Röhren berühren

[uli12us]

Wie ja allgemein bekannt, darf man Halogenlampen nicht mit den Fingern berühren, weil dadurch die Lebensdauer sehr verkürzt wird. Ein Röhre wird ja auch entsprechend heiss, gilt da dasselbe, oder ist da keine Gefahr?

[mvd]

Wenn du ein Trinkglas mehrfach hintereinander in der Spülmaschine reinigst, und dann nach 10 Durchgängen mal mit einem Leinentuch daran reibst, merkst du ganz deutlich wie rauh das Glas geworden ist. Natürlich wird das durch die agressiven Chemikalien hervorgerufen.

Im Handschweiß sind Salze, Säuren und Schwefelverbindungen enthalten und eine NF-Endröhre kann schon mal heißer werden als es in einer Spülmaschine der Fall ist.

Ich habe keine Ahnung wie schädlich Fingerabdrücke wirklich sind, aber vorsichtshalber halte ich alle meine Röhren peinlich sauber.
Hinzu kommt noch, daß mir der optische Eindruck auch wichtig ist. Am schönsten finde ich ein Röhrengerät von hinten, bei abgeschraubter Rückwand.

Gruß
Michael

[rettigsmerb]

Moin zusammen,

also - dass die Lebensdauer von Röhren durch Fingerabdrücke verkürzt wird, halte ich eher für unwahrscheinlich. Wenn ich an meine Lehrzeiten zurückdenke... oh je, was hat man da alles gesehen! Total hart zugeknasterte Röhren, bei denen nicht mal mehr die Type abgelesen werden konnte! Vom Innenleben war überhaupt nichts mehr zu sehen. Und doch - die liefen, liefen und liefen. Schön ist das natürlich nicht, gar keine Frage.

In meinen Radios sind alle Röhrlis auch auf Hochglanz poliert - aber nur des Aussehens wegen. Röhren sind einfach schöne und interessante Konstruktionen, sind in meinen Augen echte Kunstwerke! Da muss man 'reingucken können.

In unserem alten Meisterbüro stand übrigens über viele, viele Jahre ein Röhrenradio, welches ein enthusiastischer Kollege in ein Plexiglasgehäuse eingebaut hatte. Pieksauber gepflegt, aussen wie innen, glänzende Röhren, die so schön gemütlich vor sich hin glimmten! Ein echter Blickfang und 24h rund um die Uhr in Betrieb. Schade - der Kollege und das Radio sind nicht mehr da, sind wohl beide in Rente.

Den Oberknaller brachte mal der Aussendiensttechniker während meiner Lehre. "Autsch - sch...e ist die Röhre heiß. Muss ich einen Moment warten, bis ich die wechseln kann." sagte ich, als wir beim Kunden PL509 und PY500 wechseln mussten. "Dann mach dir doch die Finger mit etwas Spucke nass..." grummelte der Kollege. Darauf zeigte ich ihm "einen Vogel" und meinte nur: "Verarschen kann ick mir alleene, wa?"

Schöne Grüße,
Herbert

[BugleBoy]

Hi Herby

Auf meine Arbeit dürfte Kollege Röntgenröhren nur mit Handschuhe ihm anfassen.(nicht meine Aufgabe, meine Arbeit hat mit Digitale-Elektronik zu tun )
da Glas muß penibel sauber sein, wegen immense Hochspannung (110kV)

Nun zu Pl509/PY500, gab da nicht Röhrenzieher aus Stahldraht?

Grüss
Matt

[klausw]

Wie ja allgemein bekannt, darf man Halogenlampen nicht mit den Fingern berühren, weil dadurch die Lebensdauer sehr verkürzt wird. Ein Röhre wird ja auch entsprechend heiss, gilt da dasselbe, oder ist da keine Gefahr?

Möglicherweise liegt hier ein immer wieder auftretendes Missverständnis zu Grunde.
Ich habe einen ähnlichen Vergleich schon oft gelesen, und dann wurde mitunter auch bis aufs "Blut" diskutiert.
Ich las es immer im Vergleich mit Kfz-Glühlampen (oder auch mit: Kfz-Halogenglühlampen), und die Kunde ging dahin, weil selbige lt. vieler Betriebsanleitungen nur mit Tuch angefasst werden dürften, sei es nun auch so bei Röhren. Ergänzt wurde dies durch die Kunde, dass auch Röhren innen (!) braun anliefen, wenn man denn mit seinen Fettgrabschern die Röhre ohne Tuch...

