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Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=31445 |
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Autor: | olli0371 [ Sa Apr 24, 2021 9:59 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Hallo Jan, wäre es möglich, ein Foto von deiner Verdrahtung einzustellen ? Ich lese nur, du hast die Verdrahtung verändert, machst Versuche mit CAT5 Leitung usw. Aber so richtig vorstellen wie dein Chassis jetzt aussieht kann ich mir nicht. Vielleicht fällt hier jemandem ja was auf und kann besser Tips geben was die Verlegung der Bauteile und Verdrahtung angeht. Gruß Oliver |
Autor: | Bernhard W [ Sa Apr 24, 2021 21:04 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Logarithmische Potis liefern in Mittelstellung meistens 10 % der Spannung, es gibt aber auch welche mit 20 %. Lineare Potis liefern in Mittelstellung 50 %. Wenn die Stückzahlen hoch genug sind, können auch andere Kennlinien gefertigt werden. Die NF-Verstärkerschaltung vom Jubilate 1651 habe ich mal grob simuliert (nur das Schaltungsprinzip, Röhren und Trafo nicht modelliert). Wenn die beiden Teilwiderstände des Potis je 500 kOhm haben, ist der Ausgangspegel am Lautsprecher etwa 20 dB unter dem Maximalpegel. Das spricht dafür, dass R54 eine lineare Kennlinie aufweisen müsste. Das passt zu deinen Messungen (nicht ganz linear, aber der Unterschied ist nicht sehr groß). In der Simulation ist bei Mittelstellung des Lautstärkepotis und f = 1 kHz die Spannungsverstärkung ca. 2,9-fach. (Einspeisung über 150 kOhm) Eingangsspannung = 500 mV führt zu Ausgangsspannung = 1,45 V, das entspricht 0,5 W an 4 Ohm. Das ist schon deutlich mehr als Zimmerlautstärke. Bei maximal eingestellter Lautstärke steigt der Pegel um 20 dB, das wären 50 W, was die Endstufe nicht leisten kann. D. h. bei Rechtsanschlag des Lautstärkepotis wird der Verstärker schon deutlich übersteuert. Aus meiner Sicht sind das alles normale Dimensionierungen. Wenn dein Gerät in Mittelstellung des Lautstärkepotis nicht mal Zimmerlautstärke erreicht, liegt noch ein Fehler vor. Bernhard |
Autor: | AlfredG [ Sa Apr 24, 2021 21:11 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Hallo Jan, irgendwie sieht die Leiterplatte nicht so gut aus. Das solltest du unbedingt reinigen! Mit alter Zahnbürste und Bremsenreiniger oder auch breff. Danach erstmal gut trocknen lassen. Gruß Alfred |
Autor: | olli0371 [ So Apr 25, 2021 10:09 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Hi, also Leiterplatte reinigen wäre auch mein Vorschlag erstmal. Gibt es noch Bilder von der originalen Verdrahtung ? Gruß Oliver |
Autor: | olli0371 [ Mo Apr 26, 2021 17:06 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Hi, Röhre probehalber tauschen kostet im Normalfall nix und ist schnell gemacht - warum also nicht einfach mal probieren. Was den C73 angeht - wenn der Kondensator bei der Messung ausgelötet war - dann würde ich den auch erstmal tauschen. Obs was bewirkt wird man dann sehen - aber offensichtlich defekte Bauteile sollten bei einer solchen Aktion erstmal gewechselt werden. Gruß Oliver P.S. verändert sich das Pfeifen, wenn du deine neu verlegte CAT5 Leitung bewegst ? - Warum hast du die originale Leitung nicht einfach übernommen ? |
Autor: | JanSt [ Mo Apr 26, 2021 19:17 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
