreglern wollte ich eh noch Politur besorgen.

Waserstoffperoxid überzeugt mich spontan jetzt nicht so, da hätte ich Sorge, daß es spröde wird.

So, heute keine Nachtschicht. Die Seiten des Gehäuses sind nun auch sauber, lediglich die Gitter muss ich noch machen, da ich vergessen habe, neue Wattestäbchen zu kaufen :wut:.

Dafür sind die Bedientasten wieder sauber, soweit das ohne Abnehmen möglich ist. Ging mit wenig Bref am Schwamm (nebelfeucht) und ein bisschen Fummelei ganz gut, ich glaube, die werde ich garnicht mehr Abnehmen. Schwieriger waren da schon die Rädchen an der Klangregelung. Da, wo man es sieht, sind sie jetzt ebenfalls sauber, aber das finde ich schon arg gepfuscht. Hier bin ich aber sehr unsicher, wie man das Panel ab- und auseinander nehmen kann und ich möchte nichts kaputt machen. Dann bleibts im Zweifel lieber so.

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Auch den Skalenhintergrund habe ich vorsichtig vom grauen Dreckschleier befreit.

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An den Rest traue ich mich nicht ran, das Chassis gebe ich lieber in kundige Hände. Dafür werde ich mal schauen, was ich nach Abschluss der Reinigung mit dem Holzgehäuse noch Schönes machen kann.

Schöne Grüße

Tim

Autor:  Yamanote [ Di Jan 31, 2017 21:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Saubere Arbeit! :super:

Sagitta hat geschrieben:
Schwieriger waren da schon die Rädchen an der Klangregelung. Da, wo man es sieht, sind sie jetzt ebenfalls sauber, aber das finde ich schon arg gepfuscht. Hier bin ich aber sehr unsicher, wie man das Panel ab- und auseinander nehmen kann und ich möchte nichts kaputt machen. Dann bleibts im Zweifel lieber so.

Wenn Du den zerbroeselten Schaumstoffstreifen in der Mitte entfernst, dann findest Du dahinter zwei Schrauben, die die Kunststoffblende halten. Schrauben raus, Blende abnehmen und schon liegen die Klangregler frei vor Dir. Mehr brauchst Du nicht zu zerlegen.

Autor:  SABA78 [ Di Jan 31, 2017 22:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Restaurierung eines Grundig 4085

Hallo Tim,

die Chassis sind soviel ich mich erinnere auf der Unterseite recht übersichtlich. Für den Anfang wäre das vielleicht kein schlechtes Übungsobjekt. Aber wenn Du Dich dabei unsicher fühlst, ist die Entscheidung, die Überholung einem Fachmann zu überlassen in Ordnung.

Ich hatte meinen maroden 4085 seinerzeit entnervt geschlachtet, weil ich um's Verrecken das Stahlskalenseil nicht mehr drauf bekam und sonst noch sehr viel im Argen war - plus schlechtem Gehäuse und fehlender Rückwand...

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