Persönliche Meinung: Nein.

Glühbirnen beim Kfz. durften früher nicht mit Fettgrabschern angefasst werden, weil das dann im Betrieb durch entstehende Hitze verdunstende "Fingerfett" sich auf den empflindlichen Lampenreflektor niederschlagen würde. Lampenreflektoren von Fahrzeugen waren über viele Jahre silberbeschichtet, und ein ohnehin einsetzendes Erblinden sollte nicht noch beschleunigt werden. So weit die Historie.

Im Radio ist aber kein Reflektor. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Hautschweiß durchs Glas ins Innere der Röhre dringt, um dort braunen Beschlag hervorzurufen.
Und wenn ich bedenke, wie viele meiner Röhren ich schon im Lauf der Jahrzehnte begrapscht habe, und vor mir andere dies getan haben, und wieviel Dreck auf den Röhren mitunter sitzt (Herbert sprach's an):
nun, dann werde ich für den Rest meines Lebens auch weiterhin keinen Lappen nehmen.
Es sei denn, ich möchte eine empflindliche Bedruckung der Röhre nicht verwischen, aber das ist ein anderes Thema.

k.

p.s.: natürlich putze ich im Rahmen einer Geräterevision auch die Röhren und entferne verklebten Staub und Küchen"knaster", aber aus rein optischen Gründen.

[uli12us]

Aha, danke, es ging mir nur drum, wenn ich mich schon mal dranmache, so ein altes Teil wieder auf Vordermann zu bringen, dass ich nicht die Röhren schon beim Einbau schädige. Es freut mich, dass das wohl nicht passiert. Wobei das mit den Halogenlampen ein anderes Thema ist, Da herrschen ja doch ganz andere Temperaturen und ich kann mir gut vorstellen, dass durch das Salz und die Temperatur der Kolben quasi ne Sollbruchstelle kriegt.

[amiga3000]

Halogenlampen werden überdies auch heißer wie eine Röhre. Anfassen am Glaskolben soll man die Halogen auch heute noch nicht.

[Nils]

Mir war das nur wie folgt bekannt:

Halogenbirnen erreichen ja eine wirklich hohe Temperatur.

"Fettpfoten" verschmoren auf der Glasoberfläche zu dunkelbraunen Stellen. Das ist wie bei Mutti im angebrannten Kochtopf (oder dem Grillrost).
Das wiederum beeinträchtigt die Leuchtleistung der Birne.

Und das ist schon alles. Es "schadet" nur eventuell der Leuchtleistung durch das verbrannte, dunkelbraune Hautfett.

Radioröhren erreichen niemals die Hitze von Halo-Birnen. Deshalb sehe ich da maximal ein ästhetisches Problem.
Eine saubere AZ 11/12 sieht im Betrieb einfach schöner aus...

Gruß, Nils

[Rema2080]

Hallo,

letztens hatte ich mir den Spaß gemacht und bei einer EL12N die Oberflächentemperatur gemessen.
230°C ist schon ordentlich.

Bei Halogenern werden natürlich sehr viel höhere Temperaturen erreicht.
Ich war eine Zeitlang im Aussendienst einer Kreisbildstelle unterwegs zwecks Wartung von Vorführtechnik.
Ich habe dort regelmäßig ausgebeulte Halogenbrenner mit 650W ausgewechselt (Polylux).
Und da gehört echt was dazu damit Quarzglaskolben schmelzen.
Erweichungstemperatur 1585 °C

mfg

[rettigsmerb]

Hallo,

letztens hatte ich mir den Spaß gemacht und bei einer EL12N die Oberflächentemperatur gemessen.
230°C ist schon ordentlich.

