Liebe Röhrenradio-Freunde, Bin zwar nur Bastler, aber ich versuche mal 'ne Anleitung zum Abgleichen. Ein Abgleich ist gar nicht so schwierig, und ich finde, dass man ruhig den Mut haben sollte, mal selber einen Abgleich durchzuführen. Du brauchst: -Zeit und Geduld -Schaltplan zum Radio -Vielfachmeßgerät -Meßsender -Frequenzzähler -Schraubendreher aus Kunststoff für die Spulenkerne und Trimm-C's
Zu allererst orientiert man sich, am Schaltplan und am Radio selber: Wo sind hier die ZF(Zwischenfrequenz)-Stufen und deren Schwingkreise. Sagen wir mal, Du willst den AM-Abgleich machen, denn der ist einfacher als der FM-Abgleich, und wird auch im Werk typischerweise zuerst gemacht. Bei den meisten Radios haben alle AM-Bereiche, also LW, MW, KW die gleiche ZF, nämlich 455 oder 460 kHz (oder 470 kHz oder in unmittelbarer Nähe davon). Es wäre gut, wenn Du aus den Unterlagen entnehmen kannst, welche ZF der Konstrukteur für dieses Radio vorgesehen hat. Unmittelbar an dem letzten Kreis der letzten ZF-Stufe musst Du die Demodulator-Diode finden, daran kannst Du die letzte ZF-Stufe erkennen. Alles, was "dahinter" kommt, und folglich im Schaltplan meistens weiter rechts gezeichnet ist, werden dann die NF(Niederfrequenz)-Stufen sein. Hinter der letzten NF-Stufe kommt bei Röhrenradios meist ein Übertrager (Trafo), und an der Sekundärseite (also der rechts gezeichneten Seite) hängt der Lautsprecher. Dort - also an die beiden Zuleitungsdrähte für den Lautsprecher - schließt Du ein Wechselspannungsmeßgerät an. Dieses Meßgerät liegt also parallel zum Lautsprecher. Du kannst dafür Dein Vielfachmeßgerät nehmen. Stelle es auf den Bereich 10 Volt Wechselspannung. Jetzt schließt Du den Meßsender der Werkstatt - ohne einen Meßsender geht es nicht so einfach - über einen Widerstand von 1 kOhm in Serie mit einem Kondensator von 47 pF an das Gitter der Röhre an, welche die ersten ZF-Stufe ausmacht. Das Ausgangskabel des Meßsenders ist meist ein Koax-Kabel und dürfte eine Seele haben: dieser Anschluss ist gemeint. Das Kabel des Meßsenders hat sicher auch eine Abschirmung: die würde ich über einen Kondensator, sagen wir 5 nF, an das Chassis des Radios anschließen. Sicherheitshalber nicht direkt (ohne Kondensator) verbinden! Den Meßsender stellst Du auf die vom Hersteller des Radios angegebene ZF, zum Beispiel 455 kHz. Außerdem stellst Du am Meßsender eine AM-Modulation ein, d.h. der Meßsender "sendet" jetzt einen gleichmäßigen Ton "auf 455 kHz". Wenn das Radio nicht grob verstellt ist, müsstest Du jetzt den Ton im Radiolautsprecher hören; dafür sollte der Lautstärkeregler weit aufgedreht sein. (Edit: stelle die Signalintensität des Meßsenders immer so ein, dass das Vielfachmessinstrument etwa 0.8 bis 1.5 Volt anzeigt, und dabei läßt Du jeweils den Lautstärkeregler des Radios unverändert, ungefähr auf Maximum.)
Nun verstellst Du die Kerne der Spulen der einzelnen ZF-Stufen. Du fängst mit der letzten Stufe an und arbeitest Dich Stufe für Stufe nach vorne durch, d.h. Du gehst auf dem Schaltbild von rechts nach links vor. Den Kern der Spule stellst Du hin- und her und beobachtest dabei die Lautstärke im Lautsprecher und die Anzeige Deines Vielfachinstruments. Du stellst den Kern so ein, dass maximale Lautstärke zu hören ist und das Wechselstrom-Voltmeter die höchste Spannung anzeigt. Wenn Du diesen Schritt mit dem letzten Schwingkreis erledigt hast, lässt Du die Einstellung so stehen und veränderst sie nicht mehr. Als nächstes kommt der vorletzte Schwingkreis an die Reihe. Du machst wieder die gleiche Einstellung auf Maximum. So gehst Du Kreis für Kreis vor, bis alle ZF-Kreise auf Maximum bei 455 kHz eingestellt worden sind. Jedesmal, wenn die Lautstärke im Lautsprecher zu laut wird, solltest Du dann nicht den Lautstärkeregler zurückdrehen, sondern am Meßsender die Ausgangsspannung niedriger einstellen. (Edit: Schwieriger ist es bei eng gekoppelten Schwingkreisen, sogenannten Bandfiltern. Die beiden Spulen eines Bandfilters können zum Beispiel dadurch eng gekoppelt sein, dass sie auf demselben Spulenkörper sitzen. Man muss dann immer zu dem einen Schwingkreis einen Widerstand parallelschalten, z.B. 10 kOhm, um den Kreis zu dämpfen, und den direkt gekoppelten anderen Schwingkreis abgleichen. Danach muss man den anderen Kreis bedämpfen und den einen abgleichen. Zum Schluss entfernt man die Bedämpfung.)
