Hallo Heinz,
hab vielen Dank für Deine Antwort und Deine Tipps.
soweit ich die Anleitung zum REW-Tool verstanden habe, zeigt das Ergebnisdiagramm die tatsächlichen SPL-Pegel der Grundwelle und der Oberwellen an (braune untere Kurve).
Aus den Pegeln in dB werden dann (vermutlich über die Faktoren) die prozentuellen Anteile jeder Oberwelle in Bezug auf die Grundwelle errechnet. Das Ergebnis der Messung stellt dann der Summenwert der prozentualen Anteile der Oberwellen 2 bis 9 zuzüglich dem Rauschanteil dar (THD_H2...9 (bei meiner Messung 4,62%)).
Aber ich muss mich hier noch etwas einlesen.
Bei meinem aktuellen Messaufbau bin ich auch nicht sicher, inwieweit Störeinflüsse noch in die Messung eingehen, durch den teils "fliegenden" Aufbau sind einige Leitungen (viel) zu lang und auch die Masseführung ist suboptimal. Das wird aber erst im eigentlichen Geräteaufbau besser werden. Aktuell muss ich noch möglichst gut an verschiedene Teile des Amps herankommen und zu messen bzw. Änderungen vorzunehmen.
Die Messungen hatte ich eigentlich bewusst bei fast Vollaussteuerung des Amp (Eingangsspannung ca. 300mV_eff für ca. 100mW im Kopfhörer) durchgeführt. Die Übersteuerungsgrenze liegt hier aber in der Tat schon sehr nahe. Viel mehr als 150mW werde ich aus dem Amp nicht herausbekommen können.
Ich meine mal "irgendwo" gelesen zu haben, dass es sinnvoll (bzw. fair) sei, den Amp so zu vermessen, wie er später auch benutzt wird und dass Klirrangaben, z.B. gemessen bei 1 Watt, eines z.B. 20-Watt-Verstärkers keine sonderliche Aussage haben, bzw. einen evt. bei Vollaussteuerung dann viel höheren Klirrgrad verschweigen.
Aber klar, Musik ist viel impulshaftiger und dynamischer als ein 50Hz oder 1kHz Sinussignal und damit weniger werden die Leistungsgrenzen eines Amp bei "normaler" Musik nicht so extrem ausgereizt, wie durch einen Dauersinus mit hohem Pegel.
Im Grunde ist das mein erster Amp, den ich mal selbst versuche zu vermessen, daher nehme ich hier Hinweise sehr gern an.
Mit den 100 mW im Kopfhörer ist das so eine Sache.

Ich habe hier einen AKG K-240 Monitor (Over-ear, halboffene Bauweise) mit einer Impedanz von 600 Ohm. Dieser ist mit einer Nennbelastbarkeit von 200 mW angegeben (Schalldruckpegel: 88 dB).
Weiterhin habe ich einen Veho Z8 (On-ear, geschlossene Bauweise), welcher eine Impedanz von 32-Ohm aufweist und mit einer Empfindlichkeit von 92 dB spezifiziert ist.
Den 32-Ohm-Veho-Z8 kann der KHV in seinem aktuellen praktischen Aufbau absolut (über)ausreichend versorgen (Volume-Poti auf ca. 60% macht fast schon Schmerzen). Bei der Ansteuerung des AKG K-240 Monitor kann ich mein Volume-Poti aber auf 100% aufdrehen, dann ist es zwar sehr laut aber ich hätte hier schon gern noch ein wenig Reserve, auch weil nicht jedes Musikstück (besonders von digitalen Quellen) vom Aufnahmepegel her gleich ist.
Ziel für den DIY-Amp war es auch, dass ich so gut wie jeden KH mit ausreichend Lautstärke betreiben kann. Mit Kopfhörern höre ich in der Regel schon sehr laut Musik. IMHO ist das ja gerade ein großer Vorteil, dass man auch in Mietwohnungen mit Kopfhörern mal wirklich laut Musik genießen kann.
Das mit der ECC81 (VHF-Additiv-Mischröhre) wusste ich bisher nicht. Ich hatte die Röhre ursprünglich gewählt, weil sie auch bei moderaten Anodenspannungen einsetzbar ist und mir beim Erstentwurf des Amps das µ von 60 für die Vorstufe und meine geforderte Spannungsverstärkung am optimalsten erschien.
Ich hatte in der Simulation auch schon mal mit einem Kathodenelko in der Vorstufe gearbeitet, dieser hat die THD in der LT-Spice-Simulation etwas (aber auch nicht sehr viel) verbessert. Damit wäre auch mehr Potential zum gegenkoppeln.
Die ECC83 habe ich eben auch mal im LT-Spice ausprobiert. Aber mit dieser Röhre (µ ca. 100) komme ich, was die THD anbelangt, aktuell nicht wirklich geringer. Warum erschliesst sich mir aktuell leider nicht, eigentlich müsste ich die THD durch mehr GK doch senken können.

Im Anhang habe ich mal eine Beispiel-Simulation unter LT-Spice als Bild angefügt (THD hier: 1,85%). In dem Beispiel habe ich auch versucht statt mit der Kathoden-GK der Endröhre eine globale GK einzusetzen. Weil ich den Ausgang in jedem Fall potentialfrei haben möchte, habe ich die getrennte GK-Wicklung des Übertragers dazu genutzt (und nicht den (spannungspotenteren) 600-Ohm-Abgriff).
In LT-Spice habe ich jetzt schon an vielen Parametern "gedreht" (Art und Grad der GK, Anodenspannungen, Anodenströme, in Grenzen auch an UB, sowohl mit ECC83 als auch mit ECC81) aber unter 1% THD komme ich leider in keiner Konstallation.
Der Ursprungsgedanke für den Amp bei mir war auch, mit möglichst wenig Gegenkopplung auszukommen. Man liest immer wieder von intermodularen Verzerrungen (TIM), und ich wollte daher auch selbst mal einen wenig gegengekoppelten Röhren-Amp bauen und hören. Stramm gegengekoppelte Röhren- (und Halbleiter) KHV habe ich ja schon.

Vielleicht muss ich dann aber auch mit dem höheren Klirrgrad "leben" ...
Dieser Text erst einmal als kleine Antwort auf die von Dir genannten Fragen. Für weitere Tipps und Hinweise bin ich natürlich sehr dankbar.
Beste Grüße
Steffen