Bei Halogenern werden natürlich sehr viel höhere Temperaturen erreicht.
Ich war eine Zeitlang im Aussendienst einer Kreisbildstelle unterwegs zwecks Wartung von Vorführtechnik.
Ich habe dort regelmäßig ausgebeulte Halogenbrenner mit 650W ausgewechselt (Polylux).
Und da gehört echt was dazu damit Quarzglaskolben schmelzen.
Erweichungstemperatur 1585 °C

mfg

Oooch weißt Du, auch Röhren können bei Schaltungsfehlern eine Delle im Glaskolben bekommen. Gesehen während der Lehre in einem Kundengerät, S/W-Fernseher, Zeilentrafo defekt und trotzdem weiter laufen gelassen, weil "der Ton geht ja noch" (O-Ton Kunde). Die Anode der PL504 hat wohl sehr lange kräftig geglüht. Durch das Vakuum wurde eine etwa 1ct große Delle in die Glaswandung gezogen und das Glas klebte an der Anode. Aber eine tapfere deutsche PL504 kann das nicht erschüttern. Sie funktionierte nach ZTR-Wechsel immer noch brav! Vorsichtshalber wurde sie dennoch ausgetauscht.

Viele Grüße,
Herbert

[Rema2080]

Die Ausbeulungen an den Halogenern entstanden fast immer dadurch, dass die Lampen falsch justiert waren oder der Lüfter ausfiel.
Ich muß aber dazu sagen, dass für die Leistung von 650 Watt der Kolben sehr klein bzw. zu klein dimensioniert war.

mfg

[mvd]

So, bisher haben wir nur Glas besprochen. Wie sieht es denn mit den alten Schätzchen aus, die metallisiert sind?

Oft sieht man diese Metallisierung Blasen werfen und kurz danach kann man das alles in kleinen Bröckchen vom Glas abziehen. Metall und Handschweiß und Wärme, keine gute Mischung, oder?

Wie macht ihr die sauber, wenn sie noch neuwertig aussehen, aber Fingerabdrücke drauf sind?

Gruß
Michael

[Radiomann]

So, bisher haben wir nur Glas besprochen. Wie sieht es denn mit den alten Schätzchen aus, die metallisiert sind?

Trockene Mikrofasertücher haben sich bei mir bislang bewährt.

[klausw]

So, bisher haben wir nur Glas besprochen. Wie sieht es denn mit den alten Schätzchen aus, die metallisiert sind?

Oft sieht man diese Metallisierung Blasen werfen und kurz danach kann man das alles in kleinen Bröckchen vom Glas abziehen. Metall und Handschweiß und Wärme, keine gute Mischung, oder?

Wie macht ihr die sauber, wenn sie noch neuwertig aussehen, aber Fingerabdrücke drauf sind?

Gruß
Michael

Auch hier ist, meines Erachtens und nach meinen Erfahrungswerten, nicht der Handschweiß ursächlich. Ablösungen entstehen, wenn die Röhre über eine längere Zeit einer gewissen Umgebungsfeuchtigkeit ausgesetzt war. Das kann bereits der Fall sein, wenn gebrauchte Röhren in Papier oder Haushaltstüchern eingewickelt unbelüftet über Jahre gelagert wurden. Erkennbar ist dies daran, dass die Ablösung in aller Regel am "Rand" beginnt, d.h. entweder unten am Sockel (dort wo der Draht verläuft) oder oben am Dom, wo bei den RENS-Typen die Bakelitkappe sitzt.
Demzufolge findet man die abgelösten Abschirmungen auch sehr oft in Geräten, die viele Jahre im Keller verbrachten.
Besonders kritisch sind die grauen Telefunken-Beschichtungen der REN(S)-Typen.

k.

[mvd]

Das bedeutet, daß man die beschichteten Röhren möglichst trocken und auch sauber, sprich ohne Fingerabdrücke, lagern sollte.

Das ist für mich ein wichtiger Punkt, denn gerade neuwertige Röhren dieser Zeit sind ja schon recht selten zu finden.

Die "rote Reihe" von Philips scheint da deutlich widerstandsfähiger beschichtet zu sein, denn da habe ich noch nie Blasen drauf gesehen. Die dunkeln nur durch die Wärme im Betrieb etwas nach.

Gruß
Michael