Moin moin,
So nun habe ich endlich die Energie gefunden den versprochenen Bericht zu verfassen
Zu Geschichte des Verstärkers:
Mein Freund war Musiker (E-Gitarre), irgendwann kamen wir auf das Thema Röhrenverstärker. Das ganze ist etwa 1 Jahr her, er meinte damals das er einen Philips Röhrenverstärker hätte und dieser zwischendurch immer "UFO Klänge" macht
Daraufhin habe ich mich dazu bereit erklärt den Kasten mal unter die Lupe zu nehmen (Gehäusedeckel entfernt und einen Selenstinker abgeschraubt):

Unterhalb des Chassis wurde schon mal repariert:

Unter anderem wurden 2 Koppelkondensatoren getauscht (Vorstufe und zur EL81):

Das wäre ja nicht so schlimm wenn es nur die Durolit von Wima gewesen wären, aber es haben sich 2 schlimmere Fehler eingeschlichen. Anstatt 22nF sind 33nF eingebaut worden (Wäre ja nicht so schlimm), das Problem lag an dem Koppelkondensator zu Endstufe. Dort wurden anstatt 68 ganze 470nF (0,47µF) verbaut.
Ich habe im Internet gelesen das die Teeris hier keinen großen Ärger machen sollen, ich habe Sie trotzdem alle getauscht was auch besser war, warum? werdet ihr gleich nach der Werbung erfahren...Ach nee gleich sofort:
Als ich den ersten Terri abgeschraubt und abgelötet habe und die Gumminbanderolle zwecks Kapazitätsaufruck entfernt habe ist mir aufgefallen das der gute einen Riss hat. Der Riss ist in der Längrichtung etwa 10mm lang und 2mm breit, man konnte auf den Wickel schauen. Dieses hat sich bei fast allen Kandidaten wiederholt, gleichzeitig teilweise 3 Facher Wert.
Alles raus, außer die Elkos, die waren alle noch gut. Da die alten Wickel dicker waren musste ich mit etwas Schaumstoff die neuen Kollegen anpassen:

Nicht zu vergessen die 3 Kandidaten hintern den Potis, teilweise für die Bassanhebung verantwortlich:

Den Schalter zur Bassanhebung habe ich dann auch noch zerlegt und die Kontakte gründlich gereinigt.
Das Netzkabel wurde angelötet und mit einem "Knoten"! gegen zug gesichert

Habe es abgelötet und einen Heißgerätestecker montiert. Da die Lautsprecherbuchse verschwunden war und der Anschluß über eine Lüsterklemme realisiert wurde habe ich das umgebaut:

Aus 2 alten Bananenbuchsen und Epoxidleitplatte wurde das:

So da es nun so weit war testete ich den Verstärker, nach kurzer Zeit konnte den ersten Ton verstärken. Leider war es untermal mit Brumm und es roch nach Gleich/riecht/er. Den Furzgestank kenne ich noch aus einem Parsifal 59.
Kurz danach summte es bedrohlich, das ja später auf eine defekte EL81 hinauskam.
Die Selenstäbe habe ich manipuliert um Sie im Gerät zu belassen und die Anschlüße weiterhin als Lötstützpunkte nutzen zu können.
Ich habe die Verschraubung geöffnet und alle Selenplatten abgenommen bis zu mittleren Kontaktfeder. Dort habe ich auf beiden Seiten eine angepasste Nylonunterlegscheibe als Isolierung angebracht.
Den ganzen Gleichrichter wieder zusammen und eine Mutter musste ich auf einer Seite weglassen damit er noch in die Halterung passte. Gleichzeitig habe ich an den alten Diodenstrecken 4 1N4004 angebracht und einen Vorwiderstand (280 Ohm/11W) provisorisch befestigt:

Nachdem das getan war spielte der Verstärker einwandfrei, da schaute selbst Sie mit einem grinsen aus dem Terrarium:

Die Spannung stellte sich beim Einschalten auf 355V ein und im Betrieb auf 305V, völlig OK.
Da mir der Widerstand zu einem zu wenig Leistung hatte und auch nicht toll befestigt ist habe ich 2 andere Kollegen mit Montageband angebracht:

Die Widerstände haben je 500 Ohm und 20W, parallel ergeben sich dann 250 Ohm und 40W, also genau richtig. Sie werden etwa 65°C heiß, angelötet an 0,8mm Rangierdraht und auch so das bei Bruch der Isolierung nichts passieren kann:

Darauf mal ein gemütliches Bild:

Außenansicht muss ich noch machen, bin froh der Kasten nun wieder lebt und er ist eine schöne Erinnerung an meinen Freund der vor kurzen einen tödlichen Unfall hatte. Er sagte letzt noch zu mir das ganze hätte noch lange Zeit, ich solle erstmal Gesund werden. Vermutlich habe ich deshalb noch vor seiner Beerdigung den Verstärker repariert, da ich ein schlechtes Gewissen habe. Ich habe es nicht geschafft in seiner Lebenszeit den fertig zu bekommen.
