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Frage zu Balkon-Solarkraftwerken
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Autor:  klausw [ Mo Feb 27, 2023 12:08 ]
Betreff des Beitrags:  Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Hallo.
Ich benötige für die nachfolgende Frage fachkundigen Rat.

Diese Kleinsolaranlagen liegen derzeit im Trend und ich habe mich hierzu im "Netz" etwas belesen, meine Frau hat hierzu im Ort einen Händlervortrag besucht. Sie kam mit der sinngemäßen Aussage zurück, dass der ins "heimische" Stromnetz von dieser Anlage über Steckdose eingespeiste Strom "in jedem Falle vorrangig" verbraucht werde, sich also zusammen mit dem vom E-Werk gelieferten Haushaltsstrom entsprechend "sortiere".

Funktioniert dies in der Praxis tatsächlich so?

Dazu ein vereinfachtes Fallbeispiel, zum besseren Verständnis:

Wir nehmen an, eine Balkon-Solaranlage speist (über den passenden Wechselrichter) über die Dauer von 1 Stunde kontinuierlich 500 Watt ein, per vorhandener Schukosteckdose. Eine Speichermöglichkeit besteht im Haushalt nicht, nicht genutzter Strom "verfällt" dem Betreiber der Solaranlage also.
Nun betreibt man als einzigen Haushaltsverbraucher für die Dauer dieser Stunde den heimischen Wäschetrockner, welcher einen gleichmäßigen Stromverbrauch von 2500 Watt aufweist.

Steuern sich nun in jedem Falle die 500 Watt des Balkon-Solarkraftwerks ein und werden verbraucht (also 1/5 der benötigten 2500 Watt), während das E-Werk in dieser Stunde nur noch 2000 Watt, also 4/5 des Verbrauchs liefert?

Hier wäre ich für eine belastbare Fachaussage, die auch ein Laie versteht, dankbar.

Gruß
k.

(late edit: Tippfehler korrigiert)

Autor:  Grundig4085 [ Mo Feb 27, 2023 12:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Hallo Klaus,

Der Zähler in der Hauptverteilung zählt den effektiv gelieferten Strom.

Der Trockner mit 2500 W wird diese über den Zähler beziehen.
Wenn gleichzeitig ein Solarumrichter Strom einspeist kann diese Leistung von den 2500 W abgezogen werden da der Strom vom Umrichter direkt an den Trockner geht.
Über den Zähler wird nur noch der verbleibende Rest abgerechnet.
Also Wäsche bei Sonnenschein waschen.

Gruß Stefan

Autor:  röhrenradiofreak [ Mo Feb 27, 2023 18:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Genauso ist es. Voraussetzung ist aber, dass die Solaranlage und der Wäschetrockner an dieselbe Phase angeschlossen sind. Wenn das in einem Haus, in dem die Stromkreise auf die drei Phasen aufgeteilt sind, nicht der Fall ist, funktioniert diese Rechnung nicht.

Dass der von der Solaranlage erzeugte Strom vorrangig verbraucht wird, ist aus technischer Sicht eigentlich Unsinn, denn "sortiert" wird da nichts. Aber hinsichtlich der Stromrechnung läuft es am Ende doch darauf hinaus: Die 500 Watt, die die Solaranlage zuliefert, werden nicht aus dem öffenbtlichen Stromnetz bezogen, laufen also nicht über den Zähler und müssen somit auch nicht bezahlt werden.

Falls weniger als die 500 Watt verbraucht werden, die die Solaranlage gerade liefert, wird die überschüssige Leistung ins öffentliche Stromnetz zurückgespeist. Der Stromzähler würde dann rückwärts laufen. Alte elektromechanische Stromzähler machen das tatsächlich, aber die neueren elektronischen Zähler nicht. Dass der Zähler rückwärts läuft, ist zumindest bisher nicht erlaubt. Deshalb wird ein Netzbetreiber dem Betrieb einer solchen Anlage nur zustimmen, wenn bereits ein digitaler Stromzähler vorhanden ist.

Lutz

Autor:  Grundig4085 [ Di Feb 28, 2023 9:29 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Hallo Lutz,

das funktioniert grundsätzlich auch bei verschiedenen Phasen.

Phase 1 - Trockner
Phase 2 - Solaranlage.

Da der Strom in Phase 2 dem der Phase 1 entgegengerichtet ist und der Stromzähler ein
Summenzähler ist wird nur die Differenz gezählt.