Wenn Du auf diese Weise alle ZF-Stufen abgeglichen hast, bist Du schon einen großen Schritt voran gekommen. Allerdings ist bis hierher die erste ZF-Stufe nicht sauber abgeglichen, denn der Meßsender-Anschluss hat dort den Schwingkreis beeinflusst. Deswegen klemmst Du als letzten Schritt des ZF-Abgleichs den Meßsender an das Gitter der Mischstufen-Röhre. (Edit: manchmal sagt die Abgleichvorschrift, dass man jetzt den Meßsender an den Antenneneingang klemmen soll.) Dazu muss man mal genau hinsehen, welche Röhre die Mischstufe sein könnte. Am besten suchst Du nach den beiden AM-Drehkos auf dem Schaltbild. Einer davon ist immer für die EF (Eingangsfrequenz), und der andere für die OF (Oszillatorfrequenz). Nun weißt Du ja, dass die Mischstufe die beiden Signale (EF und OF) miteinander mischen soll, also muss die Mischstufe dort sein, wo beide Signale zusammentreffen. Verfolge dies im Schaltbild, und Du findest die Mischstufe. Also: dort den Meßsender über 1 kOhm und 47 pF anschließen, und den Feinabgleich der ersten ZF-Stufe vornehmen, d.h. den Spulenkern hin- und her verdrehen, bis der Ton im Lautsprecher am lautesten ist usw. Jetzt den Meßsender abklemmen, und der ZF-Abgleich ist geschafft.
Der nächste Schritt ist der Abgleich des Oszillatorkreises. Du hast bei Mittelwelle den Wunsch, einen Empfangsbereich von 520 kHz bis 1620 kHz zu überstreichen. Die OF (Oszillatorfrequenz) muss sich also für Mittelwelle von 520kHz+455 kHz = 975 kHz bis 1620kHz+455 kHz =2075 kHz verstellen lassen. Ist der Drehko eingedreht, sollte man eine OF von 975 kHz haben, ist aber der Drehko herausgedreht, dann sollte es 2075 kHz sein. Das kannst Du in der Werkstatt mit einem Frequenzzähler feststellen. Es wäre praktisch, wenn der Frequenzzähler etwas anzeigt, wenn er über einen Kondensator von 15 pF an das Gitter der Oszillatorröhre angeschlossen wird. Am langwelligen Ende, also bei 975 kHz, korrigierst Du mit dem Kern der Oszillatorspule. Am kurzwelligen Ende, also 2075 kHz, korrigierst Du mit dem Trimmkondensator, der parallel zum Drehko im OF(Oszillator)-Kreis geschaltet ist. Diese beiden Abgleichschritte wiederholst Du nacheinander mehrmals, bis sich nichts mehr verändert. (Edit: Bei manchen Radios, gibt es ein genaueres Ergebnis, wenn man nicht an den beiden Enden der Skala, sondern etwas entfernt davon abgleicht. Die Skalen haben an den Stellen kleine Markierungen, und in der Abgleichanweisung sind die zugehörigen OF angegeben.)
Jetzt den Frequenzzähler abklemmen, und der OF-Abgleich ist geschafft.
Der letzte Abgleichsschritt ist für mich immer der schönste, denn er kann auch mit Rundfunksendern durchgeführt werden. Der EF(Eingangsfrequenz)-Kreis ist auf Mittelwelle meistens die Ferritantenne mit der einen Hälfte des Drehko's. Löse vorsichtig die Spule auf dem Ferritstab, während Du DLF auf 549 kHz hörst, und verschiebe die Spule, bis der Sender maximal gehört wird. Das gleiche kannst Du nun am anderen Ende der Skala mit einem Sender bei 1400 oder 1500 kHz wiederholen, allerdings verstellst Du nun den Trimmkondensator, der parallel zum EF-Drehko geschaltet ist. So- jetzt ist der AM-Abgleich komplett. (Edit: Der FM-Abgleich ist schwieriger) Gruß, Georg
_________________ Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. 
Zuletzt geändert von radio-hobby.de am Sa Jan 22, 2011 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
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