Grundig 3033/56 überholen

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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jowe
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von jowe »

Hallo,das mit Kapazitätserhöhungen bei alten Kondensatoren ist wohl durch Alterung,Wärme Luftfeuchtigkeit zu erklären.Das Dieelektrikum also die Isolierschicht zwischen den Folien schrumpft,so wird die Kapazität höher.Dadurch steigt aber auch die Gefahr von Übergangswiderständen oder Kurzschluss.Also bitte wegen der Betriebssicherheit bitte austauschen.
mfg.Jowe
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von röhrenradiofreak »

Sorry, da muss ich widersprechen.
röhrenradiofreak hat geschrieben:Die Kapazität hat sich nicht wirklich erhöht. Aber die Isolation ist nicht mehr in Ordnung. Damit kommt das Messverfahren der meisten Kapazitätsmessgeräte nicht klar, sie zeigen dann einen mehr oder weniger erhöhten Wert an.

Wer das nicht glaubt, der schalte mal einem einwandfreien Kondensator einen Widerstand von einem bis einigen M Ohm parallel. Das Kapazitätsmessgerät wird nun eine mehr oder weinger deutlich höhere Kapazität anzeigen. Aber wo sollte die zusätzliche Kapazität herkommen? Der Widerstand hat praktisch keine Kapazität.
Ich habe vor einigen Jahren eine Messreihe mit einigen alten Papierkondensatoren und mehreren verschiedenen Kapazitätsmessgeräten durchgeführt. Bei einem davon zeigte ein Messgerät eine um 76 % erhöhte Kapazität an, ein anderes Messgerät (das einer jährlichen Kalibrierung unterliegt, also zweifelsfrei in Ordnung ist) mehr als das 20-fache der Nennkapazität! Das ist mit einer, wodurch auch immer verursachten, wirklichen Kapazitätserhöhung nicht zu erklären.

Aber auch wenn die Anzeige des Kapazitätsmessgerätes bei solchen Kondensatoren nicht korrekt ist, kann sie dennoch als Indikator dafür dienen, dass der Kondensator nicht mehr in Ordnung ist.

Lutz
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von jowe »

Hallo,Lutz.alte "C-s" teste Ich zusätzlich mit einem Analogmessgerät mit Messbereich bis 20 M.ohm. Seit vielen Jahren benutze Ich ein FET Messgrät mit einer Bezeichnung-5050- das es wohl mit unterschiedlichen Namen bei diversen Versendern gibt.Bei verdächtigen Kondensatoren schalte ich den Widerstands Messbereich aufsteigend hoch,dabei misst man meistens einen Übergangswiderstand also einen Leckstrom.Ist für mich ein sicheres Zeichen für austauschen.Zu meinen Lehrzeiten Anfang der 70.er Jahre wurden sogenannte "Wima" Kuren gemacht,also alle Braune und aufgeqwollenen "C"-s raus und neu.
mfg.Jowe
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von röhrenradiofreak »

jowe hat geschrieben:Bei verdächtigen Kondensatoren schalte ich den Widerstands Messbereich aufsteigend hoch,dabei misst man meistens einen Übergangswiderstand also einen Leckstrom.
Manchmal misst man diesen. Nicht immer. Denn der Isolationswiderstand solcher Kondensatoren ist spannungsabhängig. Er ist bei den Spannungen, mit denen Messgeräte arbeiten, oft so hoch, dass er nicht mehr angezeigt wird.

Ich habe seinerzeit versucht, den Isolationswiderstand von 7 alten ERO-Kondensatoren mit 5 verschiedenen Multimetern zu messen. Zwei Digital-Multimeter zeigten bei keinem der Kondensatoren etwas sinnvolles an (in einigen Fällen wurden negative Widerstandwerte angezeigt). Ein Digital-Multimeter immerhin bei zwei Stück, bei einem passiven Analog-Multimeter war bei einem Kondensator gerade eben etwas zu erkennen. Dieser Kondensator hatte bei 30 V bereits einen Leckstrom von 43 µA, was einem Widerstand von 700 k Ohm entspricht! Fazit: mit Digital- oder passiven Analog-Multimetern kann man das nicht messen.