olli0371 hat geschrieben: P.S. verändert sich das Pfeifen, wenn du deine neu verlegte CAT5 Leitung bewegst ? - Warum hast du die originale Leitung nicht einfach übernommen ? Hi, das Pfeifen verändert sich nicht beim Bewegen der Leitung. Auch die Bauteile auf dem Poti beeinflussen es nicht wenn diese etwas bewegt. Die original Leitung habe ich damals weggeschmissen weil ich dachte ich tu mir mit der neuen Leitung was Gutes... mein Altes Problem |
Autor: | Bernhard W [ Mo Apr 26, 2021 19:55 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Ein defekter C70 (56 pF) oder C73 (4,7 nF) kann zum Schwingen des Verstärkers führen. Beide Kondensatoren reduzieren die Verstärkung für sehr hohe Frequenzen. Allerdings kann man solch kleine Kapazitäten mit einem normalem Multimeter nicht messen. Mit einem Frequenzgenerator und einem Oszilloskop kann man die Kapazität relativ genau bestimmen. 4,7 nF kann man auch noch mit 50 Hz messen: Z. B. bei AC, U = 24 V, f = 50 Hz und C = 4,7 nF fließt I = 35 µA. Man braucht also einen Trafo (z. B. "Märklin-Trafo") und ein Wechselstrom-Amperemeter, das 35 µA bei 50 Hz noch einigermaßen genau messen kann. Zum Schutz des Amperemeters schaltet man noch einen ohmschen Widerstand in Reihe, der das Messergebnis nicht wesentlich beeinflusst, hier z. B. 10 kΩ. Schwarze Färbungen rühren oft von Kohlenstoff her und Kohlenstoff ist elektrisch leitfähig. Alle organischen Materialien enthalten Kohlenstoff, der ist normalerweise mit anderen Atomen verbunden und bildet Moleküle mit anderen Eigenschaften. Wenn sich das Material chemisch zersetzt, z. B . durch Hitze, werden die chemischen Verbindungen aufgebrochen und der Kohlenstoff wird frei. |
Autor: | JanSt [ Mo Apr 26, 2021 19:58 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Guten Abend nochmal, jetzt hatte ich das Radio heute mehrere Stunden auf volle Lautstärke in der Garage laufen, weil ich draussen etwas Musik wollte und auch mal schauen wollte die stabil es ansonsten bezüglich Sender und Lautstärke läuft. Und jetzt pfeift es nur noch wenn der Tonregler in einer mittleren Stellung ist und in einem schmalen mittleren Lautstärkebereich. Also ähnlich wie in ganz kaltem Zustand... https://www.youtube.com/watch?v=cLryo9k6KLQ @Bernhard: Die schwarzen Färbungen beziehen sich auf die EL84 oder der "Schmutz" auf der Platine? lg Jan |
Autor: | Bernhard W [ Mo Apr 26, 2021 21:06 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
JanSt hat geschrieben: Die schwarzen Färbungen beziehen sich auf die EL84 oder der "Schmutz" auf der Platine? Auf die Platine |
Autor: | Peter2K [ Mo Apr 26, 2021 21:52 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Hallo, ich beobachte den Thread schon längere Zeit und für mich sieht die Leiterplatte wie verbrannt aus. Also eine EL84 muss da längere Zeit geglüht haben. Und wenn das Pertinax zu Kohlenstoff zerfallen ist, gibt es da ne Menge ungewollter Übergangswiderstände. Just my 2 Cents. Gruß, Peter p.s. ich meinte eher Kriechströme zu benachbarten Bauelementen, vor allem in der Nähe der Röhre (Pins). |
Autor: | Bernhard W [ Di Apr 27, 2021 8:52 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Ich habe mal ein Prinzipschaltbild des Verstärkers erstellt, der bei vielen Röhrenradios verwendet wird: Dateianhang: Verstaerker_Prinzipbild.gif * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* hat der Verstärker V1 sehr hohe Verstärkung. Die Eigenschaften werden dann nur noch vom Rückkopplungszweig (R2 und R3) bestimmt. Dadurch werden Verzerrungen aus dem Verstärkerzweig, z. B. nichtlineare durch die Röhrenkennlinien oder Sättigungseffekte der Übertragerkerne oder lineare durch die Induktivitäten und