Im Prinzip so ( Ferranti-Zähler ):
Trockner läuft - Zähler will mit 2500 W/h vorwärts drehen
Solaranlage produziert Strom - Zähler will mit 500 W/h rückwärts drehen
In der Summe dreht er dann mit 2000 W/h vorwärts.

Wenn die Solaranlage alleine Strom erzeugt und kein anderer Verbraucher arbeitet müßte
der Zähler theoretisch rückwärts drehen, dies wird aber durch die Rücklaufsperre verhindert.
Daher ist der dann produzierte Strom "verloren" und man hat nichts davon.

Moderne Zähler ( Smart-Meter ) zählen vorwärts und rückwärts und können so den erzeugten Strom zur
Abrechnung mit dem EVU protokollieren.

Gruß Stefan

Autor:  klausw [ Di Feb 28, 2023 10:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Das sind bisher interessante Informationen. Vielen Dank dafür.
Dazu beschäftigt mich eine weitere Frage, da es hier angeklungen ist. Ist zwingend ein Smartmeter als Hausstromzähler erforderlich, wenn man ein Balkon-Solarkraftwerk betreiben will, oder reicht ein "einfacher" digitaler Hausstromzähler ohne Abruf- und Einwirkfunktion. Letztlich wird einem der nicht selbst genutzte Strom im vorliegenden Falle ja nicht vergütet.
Es geht, wenn ich das richtig verstanden habe, um die Rücklaufsperre des Stromzählers. Deswegen ist die geplante Errichtung eines Balkon-Solarkraftwerks ja auch zwingend dem Stromversorger anzuzeigen.
(Soweit ich las, besitzen sogar manche Ferraris-Zähler eine solche Rücklaufsperre.)

Gruß
k.

Autor:  volvofan58 [ Di Feb 28, 2023 15:50 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Moin Klaus,

es muß kein Smart Zähler sein, Digital reicht. Einige Stromversorger akzeptieren sogar den alten Ferraris Zähler, sofern dieser eine Rücklaufsperre hat. Da dies nicht alle tun, ist das vorher abzuklären.
Zu erkennen ist dieses an einem zusätzlichen Logo auf der Deckblende (also diese Blech, wo auch die Zahlen etc. sind) des Zählers. Hierbei handelt es sich um ein stilisiertes Zahnrad mit Sperrklinke.
Ich arbeite auch schon daran, mein Zähler muß auf jeden Fall getauscht werden. Ist schon etwas älter, da steht irgendwo noch drauf, es lebe der Kaiser ;-)

Pass auf jeden Fall beim Wechselrichter auf. MPPT sollte es auf jeden Fall sein und für mich zusätzlich mit einer App, worüber ich die Anlage überwachen kann. Selbst die MPPT gibt es immer noch ohne, die Differenz von ca. 20 Euro schmier ich mir da an die Backe, das ist es mir Wert.

Beste Grüße
Peter

Autor:  tornadofilm [ Mi Mär 01, 2023 0:06 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Ein Rücklauf beim Zähler ist der billigste aller Speicher, wer noch die Möglichkeit hat, lasst den Zähler touren.

Autor:  klausw [ Mi Mär 01, 2023 11:29 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Frage zu Balkon-Solarkraftwerken

Zunächst einmal meinen Dank für die weiteren Antworten und das Interesse am Thema. Das aufgedruckte Symbol auf dem Ferrariszähler ist wirklich ein wichtiger Hinweis.


tornadofilm hat geschrieben:
Ein Rücklauf beim Zähler ist der billigste aller Speicher, wer noch die Möglichkeit hat, lasst den Zähler touren.


Das ist leider in DEU nicht erlaubt, und der Installation eines Balkon-Solarkraftwerks geht die verpflichtende (!) Anfrage beim Stromanbieter voran. In meinem Fall habe ich mal auf dessen Webpage geschaut und ein Musterformblatt gefunden, das diesen ausdrücklich beauftragt zu prüfen, ob ein neuer Zähler vonnöten ist.

(Natürlich mag man auch den Gedanken spinnen, daß der selbst unverbrauchte Strom im Gesamtleitungsnetz gespeichert werden könnte, aber das ist hier nicht das Thema, und es ist auch nicht meine Absicht, in eine politische Grundsatzdiskussion einzuschwenken.) 8_)


Gruß
k.

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