Mit einem FET-Multimeter Huang Chung HC-5050E, das ist wohl der gleiche Typ, den Du auch benutzt, war immerhin bei 6 der 7 Kondensatoren ein Wert zu messen, der aber meist deutlich (mehr als Faktor 10) über dem Widerstand lag, der sich aus dem Leckstrom bei 30 V ergibt. Bei einem Kondensator wurde auch von diesem Messgerät nichts angezeigt, dieser hatte aber bei 30 V bereits einen Leckstrom von 13 µA und verursachte als Koppelkondensator in einem Röhrenradio einen erheblich zu hohen Anodenstrom der Endstufenröhre. Fazit: Mit diesem Messgerät geht es auch nicht immer.

Die einzige Messung, die zuverlässig funktioniert, ist die Leckstrommessung mit einer höheren Spannung. Bei den o.g. Messungen habe ich 30 V aus einem Labornetzgerät verwendet. Je höher die Spannung und je empfindlicher das Messgerät, desto höhere Widerstände kann man noch messen.

Mit dem o.g. FET-Multimeter kann ich auf diese Art Widerstände bis etwa 500 G Ohm messen. Viele neue Kondensatoren liegen in diesem Bereich.

Hier noch die Messfehler, die ich mit 4 verschiedenen Kapazitätsmessgeräten an 5 alten Kondensatoren ermittelt habe. Wohlgemerkt: 100 % bedeutet nicht "korrekte Anzeige", sondern dass der angezeigte Wert um 100 % nach oben abweicht.
Kondensatormessung.jpg
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jowe
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von jowe »

Hallo,Lutz danke für deine Messreihenergebnisse.Als Praktiker tauscht man sowieso immer alte verdächtige Kondensatoren aus .Mit diesem recht preiswerten Messgerät sind wohl doch einigermassen brauchbare Messergebnisse zu erzielen.Ebenso kann man damit sehr gut Standartdioden und Transistoren ohmisch bewerten.
mfg.Jowe
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von BadBehaviour »

Und es geht weiter...
Den Becherelko habe ich durch 2x47µF/400V Elkos ersetzt, die ich unterhalb verlötet habe.
Der alte Becherelko bleibt an seinem Platz, so bleibt wenigstens die Optik erhalten.

Das Brummen ist leider immer noch und der Klang ist sehr dünn für meinen Geschmack.
Wenn ich das Radio ausschalte wird das Brummen (für kurze Zeit) sogar noch lauter, bevor das Radio verstummt.
Wenn ich den Gleichrichter, oder den Netztrafo anfasse lässt das Brummen nach.

Für das Verhalten ist wohl wahrscheinlich einer der Kondensatoren der Klangregelung verantwortlich, oder?
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röhrenradiofreak
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von röhrenradiofreak »

BadBehaviour hat geschrieben:Wenn ich den Gleichrichter, oder den Netztrafo anfasse lässt das Brummen nach.
Und wenn Du das Chassis anfasst, wahrscheinlich auch.
Dann ist die Ursache des Brummens vermutlich eine fehlende Abschirmung.
Hat die Bodenplatte des Radios eine Folienkaschierung? Wenn ja, ist diese wie vorgesehen mit Masse verbunden?

Lutz
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von BadBehaviour »

Oh wie dumm.. ja, jetzt ist nur noch ein leises Brummen zu hören, was wohl ganz normal ist.
Dachte das dient der Abschirmung und Verbesserung des Radioempfangs.

Nur ist der Klang immer noch sehr dünn und leise, und der Bass-Regler hat keinen wahrnehmbaren Einfluss auf den Klang.
Die Röhren habe ich auch schon alle ersetzt.
Denke ich werde heute Abend mal den Bass-Regler durchmessen und sehen, ob es daran liegt oder doch ein anderes Bauteil betroffen ist.


PS der Schreiner, bei dem ich das Renuwell gekauft habe sagte, dass dieses den Lack u.a. leicht anlöst und neu versiegelt (also genau wonach ich gesucht hatte).
Das Ergebsse ist ok, aber nicht perfekt.
Das negative daran ist nur, wenn man Renuwell dauerhaft anwendet ist man irgendwann durch den Lack. Für den täglichen Gebrauch lieber eine Holzpflege benutzen (z.b. von Renuwell^^)

LG

Dennis
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paulchen
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von paulchen »

dass dieses den Lack u.a. leicht anlöst und neu versiegelt
Das wäre mir neu. Ich will es mal nicht glauben.
Renuvell ist im Endeffekt eine normale Möbelpolitur und verhält sich auch so. Der Erfolg ist flüchtig und muß wiederholt werden. Einzig das Radio wird über die Zeit dunkler. Wie bei einer Politur für dunkles Holz.
Frag mal Deinen Tischler, was da den Lack anlösen soll. Würde mich mal interessieren :wink: .

paulchen
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von BadBehaviour »

So das Problem ist auch beseitigt!
Es war nicht der Regler, sondern die Kontakte am Dirigenten-Steckfeld.
Diese waren noch schmutzig und vor allem auseinander gebogen.