Kapazitäten, stark reduziert. Die Rückkopplung erfolgt gegenphasig, deshalb spricht man hier von Gegenkopplung. (Gegenteil: gleichphasig -> Mitkopplung. Das führt zum Schwingen und wird bei Oszillatoren angewendet.) Am Poti P1 liegt oben das Signal von der Quelle und unten das dazu gegenphasige (und verringerte) Signal vom Ausgang (genau genommen vom Anschluss der Gegenkopplungsschaltung). Die Schleiferstellung bestimmt das Verhältnis dieser beiden Signale. Am Schleifer des Potis bzw. am Eingang des Verstärkers liegt dabei nur noch sehr geringe Wechselspannung. Mit geschickter Wahl der Widerstände, dazu gehört auch R1, kann man mit einem linearen Poti ungefähr eine logarithmische Kennlinie (Lautstärke gegen Drehwinkel) erzeugen. Potis mit logarithmischer Kennlinie sind auch nicht streng logarithmisch, der Logarithmus kennt beispielsweise keine Null. Manchmal werden nur zwei unterschiedliche Widerstandspasten verwendet, was zu einer Knickkennline führt. R3 ist in der Regel ein rein ohmscher Widerstand (R78 beim Jubilate), R2 ist beim Jubilate das RC-Netzwerk von R75 bis C87. Dieses Netzwerk erzeugt eine Anhebung der tiefen Töne und eine leichte Anhebung der hohen Töne um 10 kHz. Die Anhebung erfolgt jeweils durch reduzierte Gegenkopplung. In deiner Schaltung sind die Widerstände R75 und R76 etwas zu hoch. Dadurch ist die Gegenkopplung etwas schwächer und der Verstärker etwas lauter. Der Unterschied ist aber gering. Auf die Stabilität hat das keinen merklichen Einfluss und wenn, dann eher einen positiven (geringere Schwingneigung). Beim Durchlauf durch den Verstärker V1 werden die Signale etwas verzögert (Signallaufzeit). Sehr hohe Frequenzen erscheinen dann um 180° verzögert am Ausgang, werden also mitgekoppelt statt gegengekoppelt. Das würde zum Schwingen führen. Kondensatoren (und die Übertrager) im Verstärker sorgen dafür, dass bei der kritischen Frequenz die Verstärkung bereits so weit reduziert ist, dass die Gesamtverstärkung der Schleife (Verstärker mit Rückkopplung) kleiner als 1 ist. Höhere (Leerlauf-)Verstärkung des Verstärkers V1 und stärkere Gegenkopplung (kleinerer R2 oder größerer R3) erhöhen die Schwingneigung. Bernhard |
Autor: | Bernhard W [ Di Apr 27, 2021 9:00 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
Peter2K hat geschrieben: .. für mich sieht die Leiterplatte wie verbrannt aus... Ich tippe eher auf eine oberflächliche Verunreinigung, die aber auch zu heiß wurde (angebrannter Fruchtsaft?). Das Ergebnis ist das gleiche: zahlreiche Kopplungen zwischen zahlreichen Potentialen, wenn es sich tatsächlich um kohlenstoffhaltiges Material handelt. Oder ist dort gar ein Alu-Elko ausgelaufen? |
Autor: | JanSt [ Di Apr 27, 2021 18:44 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: Jubilate 1651ke pfeift in manchen Lautstärkebereichen |
N'abend, es war eine oberflächliche Verschmutzung. Ich habe sie jetzt so gut es ging mit dem Schraubenzieher abgekratzt. Das war mehr so ein ölig, klebriges Zeug. Ich kann keinen defekten Elko etc. in der Nähe entdecken. Vielleicht hat da mal jemand an dem Poti mit irgendeinem Öl rumgesprüht... das ist ja in der Nähe. Eine Leitfähigkeit konnte ich zumindest nicht messen. Dementsprechend hat sich das säubern jetzt auch nicht auf das Pfeifen ausgewirkt. Ich werde mal ein paar Ersatzteile besorgen, den C70 und C73, und auch mal diverse Widerstände und eine EL84 zum Tausch. @Bernhard Und wieder einmal Danke für die tolle Erklärung lg Jan |
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