Jetzt werde ich noch die Spannungen laut Schaltplan messen und der Dauertest steht noch an.
Ich bin zuversichtlich :)

Schon mal vielen Dank an alle Helfenden Köpfe hier.

LG

Dennis
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von BadBehaviour »

Nachdem ich nun einige Zeit nicht dazu gekommen bin, habe ich mich heute nochmal meinem Radio gewidmet.
Bisher dachte ich, dass der AM-Bereich nicht funktionieren würde. Mein Koffer-Transistorradio hatte aber auch keinen Empfang, also bin ich kurzerhand mit dem Radio auf die Terasse und... AM funktioniert!
Um 900KHz knackt es öfter sowohl auf MW als auch auf LW (Plattenschluss?).
Der Empfang ist nicht perfekt, aber ganz ok. Evt. lässt sich das mit einer neuen Röhre noch steigern.

Beim Messen haben sich noch ein paar Fragen ergeben.
Die Spannung an G1 der EL84 wird von Grundig mit 6V angegeben. Gemessen habe ich hier 0,01V.
Bei der ECH 81 messe ich an G1 statt 2,2V ca. -0,4V.

Alle anderen Werte sind fast die vorgegebenen. Die Abweichungen erklären sich denke ich durch die jetzt üblichen 230V.
Heizspannung 6,9V,
EL84-A=261
EL84-G2=218
EABC80-A=68V
EF89-G2=68V
EF89-A=215V (und deutlich leiser beim messen)
ECH81-G2+4=98V
ECH81-AH=204V
ECH81-AT=100V-121V (jeh nach Frequenz)
Außer ECH81-AT alles im UKW gemessen.

Hatte das Radio bisher ca. 30 min an und sowohl Gleichrichter als auch Netztrafo werden gut Handwarm.
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von röhrenradiofreak »

BadBehaviour hat geschrieben:Die Spannung an G1 der EL84 wird von Grundig mit 6V angegeben. Gemessen habe ich hier 0,01V.
Das ist merkwürdig. In meinem Schaltplan steht hier 7,5 V (bei UKW) bzw. 6,5 V (bei AM). Normalerweise werden alle Spannungen gegen Masse (Chassis) gemessen, gemäß Bemerkung im Schaltplan auch in diesem Radio. Eine Spannung von 6 oder 7 Volt darf dort nicht anliegen, denn das würde einen viel zu hohen Anodenstrom der EL 84 zur Folge haben.

0 Volt am Gitter 1 der EL ist richtig. Ich gehe von einem Fehler im Schaltplan aus. Wenn sich die Spannungsangabe auf die Kathode beziehen würde, die auf dem danebenliegenden Stift liegt, würde es passen.

Lutz
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von BadBehaviour »

Sehr gut! Hatte auch gelesen, dass die Spannung eigentlich 0 sein müsste.
An der Kathode messe ich 5,8V bei UKW.

LG Dennis
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von röhrenradiofreak »

Wenn die Anoden- und G2-Spannungen passen, bedeutet das, dass die EL 84 nicht mehr ihre volle Emission hat. Wenn das Radio einwandfrei spielt, kann man das aber ignorieren. Das ist so ähnlich wie bei einem Autoreifen: den erneuert man ja auch nicht nur deshalb, weil er "nur noch" 6 mm Profil hat.

Eins hatte ich im meinem letzten Posting verwechselt: Die kleinere Spannung gilt für UKW, weil ja durch die zusätzliche Stromaufnahme des UKW-Teils alle Spannungen im Gerät niedriger sind.

Lutz
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Re: Grundig 3033/56 überholen

Beitrag von BadBehaviour »

Die Röhre ist eine eigentlich "neue" 6P14P-EB.
Mit der alten EL84 habe ich an G2 223,5V und A 262V gemessen.
Die EL84 ist jetzt wieder in Betrieb, bis sie den Heldentod stirbt.